Die Dualität von Stärke und Zerbrechlichkeit des Körpers, wie auch die Diskrepanz zwischen Stillstand und Bewegung wird künstlerisch kommentiert und die unterschiedlichen Facetten zum Thema Trauma visualisiert.
Die gezeigten Werke von den Künstlerinnen Hilla Ben Ari (1972), Aaron Nora Scherer (1993) und Carlos Vergara (1989) werden in einen Dialog, der sich einerseits auf die Aspekte von Trauma und Körper bezieht und andererseits Kritik an der Tabuisierung von sexualisierter Gewalt in einer stigmatisierenden Gesellschaft ausübt, gesetzt. Das Project Statement TORN BODIES als Möglichkeit der Vergegenwärtigung von Trauma im (zerrissenen, gezeichneten) Körper, mit dem damit einhergehenden Versuch der Emotionalisierung und Sensibilisierung auf die Thematik, visualisiert die Abwesenheit von Solidarisierung und Sichtbarkeit in unserer Gesellschaft.
Die israelische Künstlerin Hilla Ben Ari legt in ihrer Arbeit, die sich über eine Vielzahl von Medien (darunter Video, Skulptur, Installationen und Papierschnitte) erstreckt, den Fokus auf den weiblichen Körper. Als metaphorischer Knotenpunkt, in welchem private, soziale und politische Konventionen miteinander verschmelzen, wird der Körper in den Videoarbeiten der Künstlerin in Positionen, die nahezu unmöglich zu halten sind, gezeigt. Der Körper erscheint eingefroren, als wäre er Teil eines Videostandbildes. Die, im Zuge von TORN BODIES, gezeigte Videoarbeit Soil der 11-Channel Video Installation Rethinking Broken Lines: A Tribute to Heda Oren (2017) schafft einen Dialog zwischen möglichen Genealogien von Nähe und Distanz, Affinität und Spannung zwischen den Geschlechtern und Generationen, wie sie in der Beziehung zwischen dem weiblichen Körper und dem Ort der Handlung zum Ausdruck kommen.
Unsichtbar – Die interdisziplinäre Initiative zur Sichtbarmachung sexualisierter Gewalt Unsichtbar – Die interdisziplinäre Initiative zur Sichtbarmachung sexualisierter Gewalt Unsichtbar – Die interdisziplinäre Initiative zur Sichtbarmachung sexualisierter Gewalt Unsichtbar – Die interdisziplinäre Initiative zur Sichtbarmachung sexualisierter Gewalt
Aaron Nora Scherer ist eine, in Wien lebende, Sozialarbeiterin, Bodyworkerin und Künstlerin, deren Praxis Performance, Video, Skulptur und Installation umfasst. Ausgehend von Fragestellungen zu sozialen Dynamiken, entstehen mehrdeutige Werke, die den Körper als solches entfremden. Im Zuge von TORN BODIES ist die zweiteilige Skulptur fff_ (2022), bestehend aus Knochen und Fleisch, zu sehen. Die Skulptur verweist auf den erstarrten Körper nach missbräuchlichen Erlebnissen sowie den dadurch entstandenen Traumata, die sich als brutaler Einschnitt im Leben von Betroffenen äußern und durch das Hervorheben von Knochen und Fleisch innerhalb der Skulptur visualisiert werden. Darüber hinaus bilden die eingebauten Laserpointer eine Brücke zwischen dem Subjekt — dem Körper — und der Außenwelt.
Der kolumbianische Künstler Carlos Vergara bildet mit seiner Arbeit eine Art Zwischenraum — einen Übergang zwischen der analogen und der digitalen Welt. Er konfrontiert die Betrachtenden mit einer Vorstellung von Realität und Fiktion und entwickelt so eine Sprache, die sich mit dem Selbst und dem Anderen, dem Hier und dem Dort, der Vergangenheit und der Zukunft beschäftigt. Dies gelingt, indem er hinterfragt, wie wir uns an eine sich ständig verändernde Welt anpassen, um die Leere, die Abwesenheit, und die Zeit zu materialisieren. Die im Zuge von TORN BODIES gezeigte Arbeit Invisible Porn (2016) verweist auf Sexualität als ein einziges und sich wiederholendes, nicht diversifiziertes Konstrukt, welches von einem bereits etablierten Moralsystem, in dem es kaum Platz für queere Rhetorik, Politik oder Ausdrucksformen gibt, überwacht wird. Durch den Akt der Zensur werden die Betrachtenden dazu gezwungen das gezeigte Bild zu vervollständigen und sich diesem im Zuge dessen physisch zu nähern. So werden die Spuren der dahinter verborgenen Informationen aufgedeckt und sichtbar gemacht.
TORN BODIES – visualizing trauma and the stigmatized body kuratiert von Livia Klein
unsichtbar ist eine intermediale und interdisziplinäre Initiative gegen sexualisierte Gewalt. Wir sind eine Plattform der Solidarität und Gemeinschaft, die individuelle Schicksalsschläge betroffener Personen aus dem Schlagschatten der Verdrängung und Bagatellisierung, dem damit einhergehenden Gefühl der UNSICHTBARkeit, in das Licht der öffentlichen Wahrnehmung und Sichtbarkeit bringt! Wir streben eine Welt an, in der strukturelle Ungerechtigkeiten und Benachteiligungen, die zu Problematiken wie Sexualisierter Gewalt führen, sichtbar sind, als Problem anerkannt werden und aktiv gegen diese angekämpft wird. Sexualisierte Gewalt ist eine weitverbreitete Problematik und kann in verschiedensten, oftmals auch versteckten Formen auftreten! Keine davon bedarf einer Wertung und soll in ihrer Individualität ernstgenommen werden. Trotzdem ist sexualisierte Gewalt in unserer Gesellschaft nach wie vor unsichtbar. Das wollen wir ändern und haben es uns zur Aufgabe gemacht sexualisierte Gewalt sichtbar zu machen! Dabei wollen wir vor allem Situationen behandeln und aufgreifen, die in der Gesellschaft oftmals bagatellisiert werden; und dennoch gravierende Auswirkungen auf Betroffene haben. unsichtbar schafft einen intermedialen, interdisziplinären Diskurs, indem wir Sprachrohr für Betroffene sind und die Folgen von sexualisierter Gewalt bewusst machen – auf individueller und gesellschaftlicher Ebene. Wir zeigen auf, dass die entstandenen Traumata bzw. psychischen Verletzungen oft weitaus gravierender sind als den Betroffenen und ihren Angehörigen bewusst ist und auch gesellschaftliche Auswirkungen haben können. Aus Wegschauen und gesellschaftlicher Tatenlosigkeit wird Bewusstsein und Unterstützung.
Livia Klein (Künstlerische Leitung). Livia Klein ist Initiatorin von unsichtbar und übernimmt die künstlerische Leitung. Als Kuratorin, Galerie-Mitarbeiterin und Digital Communication Managerin für verschiedene Kunst- und Kultur-Institutionen und Künstlerinnen, ist sie fest verankert in der Wiener Kunstszene. Sie beschäftigt sich seit vielen Jahren auf sowohl traumapädagogische als auch künstlerische Art und Weise intensiv mit der Thematik „sexualisierte Gewalt“. Mit einem Studium in Sozialpädagogik sowie Bildungswissenschaften und einer zusätzlichen Ausbildung zur Traumapädagogin und traumazentrierten Fachberaterin weist Livia Klein Expertise und Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Überlebenden auf. In ihren derzeitigen Studien der Deutschen Philologie und Kunstgeschichte verbindet die Künstlerin und Aktivistin ihr Wissen mit den Künsten und der Literatur, um so eine interdisziplinäre Auseinandersetzung mit der Thematik zu schaffen.
Helena Gabriel-Oiwoh (Inhaltliche Leitung). Helena Gabriel-Oiwoh übernimmt die inhaltliche Leitung von unsichtbar und engagiert sich seit Jahren gegen Gewalt an Frauen und Mädchen* und die Gleichstellung der Geschlechter. Women Empowerment ist ihr seit jeher ein Herzensanliegen. Um dieses voranzutreiben, war sie 2016 bis 2017 bei „Women in Business“, dem Schweizer Magazin zur Förderung von Frauen in der Arbeitswelt, tätig. Ab 2017 koordinierte sie die „Orange the World – 16 days of activism to end violence against women and girls“ Kampagne bei UN Women Austria. Kurze Zeit später wurde sie zur Herausgeberin des jährlich erscheinenden Ressourcenbuchs FEMICIDE zur geschlecht-erbezogenen Ermordung von Frauen bei ACUNS Vienna. 2019 gründete sie schließlich die United Nations Studies Association (UNSA) Vienna, unter anderem mit dem Ziel, eine lösungsorientierte Auseinandersetzung mit den UN-Nachhaltigkeitszielen und insbesondere der Problematik Gewalt gegen Frauen* und Mädchen* zu schaffen – ganz gleich, ob auf praktischer, wissenschaftlicher, aktivistischer oder künstlerischer Basis. Stella Rollny Kucher Grafik-Design und Art Direction Stella Kucher absolvierte 2019 ihren BA in Grafik-Design an der Kunstuniversität in Linz und studiert nun an der Universität für angewandte Kunst in Wien und arbeitet nebenbei freiberuflich. In ihrer Arbeit legt sie Ihren Fokus auf Interdisziplinarität und versucht in Ihren Arbeiten als Gestalterin um die Ecke zu denken. Das Projekt „Unsichtbar“ wird von ihr seit der ersten Stunde begleitet da Sie das Spannungsfeld zwischen ästhetischer Gestaltung und Gesellschaftlich relevanter Thematiken als besonders wichtig ansieht.
Katharina Choe (Kommunikation und Medienarbeit). Katharina Choe ist seit Mai 2022 bei unsichtbar dabei, und übernimmt die Kommunikation und Medienarbeit von unsichtbar. Als Menschenrechtsexpertin setzt sie sich für feministische Themen ein, spezialisiert auf neuen Formen von geschlechterbasierter Gewalt und des „Silencing“ Effekts von Politikerinnen und dessen Auswirkungen im digitalen Raum. Im Jahr 2019 trat sie dem Rat der Europäischen Union als Trainee bei, und organisierte hochrangige Konferenzen und gab interne Trainings zur Bekämpfung von Belästigung und zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter, der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, und Diversität und Inklusion in der Arbeitswelt. Seit 2020, arbeitet sie im NGO Sektor zur Förderung von Women Empowerment, um die Erreichung der 17 Nachhaltigkeitsziele der UN, und des Pariser Klimaabkommens voranzutreiben. Als gebürtige Österreicherin-Koreanerin, zieht sie ihre Motivation für unsichtbar und für intersektionalen Feminismus aus ihren eigenen Erfahrungen mit patriarchalen und rassistischen Strukturen.