Kaum jemand hat so gut wie Ingmar Bergman die Tragik der modernen Ehe verstanden, die nur durch eben die Leidenschaft am Leben erhalten werden kann, die sie gleichzeitig zu zerstören droht. Der schwedische Filmemacher schuf 1973 mit SZENEN EINER EHE ein Drama um einen Mann und eine Frau, deren Ehe nach zehn Jahren zerbricht, weil ER eine Neue zu lieben meint und SIE und die beiden gemeinsamen Töchter verlässt. Bergmans Film begleitet die Frau durch Verzweiflung und Panik, schließlich dann in eine neue Freiheit, die in so etwas wie Frieden mit ihrem Mann mündet. Handlung tritt in dem Drama völlig in den Hintergrund. Kraft und Zerstörung gehen sehr präzise von den Dialogen aus. Als die Fernsehfassung erstmals gesendet wurde, blieb das ganze Land zu Hause. Die Straßen waren menschenleer, alle wollten die Geschichte verfolgen, die die eigene hätte sein können. Bergmans Film zeigt eine endlose Geschichte von den Routinen häuslicher Zweisamkeit, die sich zu einer reiferen Form des Zusammenseins entwickelt, inklusive Seitensprüngen, Eifersucht und Streit. Es ist eine Auseinandersetzung mit einem bürgerlichen Verständnis von Liebe aus der Perspektive eines Vorzeigepaars der Mittelklasse.
Ein zentrales Thema in der Arbeit von Markus Öhrn, schwedischer Künstler und Regisseur, sind toxische Geschlechterrollen, Strukturen der Unterdrückung, das plötzliche Kippen alltäglicher Situationen in Endlosschleifen der Eskalation. Im Jahr 2018 war er für seine Theaterarbeit HÄUSLICHE GEWALT für den Nestroy-Preis nominiert, den er dann 2019 für 3 EPISODES OF LIFE erhielt. SZENEN EINER EHE ist die thematische Verlängerung dieser Themenkomplexe.
Volkstheater x Gartenbaukino. Das Gartenbaukino zeigt am 16. und 30. April den Film von Ingmar Bergman SZENEN EINER EHE, auf dem Markus Öhrns Inszenierung am Volkstheater beruht.
Besetzung mit: Elias Eilinghoff & Bettina Lieder
Regie und Bühne: Markus Öhrn
Kostüm: Eleonore Carriere
Sounddesign Joachim Zach
Lightdesign: Anton Andersson
Dramaturgie: Henning Nass