“Künstler*innen
   
Wien Kunst

Über die Artist’s Toolbox

Die Artist’s Toolbox bietet als Weiterbildungsplattform praxisnahe Workshops in Form von Videos, Templates und Leitfäden zu vielfältigen Themen und Fragestellungen im Kunst- und Kulturbetrieb an. Transparenz und Offenheit werden gefördert sowie das Teilen von Wissen leichter gemacht. Auf diese Weise wird der Status quo der zeitgenössischen Kunstpraxis nachhaltig verbessert und aufstrebende Künstler:innen gezielt unterstützt.
Faltblatt Artist’s Toolbox © Erol Serbest
Faltblatt Artist’s Toolbox © Erol Serbest

Was waren deine wichtigsten Erkenntnisse, und was hat dich dazu inspiriert, die Artist’s Toolbox zu entwickeln?
Die „Vermarktung“ in der zeitgenössischen Kunst und Kultur interessiert mich lange, 2019 habe ich meine Masterarbeit dazu geschrieben und als ich ein Jahr davor anfing, frei in der Szene zu arbeiten, poppte dieser Aspekt immer öfter auf. Nach einigen Gesprächen wurde mir bewusst, dass diese Personen wahre Allrounder: in sein müssen. Neben der künstlerischen Praxis sollten sie auch organisatorische und koordinierende Aufgaben übernehmen, wie zum Beispiel Websites erstellen und gestalten, Texte verfassen, Förderanträge stellen, Social-Media-Auftritte planen und vieles mehr. Es ist nicht selbstverständlich, dass Künstler: innen und Kulturschaffende diese Fähigkeiten besitzen; sie müssen sie sich aneignen oder teuer auslagern.

Faltblatt Artist’s Toolbox © Erol Serbest
Faltblatt Artist’s Toolbox © Erol Serbest

Für welche Zielgruppe ist die Artist’s Toolbox gedacht?
Die Artist’s Toolbox richtet sich an Kunst- und Kulturschaffende – an Künstler:innen, Kulturarbeitende, Studierende und all jene, die sich im Kunst- und Kultursektor weiterbilden möchten.

Ist die Nutzung kostenpflichtig?
Ja, die Inhalte – Workshops in Form von kurzen Videos (ca. 10 Minuten) sowie Templates, Mustervorlagen und Checklisten – werden kostenpflichtig angeboten. Der Preis von 9 € pro Video und 4 € pro Template ist bewusst erschwinglich gewählt. Zunächst werde ich diese Preise in einer Testphase verwenden und prüfen, ob Anpassungen nötig sind. Bei der Artist’s Toolbox besteht keine Abo-Verpflichtung; die Inhalte können ganz nach Bedarf einzeln gekauft werden.“

Wie tiefgehend sind die Leitfäden und Templates gestaltet? Handelt es sich dabei um grundlegende Informationen oder um ausführliche, praxisorientierte Anleitungen?
Unterschiedlich, manche sind kurz und prägnant, andere länger. Das Ziel ist es ausführliche, praxisorientierte Checklisten und Anleitungen zu geben, auf Themen und Schritte aufmerksam zu machen, die man vielleicht erst im Laufe der Zeit lernt. Ich halte es für essenziell, Erfahrungen und Wissen zur Verfügung zu stellen. Meine Motivation ist es, durch die Vermittlung von Wissen Machtstrukturen zu hinterfragen, für mehr Transparenz einzutreten und die Kommunikation zu fördern.

Eröffnungsrede Artist’s Toolbox Soft Launch © Erol Serbest
Eröffnungsrede Artist’s Toolbox Soft Launch © Erol Serbest

Gibt es neben den digitalen Formaten auch Präsenzveranstaltungen?
Derzeit sind keine eigenen Präsenzveranstaltungen geplant, da der Fokus auf dem Angebot der Weiterbildungsplattform liegt. Allerdings gibt es die Möglichkeit für ein individuelles Coaching/Consulting.

Wie schätzt du die Entwicklung des Kunstmarkts in Österreich im internationalen Vergleich ein?
Der österreichische Kunstmarkt ist schwierig, es mangelt an finanziellen Mitteln und einer Sammler:innenschaft. Der im europäischen Vergleich hohe Mehrwertsteuersatz stellt eine weitere Schwierigkeit dar. Derzeit liegt dieser für bildende Kunst bei 13 %, in Frankreich bei 5,5 %, in Großbritannien bei 5 %, in der Schweiz bei 8,1 % und Deutschland wendet seit diesem Januar (2025) nur noch den reduzierten Steuersatz von 7 % an. Gleichzeitig bricht auch die Mittelschicht als Klientel weg. Ich hoffe, dass ich durch meine Arbeit Künstler:innen und Kulturschaffenden bestimmte Kenntnisse vermitteln kann, die ihnen eine größere Unabhängigkeit ermöglichen und sie in ihrer Selbstständigkeit unterstützen.

Werden Kommunikationsstrategien auch für Künstler:innen immer wichtiger?
Natürlich, Kunst und Kommunikation gehen für mich persönlich Hand in Hand. Mittlerweile gibt es auch durch Social Media die Möglichkeit, schnell, intuitiv und einfach Informationen zu vermitteln und somit auch präsent zu bleiben. Gerade was die Kommunikation nach außen betrifft, empfehle ich, einen Plan zu erstellen, sich zu überlegen, was man kommunizieren möchte und welche Partner oder Medien dafür die Richtigen sind.

Welche langfristigen Ziele verfolgt die Artist’s Toolbox für die Kunst- und Kulturszene?
Die Artist’s Toolbox fördert Transparenz und Offenheit, liefert Professionalisierung und Weiterbildung für branchenbezogene Themen, verbessert den Status quo der zeitgenössischen Kunstpraxis nachhaltig und ermöglicht Community sowie Zusammenhalt. Es geht auch darum, jeder Person in jeder Lebenslage die Möglichkeit und Chance zu geben, Zugang zu diesen Informationen bzw. Skills zu erhalten.

Artist’s Toolbox – www.marschalek.art/artists-toolbox/


Paula Marschalek, BA MAS ist eine österreichische Kunsthistorikerin, Kulturmanagerin und Gründerin der international agierenden Kommunikationsagentur Marschalek Art Management. Sie hat in renommierten Kulturinstitutionen wie dem Dorotheum, dem Kunsthistorischen Museum und MAK gearbeitet. Zudem sammelte sie Erfahrungen am Kunstmarkt bei einer jungen Galerie und absolvierte ein Kulturmanagement-Stipendium im MAK Center in Los Angeles, USA. Sie schreibt, tritt als Speakerin auf und kuratiert Ausstellungsprojekte mit dem Fokus auf feministischer Produktion. Neben klassischer Kunst- /Kultur-PR und Social Media Kommunikation, entwickelt Paula individuell zugeschnittene Kommunikationsstrategien und Beratungen für Kunst- und Kulturschaffende. www.marschalek.art

Team: Paula Marschalek (Idee, Inhalte, Recherche, Umsetzung) / Isabella Fürst (Videoproduktion, Gestaltung, Grafikdesign) / Mira Kerbl (Assistenz Research, Lektorat, Implementierung) Gefördert durch die Wirtschaftsagentur Wien. Ein Fonds der Stadt Wien.