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Wien Kultur

Julius Werner Chromecek

Jede künstlerische Arbeit ist für mich eine Auseinandersetzung mit meiner eigenen Geschichte, der zurückliegenden und der kommenden. Gerhard Richter soll gesagt haben: „Hüten Sie sich vor Ihren Bildern, sie wissen mehr über Sie als Sie selbst!“
Julius Werner Chromecek

Ich möchte in die Tiefe gehen, in allem was ich tue. Das Medium der Fotografie kommt mir da ideal entgegen, weil es mir relativ rasch visuelle, also in der Außenwelt wahrzunehmende Abbildungen meines inneren Erlebens liefert; so kann ich gleich wieder zum entfernten Betrachter meines eben entstandenen Bildes werden und weiter entwickeln. Dieser Akt verläuft in einer Endlosschleife, die im Ideal-Fall immer tiefer führt und mich oft am Ende – so es ein „Ende“ gibt – überrascht und weiterbringt. Gleichzeitig leitet mich zunehmend das Material an sich, d.h. ich artikuliere nicht im Vorhinein Interesse an jedem Bild, aber das Bild spricht mich an und sagt mir, was mich interessiert, es umgarnt mich und zwingt mich zu fragen: warum habe ich dieses Bild gemacht, was treibt mich an, welches Bild mache ich nicht?

Julius Werner Chromecek arbeitet fotografisch digital und analog, ohne Vorbehalte gegenüber einer der Techniken – entscheidend ist für ihn die Möglichkeit der idealen Umsetzung, nicht das Material per se. Aus der intensiven Beschäftigung mit dem Verhältnis Natur:Mensch und folgend dem Verhältnis Natur:Fotografie kam er schließlich zum Blatt. Fotografie und Blätter haben gemeinsam, dass sie letztlich immer in irgendeiner Form vom Licht abhängig sind, beide könnten ohne Licht nicht existieren.

Das abgerissene Blatt ist in seiner momentanen Form nur für einen kurzen Moment vorhanden, es verändert sich fast jeden Augenblick – so wie die das fotografische Bild im Moment des Auslösens der Kamera ist es ein Ausschnitt aus dem Zeit-Strahl. Man sieht nie zweimal denselben Fluss, dasselbe Blatt – man kann jedes Foto nur einmal machen.


Für seine aktuelle Ausstellung hat Chromecek Blätter gesammelt und durch Pressung/Trocknung konserviert ( „aus dem Zeitstrahl gerissen“) und vor dem Objektiv zu Boden fallen lassen; der Auslöser musste somit genau im richtigen Moment gedrückt werden – während des Falls, aber noch bevor dieser zu Ende ging. Dementsprechend waren an die 200 Bilder nötig, um letztens 11 zufriendenstellende Bilder zu erhalten. Natürlich wäre es einfach gewesen, diese Bilder digital, mit allen Möglichkeiten der modernen Spiegelreflexkamera mit Motorantrieb anzufertigen; für die Aussage, nämlich unser Unvermögen als Einzelner etwas gegen den Verfall der Natur zu unternehmen, war es aber wichtig den Zufall und auch die körperliche Anstrengung – in Form des nötigen raschen Reflexes beim Auslösen – in Kauf zu nehmen. Darum fiel die Wahl auf analoge Fotografie. Im Video mit dem gleichlautenden Titel („leaves“) hören die Blätter auf, hilflos der Schwerkraft ausgesetzt, zu fallen – wie fliegende Kampfmaschinen rasen sie jetzt quer durch das Sichtfeld – die Natur schlägt zurück, die Blätter greifen an!

Technik:
Im Bild der fallenden Blätter ist die Geste des Fotografen, wenn er im richtigen Moment abdrückt, enthalten – die Auseinandersetzung mit den Betrachter*innen beginnt im Moment der Aufnahme.

Julius Werner Chromecek

Der Ausstellungstitel „leaves“ verweist pragmatisch auf das abgebildete Objekt. Zu sehen sind durch fotografische Aufnahme-Technik abstrahierte Gebilde. Manche werden einfach schöne Formen wahrnehmen, nächste den Eindruck eines ein Anhaltens der Zeit und wieder Andere eine Metapher zur Rolle des Menschen in seiner Umgebung: der Dialog beginnt.

Ausstellungsdauer:
12. Dezember 2020 – 12. Jänner 2021

Adresse und Kontakt:
ATELIER ANALOG Alessandra Ljuboje
Herklotzgasse 44
1150 Wien
www.atelieranalog.at

Julius Werner Chromecek – www.julius-werner.at