Diese Landschaft zeigt die Zusammenkunft von organischem und anorganischem Material, Prozesse der Transformation und poetische Verflechtungen. So graben sich in der choreographischen Erzählung Tänzerinnen unterschiedlichen Alters Schicht für Schicht durch die Sedimente in der Zeit zurück, kehren das Innere der Erde sowie der Körper nach außen, tragen Knochen auf ihrer Haut. Knochen die entstanden sind aus Materie, die selbst der Existenz unseres Universums vorausgehen. Es wird Raum geschaffen für die Erinnerungen der Steine, für die Erinnerungen der Knochen, für das Zerfallen hybrider Körper und für poetische Verwebungen mit Leibern, Staub, Haut und Trümmern in einer elekotro-akustischen Umgebung von Günther Auer.
So nähert sich die Arbeit – und auch das Publikum dass die choreographische Erzählung durchwandert – Schritt für Schritt den Fragen nach Möglichkeiten der Utopien der Gemeinschaft mit den Elementen und der Versammlung aller Zeiten an. Sie bietet ökosomatische Praktiken als Versuch an, sowohl unsere Körper und deren Grenzen als auch unser Sein in der Welt als neu, durchlässig, und in Relation mit anderen (an)organischem Material wahrzunehmen.
Derartige Untersuchungen zu zu post-anthropozentrischen Ökologien sind schon länger in die Arbeiten von Claudia Bosse und theatercombinat eingeschrieben. 2022 ein weiteres Mal ausgezeichnet mit einer vierjährigen Konzept Förderung der Stadt Wien, verhandelt der Zyklus ORGANismus – poetik der relationen menschliche und nicht-menschliche Abhängigkeiten und Symbiosen, die Grenzen und die Abgrenzung unserer Körper. Zuletzt zeigte Claudia Bosse nach Auftritten bei Impulstanz ihr Solo ORACLE and SACRIFICE beim Leberan Festival in Jakarta sowie in Surakarta und bereiste verschiedene Vulkane in Indonesien. Im Frühsommer 2022 übertrug sie mit in the woods Opfer und Rituale, Mythologien und Naturwissen in den Wiener Prater und lud zur Begegnung mit dem Nicht-Menschlichen ein. BONES and STONES knüpft hier an, führt hinein in die Körper und in die Erde und wird sich im Sommer 2023 aus dem Bühnenraum hinaus in die Landschaft bewegen.
Claudia Bosse lebt in Wien und Berlin, ist Regisseurin, Choreografin, Künstlerin und leitet die transdisziplinäre Konstellation theatercombinat. Ihre Arbeiten verhandeln Formen von Gewalt, Geschichte und konkrete Utopien. Bosse versteht ihre raumgreifenden Choreografien, bei denen sie Mythen, Rituale und Texte mit Körpern, Objekten, Klängen und manchmal Chören verschränkt, als „Kunst einer temporären Gemeinschaft“ – auch mit nichtmenschlichen Wesen. Sie entwickelt ortsspezifische Performances, Installationen und Interventionen in und außerhalb Europas, in Museen, Architekturen, Theatern, Landschaften und Stadträumen.
Aufführung: Claudia Bosse / theatercombinat. BONES and STONES
Vorführungsdauer: 23.02 bis 25.02.2023
Adresse und Tickets:
Tanzquartier Wien
Museumsplatz 1, 1070 Wien
www.tqw.at