Am 29. Juli geht der Wahlwiener endlich mit der kompletten EP „Rabatt“ an den Start und rundet formvollendet ab, was die Singles heraufbeschworen haben. „Rabatt“ ist ein Ort, an dem wütender Punk und beklommene Synth-Melodien so friedlich ko-existieren wie zwei im Wiener Stadtpark grasende Polizeipferde.
Sieben Songs, das verbindende Element ein vehementes „Nein“ zu 9 to 5 Mentalität und Selbst-Optimierungswahn im beruflichen („Rabatt“) und auch im romantischen Sinne („Apollonia sitzt bei Edeka an der Kassa“). (Selbst)auferlegten Zwängen setzt SALÒ ein verschmitztes Grinsen entgegen und öffnet die Türe zur Rebellion sperrangelweit.
In „Rabatt“ singt er „10 Euro in der Stunde? Halts Maul, dafür steh ich nicht mehr auf. Ich verkauf doch nicht mein Leben damit ich dann leben kann wie jeder Idiot das heut so macht / Ich kauf mir einen Grabstein, auf den krieg ich heut Rabatt“. Indessen ist „Apollonia“ weniger der vermeintlich süße Lovesong, als vielmehr Kritik am Konsumgut Liebe.
Ganz ähnlich beschäftigt sich „CPU“ voller Herzweh mit dem digitalen Liebesmarkt Tinder & Co, auf dem der allmächtige (und schändliche, bestechliche) Algorithmus die Rolle des Eros einnimmt und User*innen zu Gestalten im Fleisch-Supermarkt macht. Sich nach Liebe sehnende Herzen werden zu Smartphone CPUs und vergehen vor Einsamkeit.
Mit der Moped-Romanze „Puch Monza“ nimmt SALÒ uns bei 55 km/h Reisegeschwindigkeit mit auf einen Streifzug durch vergangene Zeiten der Unschuld. So kommt die EP zu ihrem Sommersong. „Alte Sünder“ ist ein Lied über Selbstgeißelung in der Liebe. Über den Moment, wenn der unvermeidbare Verfall einzusetzen beginnt. Kurz: Wo Himmel war, wird Hölle sein. Mit „Glock 17“ serviert SALÒ ein weiteres Liebeslied, allerdings eines der satirischen Sorte, gerichtet an die österreichische Polizei, Johann Gudenus und die Familie Glock, inklusive Anspielung an DAFs „Der Mussolini“.
Das Abschiedslied der EP, „Bonjour Tristesse“, ist angelehnt an das gleichnamige Buch von Françoise Sagan, dem Lieblingsbuch des Künstlers. Entstanden während der auferlegten Einsamkeit im Lockdown lautet die Botschaft dieses Titels: „Wenn man einmal begonnen hat, die Einsamkeit zu lieben, ist man nie wieder allein“.
Liebevoll adressiert sind in allen sieben Nummern SALÒs Protegés: Hunde & Huntestreichler*innen, alle, die auf Arbeit pfeifen und sonst noch Gefühle haben. Schließlich sind SALÒs Songzeilen direkt aus dem eigenen Leben gegriffen. Vor genau 3 Jahren kündigte er seinen Job um sich aus der Lohnarbeits-Falle zu befreien. Seither schreibt er seine Lieder über Liebe, Lust und Leiden in den Zeiten des Spätkapitalismus.