Die Live-Übertragung in das Wörthersee Stadion in Klagenfurt, eingebettet in die Kunstinstallation „For Forest“ von Klaus Littmann, soll dabei eine weitreichende Klammer bilden, die eine breite Öffentlichkeit für eine Rückbesinnung auf den natürlichen Rhytmus des Lebens sensibilisiert.
Lebenszeit, Existenz. Ist sie real greifbar oder zerrinnt sie in unseren Händen? Es besteht kein Zweifel daran, dass wir uns stets im Abgleich mit anderen existierenden Dingen verorten. Nach Martin Heidegger bedingt das „In der Welt sein“ eine Auseinandersetzung und ein in Beziehung treten mit anderen Menschen, Lebewesen und Objekten.
Es bezieht sich nicht nur auf physische Inklusion, sondern auch auf ein existenzielles Gefühl der Inklusion, auf die Verbundenheit mit Allem was ist.
Diesen Gedanken spüren Mathias Hanin in Lebens-Zeit nach. Insgesamt zwölf Stunden lang verkörpert Hanin einen menschlichen Uhrzeiger, der sich liegend und zum Takt der Sekunden und Minuten inmitten einer ziffernblattähnlichen Sandfläche bewegt. Während des gesamten Tages, den diese Performance in Anspruch nimmt, fokussiert sich der Performer auf die Verbindung zwischen dem physischem und metaphysischem Selbst. Zugleich untersucht Adam Cohen, der mit Hilfe von Richtmikrofonen auch kleinste Bewegungen Hanins in eine Toninstallation übersetzt, die Wechselbeziehung des Körpers mit dem Raum und der Zeit, jenen Konstanten, denen wir gleichermaßen unterworfen sind.
Performance ist für Hanin ein künstlerisches Mittel, das die Beziehung zwischen unserem Bewusstsein und der physischen Umgebung auf konkrete Weise demonstriert und ein Gefühl der Präsenz erzeugt. Anhand stark reduzierter Bewegungsabläufe und der Konzentration auf den Moment, kann der menschliche Körper und das Körperbild eine emotionale Kraft entwickeln. Hanin und Cohen kehren damit das Innere nach Außen. Lebens-Zeit sensibilisiert zugleich für die leisen Töne. Auch jede noch so unscheinbare Regung von Mathias Hanins Zeigerhand wird auf dem Sanduntergrund in eine Soundkulisse überführt, Zeit wird hör- und sichtbar gemacht ─ bis die Realitäten jeder Minute (wieder) zählen. In der Entschleunigung findet sich der Wunsch auch die BetrachterInnen für eigene Handlungen, wie etwa das Atmen zu sensibilisieren. Sie kehren damit zurück in ihren Körper, zurück in das Hier und Jetzt, zurück in den Rhythmus des Lebens.
Mathias Hanin – www.instagram.com/mathias_hanin/