Musikschaffende, die sich als Schwarz, PoC oder migrantisch* identifizieren oder Fluchterfahrung haben, sind in Wien noch immer unterrepräsentiert und das muss sich zugunsten einer diversen Musikszene – und allgemeiner Chancengleichheit – ändern. Daher vergibt QM&A On Stage jährlich Sachpreise an Musiker:innen mit außergewöhnlichem künstlerischen Potential. Dieses Jahr fand das Showcase-Event in Kooperation mit der Villa Lala, dem Songwriting-Hub von Julian le Play, filous und Elias Oldofredi statt.
Bei einem exklusiven Event für geladene Gäste aus der Wiener Musikindustrie fanden am 17.9.2022 Konzerte der diesjährigen Gewinner:innen von QM&A On Stage statt – Jasmin Elgou, Schwesta Ebra, Chris Uboh und Xing spielten jeweils ein kurzes Set und erhielten Sachpreise, gesponsert von Simpvideo, Anna Breit, Ilija Milicic, Fiakka Studios, Nikodem Milewski, Villa Lala, Vienna Rehearsal Studios und Lewitt. Darunter waren Mikrofone, Produktion-Sessions, Foto-Shootings und andere sinnstiftende Preise, die die Karriere der Musiker:innen nachhaltig fördern.
Um als Gewinner:innen im Rennen zu sein, war eine Bewerbung nötig. Aus allen Einreichungen wählte die Expert:innen-Jury im August 2022 vier Acts aus. Mit dabei bei der Jury waren dieses Jahr Vincenz Eder (Fiakka Studios), Julia Breit (aka Filly) und Ana Ryue (Musikjournalistin).
In Wien gibt es bereits Veranstaltungen, die herausragende Musiker:innen prämieren. Dennoch ist QM&A On Stage notwendig, da diese oft nicht berücksichtigen welche Musiker:innen überhaupt die Möglichkeit haben so weit im Musikbusiness zu kommen, dass sie überhaupt für solche Preise berücksichtigt werden. Die strukturellen Hürden sind groß, da die meisten Entscheidungsträger:innen nach wie vor weiß und männlich sind und wenig Verständnis dafür zeigen, dass sie als “Gatekeeper” in der Musikszene fungieren. Vor allem in den Genren Pop, Folk und Indie ist die Diversität sehr niedrig und meistens weiße, männliche Musiker:innen vertreten. Die Initiative QM&A On Stage macht auf diese Fehlstellung aufmerksam und ruft alle Akteur:innen, wie Produzent:innen, Labelmitarbeiter:innen, Journalist:innen und Booker:innen auf, hier ihren Beitrag zu einer diverseren Musikszene zu leisten.
Auch nächstes Jahr sollen wieder speziell solche Wiener Musiker:innen prämiert werden, die sich als Schwarz, PoC oder migrantisch* identifizieren oder Fluchterfahrung haben. Um das erfolgreich umsetzen zu können, hoffen wir erneut mit so vielen unterstützenden Kooperationspartner:innen arbeiten zu können, die zeigen, dass ihnen dieses Thema ein Anliegen ist und durch ihre Unterstützung ganz direkt Musiker:innen unterstützen, die in der Wiener Musikszene sonst stark unterrepräsentiert sind.
JASMIN EL GOU. Die Musik der österreich-ägyptischen Musikerin, Songwriterin und Sängerin jasmin elgou bewegt sich zwischen Pop, RnB, Soul und Electronic. Sie ist eine DIY-Künstlerin, schreibt, arrangiert und produziert ihre Songs in ihrem Wohnzimmer und tritt als Solo-Künstlerin auf. Eine ausdrucksstarke, unverkennbare Stimme gepaart mit atmosphärischen Klängen und eingängigen Melodien machen ihren Sound zu modernem Pop, der spannend bleibt. Prägnant im Ausdruck, melancholisch und selbstbestimmt zugleich, schafft sie es, ihre Hörer*innen durch den Raum zu tragen.
Schwesta Ebra. Kann der männerdominierte, zum großen Teil sexistische und gewaltverherrlichende Deutschrap eigentlich auch feministisch sein? Diese Frage stellte sich Ebru Sokolova aka Schwesta Ebra Anfang 2021 und fing an auf ihren Social Media Plattformen Songs von berühmten Rappern um zutexten und unter dem Titel „Wenn (Rapper xy) Feminist wäre“ als Video zu veröffentlichen. Bestärkt durch viel positives Feedback ihrer Follower*innen beschloss sie, eine der Parodien als Single zu veröffentlichen.
Die Musik von Chris Uboh kann man als einfühlsam, melancholisch, und beruhigend bezeichnen. Mit seiner einzigartigen und dynamischen Stimme spricht der in Wien geborene Folk/Singer-Songwriter in seinen Liedern über prägende Lebenserfahrungen und Emotionsphasen mit denen sich sein Publikum verbunden fühlen kann.
Das stilistische Spektrum von XING rangiert zwischen melancholischen Melodien, Hip Hop Elementen, Einflüssen aus dem R&B und einer großen Menge Soul. Aus den verschiedenen musikalischen Hintergründen und einer tiefen Stimme, welche auch Höhen unbeschwert meistert, ergibt sich eine Soundscape voll fesselnder Beats und intimen Texten mit gesellschaftskritischer Substanz.
Forderungen der Initiative. Die Line-Ups in Wien müssen diverser werden. Die Labels müssen ein diverseres Spektrum an Musikschaffenden unter Vertrag nehmen. Es braucht einen gleichberechtigten Zugang zur Musikszene für alle Musikschaffenden.
Die Vision einer zugänglicheren Wiener Musik-Szene. Hinter QM&A On Stage steht die 2016 informell ins Leben gerufene und 2019 offiziell etablierte Wiener Initiative QUESTION ME & ANSWER (QM&A). QM&A verfolgt seit der Gründung die Vision, die Kunst- und Kultur-Szene Wiens zugänglicher und diverser zu gestalten: Als Beratungsstelle, mit unterschiedlichen Veranstaltungsformen, Nachwuchsprogrammen und der proaktiven Vernetzung von Neuankömmlingen mit etablierten Mitgliedern der Wiener Kunst- und Kultur-Szene.
QUESTION ME & ANSWER – www.questionmeandanswer.com