Nonbinary, selfmade, bilingual, biracial, ‚petty as fuck‘ und verrückt (im klinischen Sinn) – Sophie erzählt Geschichten über Wahnsinn, Tod und Neuanfänge, immer mit einer Prise schwarzem Humor und Hoffnung.
Welche sind die größten Herausforderungen für eine Produzent*In / Regisseur*In?
Einen Raum zu finden, weswegen ich jetzt ein eigenes Theater öffnen werde. Vertrauen in die eigenen Kräfte und die Kunst. Mit Misserfolgen umzugehen und trotzdem weiterzumachen. Zeit für andere und sich selbst zu ergattern. Genügend aber trotzdem qualitatives Angebot zu bieten. Und sich mit Arschlöchern zu befassen – keep your dickpics to yourself.
Gibt es im Theater auch eine Frauenquote, die erfüllt werden muss?
Den größten Unterschied, den ich in der freien jungen Szene in Wien sehe, ist das unterschiedliche Selbstbewusstsein zwischen maskulinen und femininen Personen. Cis-Männer neigen eher dazu sich sofort als Regisseur zu betiteln, auch wenn sie keine oder nur wenig praktische Erfahrung haben. Bei Frauen* ist das eine ganz andere Sache: Oft trauen wir uns nicht, zu unserer Arbeit zu stehen und die Konsequenzen sind: Angst vor Förderungsanträgen, Unsicherheiten in Sponsorenanfragen, etc. Leider ist das aber nicht nur ein Hirngespenst. Ich hasse es, wenn ich mich als Regie vorstelle und die Antwort darauf öfters ist: „Ah, du bist Schauspielerin?“
Den größten Unterschied, den ich in der freien jungen Szene in Wien sehe, ist das unterschiedliche Selbstbewusstsein zwischen maskulinen und femininen Personen.
Andererseits, zum Thema Schauspiel und Gender, ist meine persönliche Meinung, dass sich Frauen* mehr behaupten und differenzieren müssen als Cis-Männer und oft interessantere Performer*Innen sind. Meine Musen als Regie sind immer feminin: Valentina Waldner, Katharina Mairinger und Elisa Gschwendtner, u.a.
In deinen Stücken willst du die Zuseher in eine andere Welt führen. Was kannst du darüber erzählen ohne zu viel zu verraten?
Theater ist das einzige narrative kreative Medium, was im Jetzt (also live) passiert. Ich finde es spannend, die Imagination von Menschen nicht nur psychisch sondern auch physisch anzukurbeln und arbeite daher lieber mit einem Setting als mit einen Bühnenbild. Mein Publikum betritt Welten, entflieht der Narrative des Jetzt und taucht in neue Geschichten und Logiken ein – oft mit einem Glas Wein in der Hand. Psychologisches Wissen, praktische Menschenkenntnisse, Intimität mit meinen Gästen helfen mir bei der Entwicklung neuer Welten.
Dein Happy Place. Wo fühlst du dich wohl?
Mein Hund Kuro ist mein Happy Place.
Sammelst Du irgendetwas?
Seelen.
Wo findest Du Inspiration für Deine Kunst?
In anderen Geschichten. In Menschen, Augenblicke, Emotionen, Liedern, Tragödien. Und in meinem Kopfkino.
Unter anderem hast du auch das Misfits Ensemble gegründet.
Ich habe eine sehr spezifische Arbeitsweise und wollte mit Menschen arbeiten, die diese Arbeitsweise verstehen und schätzen. Meine Arbeit mit Schauspielern baut auf Intimität, Ehrlichkeit und dem Lösen von emotionalen Blockaden auf – und die Ergebnisse, die ich mit Darstellern daraus erlebe, sind groß- und einzigartig. Zusätzlich wollte ich anderen jungen Menschen, die aus der Norm fallen, eine Platform durch Marketing und Agenturarbeit wie stärkeres Selbstbewusstsein (durch Identitäts- und Gruppenarbeit) geben. Wir haben gemeinsam definiert, was es bedeutet Künstler zu sein. Die Graduates der ersten Generation arbeiten jetzt alle in der freien Kunstszene in und außerhalb von Wien und leisten wirklich spannende Arbeit.
Shoutout zu der zweiten, fiercen MISFITS Generation: die fantastische Niji, die spannende Sabrina Hummer, Aislinn Kane mit der Killerstimme, Amerikanerin Abby Gower und Rotschopf Valerie Martin.
Wen würdest du gerne noch grüßen?
Hallo, Oma!
Sophie Mashraki – www.instagram.com/sophiemashraki/