Deren Werke beinhalten genau jene dichte Energie und Unverhinderbarkeit, wie sie in der einzigartigen Stadt zu verorten ist. Beijing stellt seit dem Beginn der zeitgenössischen Kunstszene Chinas Anfang der 1990er Jahre wahrscheinlich immer noch deren kulturelles Zentrum dar, obgleich regelmäßige Umbrüche, Bebauungspläne und die Regierungsnähe die Arbeit sowie damit verbundene Projekte verkomplizieren und jedem einzelnen Energie und Willen abverlangen.
Pynchons Bücher spannen einen breiten Bogen über verschiedene zeitliche Ebenen sowie Kontinente. Deren Thema kann ganz allgemein als der Zwang beschrieben werden, Zusammenhänge herzustellen, und die damit verbundene Gefahr der Paranoia. Genauso wachsam wie der Autor seine Argumente sammelt und seinen Lesern Weitblick eröffnet, wird von zeitgenössischen Künstlern erwartet, dass ihre Arbeit dem Betrachter neue Horizonte und eine davor nicht da gewesene Sichtweise eröffnen.
Die Bilder von Nie Shiwei, sowie seine seit den letzten Jahren entstandenen Keramikarbeiten tun das auf ganz besondere Weise und in völlig anderer Prägung als die parallel angestrebte Realität in Wang Lei’s surrealen Objekten und Installationen.
Nie Shiwei findet den Ausgangspunkt seiner Ästhetik nicht selten in der Malerei des italienischen Barock. Seine Bilder basieren auf der räumlichen und dynamischen Anordnung des menschlichen Körpers, der in eine ganz spezielle Farbigkeit gebettet wird. Während er seine Figuren in ein merkwürdiges Spannungsverhältnis bringt, geht aus deren Form nie hervor, ob sie sich in Bewegung befinden oder diese zu einer angespannten Haltung eingefroren wurde. Beides, sowie die Interpretation der Körper, als auch die Kolorierungen zeichnen seine Malerei aus und unterscheiden diese vom Werk anderer chinesischer Zeitgenossen.
So wie Nie Shiweis Körper unentschlüsselbar sind haben sich Pynchons Bücher immer im Dunstkreis des Geheimnisses bewegt, eines Geheimnisses, von dem es unausgemacht blieb, ob ihm eigentlich ein entschleierbarer Sachverhalt korrespondiert.
Bei Wang Lei sind es Formen und Architekturen, die der 1988 geborene Künstler aus dem üblichem Zusammenhang nimmt und durch leichte Veränderung deren Charakters oder deren Äußerlichkeit zu Objekten der Begierde verwandelt. So wie aus Keramik geformte Kapseln der Mohnblumen, in Bronze gegossen eine goldene Patina erhalten, werden Formen gewöhnlicher Fabriksgebäude zu minimalistischen Skulpturen in Beton gegossen. In keinem Fall bleibt es bei der jeweiligen Erscheinung: Ziel für den Künstler ist immer das Arrangement der Formen in einer ganz speziellen räumlichen Situation. Wang Lei schafft trotz bewusst eingesetzter Ornamente Räume, denen es an persönlicher Prägung entbehrt: Seine Installationen sind leere Orte, die den Betrachter zu dessen aktiver Beteiligung nötigen, um sich deren Gefühl und Stimmung annähern zu können.
Genauso wie Pynchon spielt auch Wang Lei in seinen raumbezogenen Werken mit einem Gefühl von konzentrierten Absenz.
So wie der Ausstellungstitel als „Der Regenbogen der Schwerkraft“ (oder wie die von Elfriede Jelinek und Thomas Pilitz übersetzte deutsche Fassung „Die Enden der Parabel“) einen Bogen über vielschichtige Interpretationen und Ansichten spannt und somit ein Gleichgewicht darstellt, suggerieren die Werke von Nie Shiwei und Wang Lei trotz derer unterschiedlicher Technik und Herangehensweise eine gewisse „Stabilität“ in deren Aussage.
Ausstellungsdauer: 8.3.2024 bis 23.02.2024
Öffnungszeiten: Di-Fr 13.00-18.00, Sa 11.00-15.00
Adresse und Kontakt:
Loft8 Gallery
Radetzkystr. 4, 1030 Wien
www.loft8.at
www.bmca-art.com