In ihren Proportionen massiv und überdimensional geben sich die animistisch wirkenden Objekte, welche den gesamten Raum ausfüllen. Dem Betrachter sticht zunächst ein süßlicher, organischer Geruch in die Nase – in der Mitte des Geschehens breitet sich eine Latexskulptur aus. Ihr Korpus hängt über einem Stahlgestell, welches sich unter dem Gewicht schief windet. Schräg gegenüber hängt eine Aluminiumplatte. Sie reicht von der Decke des Raumes bis hin zum Boden. Ihre Oberfläche mutet mit ihrer verbeulten Beschaffenheit fast körperlich an.
Zart gibt sich hingegen ein Künstlerbuch aus Glas auf einem Tisch, welches in der Mitte hell erleuchtet ist. Darin werden analoge Emulsionsbilder auf Glas festgehalten. Sie zeigen alle dasselbe Sujet einer Wiese, welches mehrmals hintereinander in „misslungenen“ Akten von der glatten Oberfläche des Glases abgewaschen und zu abstrakten Bildern geworden sind.
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Alle diese Werke scheinen stur und ungehorsam. Weder die auferlegte Form noch der gegebene Kontext gefällt diesen. Bearbeitet und re- konzeptualisiert die Künstlerin diese, so wollen sie dem ebenso entgegenhalten. Ihren Korpus schützend geben sie ihr eine Sehnenscheidenentzündung oder einen Hautausschlag, greifen Lungen und Augen an, verfestigen sich und können bloß mit großem Kraftaufwand umgestaltet werden. Oftmals stellt sich so die Frage: wer bearbeitet hier wen? Welche Körper sind die Erhabenen, welche die Niederen? Der Akt des Kunstschaffens wird zu einem performativen Handeln, in welchem die Grenzen zwischen dem Menschlichen und Nicht- Menschlichen ineinander verschwimmen. Der Homo Sapiens wird in seiner Rolle als Dompteur seines Umfeldes ausgehebelt. Er ist, genauso wie die von ihm verarbeiteten Objekte, eine fragile und formbare Masse, welche sich äußeren Einflüssen nie entziehen kann.
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Am 16. September spricht die Kunsthistorikerin Paula Marschalek im Rahmen eines Artist Talks gemeinsam mit der Künstlerin bei Cocktails über die Ausstellung. Es wird um Anmeldung unter +43 (0) 1 512 47 72 oder doris.richter@sothebys.com gebeten.
Kaja Clara Joo (*1991) lebt und arbeitet in Wien und Neulengbach. Sie studiert Fotografie sowie transdisziplinäre Kunst auf der Universität für angewandte Kunst. In ihren Werken überschneiden sich Skulptur sowie Bildmaterie. Das Medium der Fotografie wird als intervenierender Apparat verstanden, welcher in seinen physischen oder konzeptionellen Aspekten abtastet und konserviert. Bewusst choreographierte Szenen eröffnen ein erzählerisches Gespann, dessen Komplettierung den Blick des Betrachters bedarf.
Sotheby´s Artist Quarterly Ausstellung: Kaja Clara Joo. REFLECTA
Laufzeit: 8. Juli bis 28. September
Artist Talk & Cocktails: 16. September von 18 bis 20 Uhr
Adresse und Kontakt:
Sotheby’s Wien
Herrengasse 5 / 1. Stock, 1010 Wien
www.sothebys.com
Kaja Clara Joo – www.kajajoo.com