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Donbass Kunst

Nepochatych Y. Andrijivna

Nepochatych Yelyzaweta Andrijivna ist eine aus Donbass stammende Künstlerin und Architektin. Sie schloss ihr Studium an einer Kunsthochschule für Malerei in Russland und setzte dann (auf Empfehlung, als junge Professionelle) ihre Tätigkeiten und die Ausbildung in der Ukraine fort.
aus Donbass stammende Künstlerin

Sie unterrichtete Malerei an der Nationalen Akademie für Bauwesen und Architektur in Makijiwka, Donetsk Gebiet. Im Jahre 2014 wurde die Akademie in die Stadt Kramatorsk verlegt, wo die Künstlerin ihre Arbeit fortsetzte. Vor dem Krieg veranstaltete Yelyzaweta Nepochatych ihre Ausstellungen in vielen Städten der Ukraine, sowohl alleine als auch mit anderen Künstlern.

Am 21. Mai hatte unsere Journalistin die Gelegenheit, mit Frau Nepochatych zu sprechen und ihre Meinung zu den Faktoren der Entwicklung unserer Kultur und Kunst in dieser für alle schwierigen Zeit zu hören. Es folgt die direkte Rede des Befragten:

„Die russische Kultur hat einen großen Einfluss auf den Krieg in der Ukraine. Dieser Krieg sollte in die Schranken weisen, denn das ukrainische Volk ist absolut unzerstörbar. Es ist jedem klar, dass während der Sowjetzeit jedem gesagt wurde, dass Puschkin gut sei, dass russische Schriftsteller im Allgemeinen gut seien, und das ist alles, was wir lesen müssen, wir sind damit aufgewachsen, das wurde uns beigebracht und so weiter. Aber daneben gibt es Weltliteratur und die ukrainische Literatur, die nicht nur nicht schlechter ist, sondern auch ihre Vorteile haben. Die gesamte Kultur wurde auf dem Grundlage der russischen Autoren aufgebaut. Ich bin nicht gegen Puschkin, aber es gibt andere Autoren, die ausgeklammert wurden. Es gab die Sowjetunion unter der Führung Moskaus, zu der alle Menschen aus allen Republiken (insbesondere aus der Ukraine) strömten. Und es stellte sich heraus, dass uns lediglich das „russische“ auferlegt wurde, da es als solche noch keine Weltliteratur gab, was dem „Ukrainischen“ den Weg versperrte und alle Entwicklungen verhinderte. Und damals war es so, dass man, wenn man kreative Talente hatte, nach Moskau fahren musste, weil es der einzige Ort war, an dem man sich offiziell präsentieren konnte. Russland hat sich oft unsere Dichter angeeignet, wie zum Beispiel Achmatowa, die in Kyjiw geboren wurde, aber nach Moskau ging, um ihr künstlerisches Werk zu entwickeln. Sie gilt bis heute als russische Dichterin. Schritt für Schritt wurde jeder gezwungen zu glauben, dass Russisch gut sei. Es kam zu dem Punkt, an dem wilde russische Chanson-, und Poplieder cool sind. In diesen 8 Jahren haben wir uns ein wenig von der russischen Kultur befreit, es klingt alles immer weniger. Wir haben noch mehr talentierte Künstle, die für die ukrainische Kultur einsetzen wollen. Russland hat also Einfluss darauf genommen, dass diese kulturellen Grenzen zwischen den Staaten verloren gegangen sind, und einige haben begonnen, uns als „brüderliche Völker“ zu betrachten, gerade in der kulrurellen Frage.

In dieser Phase müssen wir diesen Einfluss vollständig aufgeben. Andernfalls wird es zu Wiederholungen und Nachahmungen kommen. Während der Zeit des Zweiten Weltkriegs haben wir keine deutschen Lieder gespielt. Jetzt soll alles „russische“ verboten werden, damit ihre Lieder nirgendwo in Cafés oder Einkaufszentren zu hören sind. Ich glaube nicht mehr an gute russen. Es gibt nur wenige, die sich gegen den Krieg aussprechen, aber die sitzen und schweigen die meiste Zeit oder sind schon seit langem ausgezogen. Wenn der Krieg vorbei ist und sie alle erkennen, was sie der Ukraine angetan haben, werden sie sich entschuldigen und sich an der Wiederherstellung dessen beteiligen, was sie mit ihrem Schweigen und ihrer Schöpferkraft angerichtet haben. Nur dann wird ihre Schöpferkraft in unserem Land vielleicht moralisch erlaubt sein. Heute können wir den Kulturkampf mit den Okkupanten also nur dann gewinnen, wenn wir unser Volk vereinen und bestimmen, wer Feind und wer Freund ist.

… Jetzt muss man so arbeiten, wie man sich fühlt, das in die Arbeit einfließen lassen, was in einem selber schmerzt.

aus Donbass stammende Künstlerin

Jeder hat heute das Bedürfnis nach Frieden, und wenn man kann und will, sollte man seine Bemühungen auf die Schaffung neuer Werke richten. Jedes einzehlne von ihnen ruft zum Sieg auf, die Themen der Bilder unterstützen und inspirieren zum Kampf. Wir müssen versuchen, die jüngere Generation zu ermutigen, ihre nationalen Gefühle weiterzuentwickeln, zu erziehen und zu stärken. Wir haben die Pflicht, unsere Soldaten an den Front zu unterstützen, ihnen Bilder zu malen, zu zeichnen. Wir sollten uns auch an der humanitären Hilfe für unsere Armee beteiligen.

… Der Krieg hatte einen großen Einfluss auf meine Kunst. Ich habe aufgehört, Ausstellungen zu organisieren, weil es keinen Platz dafür gibt, es ist teuer und praktisch unmöglich. Außerdem gibt es keine Möglichkeit, Materialien zu kaufen, daher versuche ich, mit Hilfe von Freiwilligen meine Schüler irgendwie mit allem zu versorgen, was sie brauchen.

aus Donbass stammende Künstlerin
Nepochatych Yelyzaweta Andrijivna

Kunst und Krieg sind unvereinbar, die Musen schweigen, wenn Gewehre rasseln. Allerdings arbeite ich. Ich beobachte jetzt, wie sich die Themen der Arbeiten meiner Studenten durch Kompositionen über den Krieg, über zerstörte Städte ersetzt werden. Ich versuche, sie aufzuhalten, denn am Ende all dieser Dunkelheit werden Licht und Frieden kommen, und darauf muss man sich selbst einstellen und nach dem Sieg streben.

Dies ist wahrscheinlich die schwierigste Zeit für die Kunstschaffenden, aber man darf nicht vergessen, dass schwierige Zeiten neue Techniken, neue Kompositionen und neue Gedanken hervorbringen, und wir alle werden nach dem Sieg eine Explosion der Kreativität erleben. Das Wichtigste ist jetzt, die jungen und talentierten Menschen nicht zu verlieren, sie zu unterstützen, um sie zu bewahren und den Künstlern so gut wie möglich zu helfen. Hoch lebe die Ukraine! Slava Ukraini!


„Svoboda dumky“ ist eine Vereinigung von Journalisten, Redakteuren und Lektoren, die sich nach dem Ausbruch des russisch-ukrainischen Krieges mit dem Ziel zusammengeschlossen haben, Gedanken und Meinungen von modernen Künstlern, Kulturexperten, Freiwilligen, Politikern und Historikern zu unterstützen und zu veröffentlichen. Ursprünglich waren wir der öffentlichen Organisation und den Fond zur Bewahrung des ukrainischen Kulturerbes „SaveCultureUA“ angeschlossen, was unserem ehrenamtlichen Engagement einen Schub gab. Außerdem sind wir stolz darauf, dass wir unsere Partnerschaft mit der UCF (Ukrainische Kulturstiftung) begonnen haben, die Teil des Ministeriums für Kultur und Informationspolitik der Ukraine ist. Zu diesem Zeitpunkt verfügt unser Verein über einzigartige Rechte an Dutzenden von Interviews sowie über umfangreiche Erfahrungen. Darüber hinaus verfügt „Svoboda dumky“ über eine qualifizierte Übersetzungsabteilung, die Textinformationen für internationale Leser auf Englisch, Französisch und Deutsch z bereitstellt. Um diese Tätigkeit fortsetzen zu können, möchten wir unsere Arbeit monetarisieren. Wir beabsichtigen daher, neben der Erstellung von Artikeln, die an die Presse und an Verlage verkauft werden sollen, weiterhin auch Interviews zu führen. Deshalb sind wir derzeit auf der Suche nach Partnern, um unsere Texte zu verbreiten und unsere Präsenz auszuweiten. Wir bieten Ihnen an, die Rechte an unserem Material zu erwerben, um ukrainischen Künstlern und anderen bedeutenden Persönlichkeiten, die über große Erfahrung in diesem Bereich verfügen, Kolumnen zu widmen, die sich auf ihre aktuellen Äußerungen und Meinungen beziehen. Darüber hinaus ermöglicht Ihnen unser Vorschlag, die Sichtweise prominenter Persönlichkeiten auf die ukrainische Kultur und ihre Entwicklung in Kriegszeiten in den Mittelpunkt zu stellen. Derzeit erweitert „Svoboda dumky“ den Kreis der Kontakte und wird eine neue Reihe von Interviews mit Politikern, Musikern und Schriftstellern präsentieren. Wir sind offen für die Zusammenarbeit und hoffen, dass wir dabei Gleichgesinnte finden. Deshalb würden wir uns freuen, von Ihnen zu hören und alle notwendigen Aspekte der eventuellen Kooperation so schnell wie möglich zu besprechen. Facebook & Instagram