Ich denke, es sind vielleicht genau diese übersehenen täglichen Begleiter, die maßgeblich dazu beitragen können, dass sich uns ein Ort vertraut anfühlt.
Ich lasse meinen Blick um mich schweifen, nehme meine lang vertraute Wohnung ganz bewusst neu wahr. Die Aluschalen ausgebrannter Teelichter sprechen von meiner zum Ritual gewordenen Vorliebe dafür, mein Zimmer abends mit Kerzenschein auszuleuchten, während tagsüber das Sonnenlicht durch die Luft schwebende Katzenhaare offenbart. Es stapeln sich Kaffeetassen und verstaubte Materialexperimente, in einer Lade unter meinem Bett verstecken sich auseinandergenommene Überreste alter Arbeiten.
Die Installation bringt all diese Objekte in einem neuen Kontext zusammen. Es entsteht eine vertraut wohnhaft anmutende Szene, die sich jedoch bei näherem Betrachten als fremd herausstellt. Ursprüngliche Funktionen gehen verloren: die aus einer Perlenkette gebundene Kaffeetasse kann keine Flüssigkeit halten, die meisten der Teelichter sind ausgebrannt. In Plastik verpackte Katzenhaare und mit Latex bezogener Karton schmücken die Wand des angedeuteten häuslichen Raums – ein Eindruck, der verstärkt wird durch ein fragiles, von Nylonfäden hängendes Fenster (oder Leinwand-)Gerüst.
Was die Arbeit bedingt: »Können sich Alltags- und Gebrauchsgegenstände in Kunstobjekte verwandeln, neue Funktionen erhalten und so neue Bedeutungsebenen geschaffen werden?« Das mag und kann ich an dieser Stelle nicht beantworten – ich hoffe aber, dass sie ihre Zurschaustellung so sehr genossen haben wie ich ihr Kennenlernen.
Laura Stöckler – www.instagram.com/laura_stoeckler/
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