Es ist eine freundschaftliche, psychologische, kritisch-ökofeministische, wie politische Analyse der Psyche der Erde, die in unterschiedlich variierenden Szenarien auf die Spitze getrieben wird. Der unterirdische, schlüpfrige Pudding mutiert im Auge der Betrachter:innen vom Nabel der Welt, begehrtem Rohstoff, kollektivem Organ, intelligenter Materie oder einer heilenden Substanz zum überquellenden Griessbrei, der eine Stadt zu verschlingen weiß.
Wie wollen und müssen wir unsere Geschichte neu erzählen? Wie können wir uns neu im terrestrischen Gefüge verorten? Welche neuen Allianzen und kooperativen Gemeinschaftsformen wollen wir stärken, um Konzepte der Beherrschung und Ausbeutung hinter uns zu lassen?
Im Mittelpunkt der Ausstellung in der 50ZWANZIG steht die Inszenierung einer raumgreifenden, in orange gehaltenen Höhle (THE CAVE), die sowohl als innere Landschaft – Ort des Unbewußten, wie auch als Fundstelle einer Archäologie der Zukunft gedacht werden kann. Die Höhle fungiert als Ritualraum und vielschichtige Projektionsfläche. Sie lässt sowohl an eines der bedeutendsten philosophischen Gleichnisse der Antike, Platons Höhlengleichnis denken, ist aber auch psychoanalytischer Ort für Wünsche, die verdrängt wurden, und nicht zuletzt Schutzraum und Herberge.
Wir begegnen hier der farbenstarken Fiktion einer Höhle mit dampfenden stalagmit- ähnlichen Keramiken, einen Ort spekulativer Erzählungen, an dem die Künstlerin, inspiriert von Ursula K. Le Guins Tragetaschen-Theorie, den Fokus auf eine weibliche, multiperspektivische Erzählstruktur, abseits dominanter, männlicher Protagonisten legt. Sie orientiert sich an einem Perspektivenwechsel, in dem der Beutel und nicht die Waffe am Anfang einer Geschichtsschreibung steht. Es ist ein Vorschlag das Denken rund um unser Sein mit einem Behältnis, einem Instrument zu beginnen, das dem Sammeln von Nahrung und Geschichten dient, welches für das Prinzip der Gemeinschaftlichkeit und den Austausch steht.
Die Installation THE CAVE verbindet einzelne Erzählstränge ihrer Arbeiten BIRTH, GESTURES OF CARE und die der neuen Serie FEMALE HISTORY X. Hier schlüpft Stephanie Winter in unterschiedliche fiktive und reale Figuren, der all zu lang ausgelöschten, überschriebenen und unterdrückten weiblichen Geschichtserzählung. Das fotografische Tableaux THE NEANDERTHAL zeigt die Künstlerin als eine einen silbernen Knochen betrachtende Neandertalerin.
Parallel zur Ausstellung erscheint die Publikation „Die Psyche der Erde ist ein leuchtender Pudding“. Das Künstler:innenbuch fügt ein Parfum von Glossareinträgen und Gesprächsauszügen mit Expert:innen zusammen und stellt diesen die visuellen Outcomes der künstlerischen Recherchen, Versuchsanordnungen, Performances, Installationen und Filmen gegenüber.
Ausstellung: Stephanie Winter & Salon Hybrid – Die Psyche der Erde ist ein leuchtender Pudding
Dauer der Ausstellung: 21.10. – 16.12.2022
Adresse und Kontakt:
Fünfzigzwanzig
Residenzplatz 10, 2. OG, 5020 Salzburg
www.5020.info