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Wien Kunst

Fürst zurück im Kunstlicht

Wolfgang Fürst studierte 1980 Mediendesign an der Universität für angewandte Kunst in Wien. In Peter Weibel, dem Leiter der Klasse, hatte er seinen Mentor gefunden. Schnell bekundeten GaleristInnen, wie Grita Insam (Modern Art Galerie) und Thaddaeus Ropac Interesse und machten die ersten Werke durch Ausstellungen und Beteiligung an der Art Basel und Art Chicago einem breiten Publikum zugänglich.

Gemeinsam mit Leo Schatzl, einem Künstlerkollegen, realisierte Wolfgang Fürst unter anderem eine spektakuläre Videoinstallation im Museum Ludwig in Köln. Doch dabei blieb es nicht. Durch die Liebe zu einer Kuratorin verlagerte sich Fürsts Lebensmittelpunkt von Wien nach Köln, wo er bei den Werbeagenturen Team BBDO und Ogilvy & Mather Fuß fasste. Nun lebt und arbeitet der Künstler wieder in Wien.

Fürst zurück im Kunstlicht

Was bedeutet Wien für dich? 
Wien ist eine großartige Stadt. Um Wien verlassen zu wollen, muss man wirklich schwerwiegende Beweggründe haben, so wie in meinem Fall die Liebe. Wien ist in vielerlei Hinsicht attraktiv – kulturell wie auch gesellschaftlich gesehen. Hier ist alles möglich.

Welche besonderen Ereignisse der letzten Zeit verknüpfst du mit Wien?
Die gesamte Zeit mit Erekle Tsintsadze, auch Iko genannt – ein junger Rebell der Wiener Galerie-Szene. Ich war künstlerisch nie untätig, habe aber meine Arbeiten oft nicht der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Er bot mir die Möglichkeit, mich und meine Kunstwerke zu präsentieren. Er ist quasi mein Ventil nach außen.

Welche Menschen und Stilrichtungen haben dich und deine Kunst beeinflusst?
Peter Weibel hat mich in jungen Jahren mit seinen Denkanstößen oft inspiriert und mir den Zugang zur geistigen Welt eröffnet. Durch mein Heranwachsen in konservativen Kreisen kannte ich diese Seite nicht und schätzte sie deswegen umso mehr. Natürlich haben auch die alten Meister des Surrealismus sowie die deutschen Künstler Walter Dahn, Gerhard Richter und Joseph Beuys mein Denken maßgeblich beeinflusst.

Wie sieht deine kreative Vorgehensweise aus? 
Der Hauptteil meiner Arbeiten ist ein strukturierter Ablauf, den ich für mich gefunden habe. Ich habe einen Riesenfundus an Zeichnungen und Skizzen, die ich auf eine große Leinwand bringe. Der Zufall entsteht im Tun. So habe ich eigene Werkzeuge entwickelt, um Tusche auf großes Format zu bringen. Etwas Derartiges gab es bis jetzt noch nicht.

Ich hatte immer ein Zimmer, wo ich Kunst gemacht habe. Ich war nur nicht in der Öffentlichkeit.

Fürst zurück im Kunstlicht

Was machst du, wenn du merkst, dass dich der innere Schweinehund blockiert und dein Schaffen beeinträchtigt?
Der Arbeitsprozess kann sehr durchwachsen und spannend sein. Die Unzufriedenheit ist da ein ständiger Wegbegleiter. Beim Arbeiten entstehen eben Fehler. Fehler, die frustrieren, aber auch neue Zugänge schaffen. Stillstand und Unzufriedenheit sind wichtige Aspekte bei der Entwicklung eines Kunstwerkes. Selbstreflektion führt dazu, dass man Vertrauen in das eigene Schaffen gewinnt. Sie ist somit eine natürliche Bremse, um Energie zu sammeln. So betrachte ich Fehler als schöne Zufälle, aus denen etwas entstehen kann.

Wie würdest du eigentlich deinen Stil beschreiben?
Ich chiffriere heikle Themen, die erst auf den zweiten Blick ersichtlich werden. Dabei will ich mich aber nicht nur einem einzigen Stil zuordnen, da mich diese Kategorisierung persönlich und künstlerisch einschränken würde. Aber allem liegt das Thema verschlüsselte Erotik zu Grunde.

Fürst zurück im Kunstlicht

Ende Juni 2019 bist du auf der ART Bodensee, einer renommierten Kunstmesse im Länderdreieck Deutschland, Schweiz, Österreich (DACH). Was können wir erwarten?
Es werden drei groß- und drei mittelformatige Arbeiten präsentiert. Inhaltlich werde ich mich darauf konzentrieren neue Motive zu erarbeiten und die Verschlüsselung der Linienbilder weiterentwickeln.

Wolfgang Fürst – www.instagram.com/wolfgangfuerst.art/


Das Interview wurde in der ersten Ausgabe des Les Nouveaux Riches Magazins mit dem Titel „L’Amour-Hatscher“ im April 2019 veröffentlicht. Hier geht’s zur kompletten Ausgabe.