Der Versuch, das Wesentliche darzustellen gilt als Prämisse für den renommierten Künstler, der in den 1980er Jahren an der Kunstakademie in Prag sozialisiert wurde.
Unter dem Titel The Volunteer zeigt Jan Merta in seiner vierten Einzelausstellung in der Galerie Martin Janda neue Arbeiten, die um das Dispositiv der Macht kreisen. Der Titel der Ausstellung bildet gleichzeitig den Titel einer Arbeit, bei der ein Helm auf einer Mauer zu sehen ist. Dieser markiert den Aufbruch ins Ungewisse und verweist auf gegenwärtige Krisenherde. Präsenz und Absenz als Gegenpole bedingen einander in jedem von Mertas Bildern. Während in diesem Bild keine konkrete Person zu sehen ist, zeigt Recruitment das Gesicht einer Frau mit Helm. Die schillernden Farben des Stahlhelms erinnern gleichzeitig an einen bunten Damenhut. Dieser Gegensatz wird durch die Pop-inspirierte Farbpalette einer Werbeästhetik hervorgerufen, die Aspekte von Schönheit aufgreift, diese inhaltlich jedoch konterkariert.
Auf den ersten Blick ist Mertas Malerei von einer lyrischen und poetischen Qualität geprägt, die bei genauerer Betrachtung Unbehagen hervorruft und zu einer eingehenden Kontemplation anregt. Die Arbeiten eröffnen einen Raum, der thematische Verweise schafft und das eigentliche Geschehen außerhalb der Bildoberfläche stattfinden lässt. So wird etwa der Militärhelm als Trope von Merta in vielen seiner Bilder aufgegriffen. Weiters bilden Fels und Brandung, Küste sowie der unendliche Horizont am Meer immer wiederkehrende Elemente, die Verunsicherung und Gefahr mit sich bringen. Letzteres zeigt sich in einer Serie an Bildern, die mit Sheer Shore betitelt sind, wobei die überbordenden Felsen in kubistischer Manier zerlegt werden und wie mehrfarbige Prismen aussehen. Nur in dem Bild School Trip II erscheint ein überdimensionaler grauer Felsen, der bedrohlich über einer Gruppe von SchülerInnen ragt und diese wie Miniaturfiguren ins Bild treten lässt.
Die Aussagekraft von Mertas Bildern rührt von einem Verweis auf das Konkrete, das von unnützen Zusatzelementen befreit wird und in seiner Abstrahiertheit unterschiedliche Narrationsketten generiert. Die Titel der Arbeiten werden ebenso schlicht gehalten, um einen möglichst großen Gedankenraum zu schaffen. Als reduziertestes Bild gilt in dieser Hinsicht Lamp II, in dem vor einem schwarz schattierten Hintergrund eine weiße Kugel von der Decke hängt. Handelt es sich bei dem Hintergrund um einen Felsen, ein Gebirge, eine Wand oder eine Mauer, und was ereignet sich am Rande oder hinter dem Horizont? Fragen wie diese definieren gegenwärtige Bedrohungsszenarien, in denen das Unbekannte als Akteur und potenzieller Gefahrenbringer in Erscheinung tritt.
Ausstellung: Jan Merta: The Volunteer
Ausstellungsbeginn: Donnerstag, 27. Jänner 2022, 16–20 Uhr
Dauer der Ausstellung: 28. Jänner bis 05. März 2022
Adresse und Kontakt:
Galerie Martin Janda
Eschenbachgasse 11, A-1010 Wien
www.martinjanda.at