Wie würdest du deine Arbeiten beschreiben?
Meine Arbeiten beinhalten immer gewisse Ambivalenzen. Sie liegen irgendwo zwischen anziehend und unangenehm, humorvoll und unheimlich, ästhetisch und abgenutzt, freundlich und bedrohlich. In den Betrachter*nnen sollen mehrdeutige Assoziationen geweckt werden und die Grenzen zwischen eindeutigen Zuordnungen verschwimmen. Dazu tragen auch die verwendeten Materialien bei. Draht erinnert an zerzaustes Haar, Plastik an Perlmutt, unangenehmer Teddystoff an das tote Haustier. Ich arbeite mit verschiedensten Materialien, aber die Frage des für die jeweilige Arbeit passenden ist sehr wichtig. Auch die Menge oder wie es bearbeitet wird: Ist es ein groteskes Zuviel, oder sind schon Teile abgebröckelt und nurmehr ein Überbleibsel von etwas, das man vielleicht noch erahnen kann.
Mit welchen Materialien arbeitest du am liebsten?
Ich arbeite gerne mit leicht zugänglichen, zum Teil auch billigen oder trashigen Materialien, zum Beispiel Styropor, Gartendraht oder Glitzersteinen, die in meiner Weiterverarbeitung zum Kunstobjekt zu etwas Wertvollem werden – ein Zusammenspiel von high und low. Viele meiner Materialien bekomme ich nicht im Künstlerbedarf, sondern im Baumarkt, im Bastelladen oder beim Online Beautyshop, wie Plastikfingernägel oder künstliche Haare.
Grundsätzlich ist es so, dass ich immer versuche, das passende Material zu der Arbeit, die ich umsetzen möchte, zu finden. Es kann aber auch sein, dass mir bestimmte Objekte oder Materialien ins Auge fallen, ich diese verwenden will und dann auf die Suche nach der Arbeit gehe, die damit entstehen soll.
Wo holst du dir Inspiration für deine Arbeiten?
Meine Inspirationen finde ich Zuhause und in der Natur, im Museum, in Büchern und Filmen, aber auch in unerwarteten Momenten, zum Beispiel eine Komposition verdorrter, glitschiger Blätter im Wald oder ein seltsames Schmuckstück in einem Schaufenster. Manchmal kann man gewisse Inspirationen in den Werken erkennen, manchmal regen sie mich nur generell zum Arbeiten an, ohne im fertigen Objekt sichtbar zu sein. Außerdem ist es bei mir so, dass ich während dem Arbeiten schon darüber nachdenke, wie ich bestimmte Dinge in der nächsten oder übernächsten Arbeit verändern, intensiver machen oder in etwas andere Richtungen lenken kann – also das Arbeiten an sich auch Inspiration für Neues ist.
Wie verbringst du deine Freizeit?
Ich verbringe Zeit mit meiner Familie, meinen Freunden und meiner Katze, lese und schaue Filme, gehe zu Ausstellungen, bummle oder trinke abends was. Außerdem gehe ich gerne spazieren: dabei kann ich zur Ruhe kommen und über meine Arbeit nachdenken.
Kannst du dich an deinen letzten Traum erinnern? Hatte er etwas mit Kunst zu tun?
An meine Träume kann ich mich eher selten erinnern, aber manchmal geht es auch um Kunst. Wenn ich sehr intensiv an etwas arbeite, dann kommt es schon mal vor dass ich im Schlaf die Arbeit vor mir sehe und im Traum noch weiter daran arbeite. Manchmal träume ich auch von Situationen, in denen meine Arbeit von Leuten beurteilt wird, deren Meinung mir wichtig ist. Das ist bis jetzt zum Glück im wachen Leben weit weniger dramatisch abgelaufen als in einigen Alpträumen.
Du hast an der Kunstuniversität Linz studiert. Wie würdest du die Stadt beschreiben?
Linz ist eine Mischung aus hübsch und industriell und grau, aber genau diesen Zwiespalt mag ich sehr: Quasi zwischen Bummeln in der Altstadt und die Hafengegend mit Industrieanlagen und Imbissbuden erkunden. Für mich bedeutet das Linz, in dem ich mich bewege: locker, heimelig, schön, grau, industriell, nebelig, abgenutzt, es bedeutet Freunde, Kunstszene, Donaustrand, unterwegs sein, Veranstaltungen in der freien Kulturszene, Ausstellungen und Konzerte und natürlich die Lokale wo man immer Bekannte trifft.
Welche Ausstellungen wirst du heuer noch machen?
Gerade ist Fortress of Salt, eine Gruppenausstellung in der Elektrohalle Rhomberg zu Ende gegangen. A Collection of Curiosities, ein Projekt im öffentlichen Raum, bei dem ich die Schaukästen der Underground Galerie in Salzburg bespiele, läuft noch bis 28. Juli. Am 29. Juli wird dann auch die Mitgliederausstellung des Salzburger Kunstvereins im Museumspavillon im Mirabellgarten eröffnet.
Ansonsten ist für dieses Jahr nichts Weiteres geplant, allerdings stelle ich gleich nächsten Jänner mit zwei Künstlerkolleg*innen im Red Carpet Showroom am Wiener Karlsplatz aus. Im Frühsommer 2021 habe ich eine Einzelausstellung in Kärnten. Für diese beiden Projekte werde ich die kommenden Monate arbeiten. Genaue Termine von Ausstellungen finden sich immer auf meiner Homepage.
Tina Hainschwang – www.tina-hainschwang.com