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Weimar Kunst

Interview. nova space in Weimar

nova space ist die offizielle Universitätsgalerie der Bauhaus-Universität in Weimar. Als Plattform für zeitgenössische Kunst und aktuelle Fragen künstlerischer Praxis und ihrer (Re)Präsentation widmet sich nova space in Ausstellungen und anderen experimentellen Formaten dem Diskurs der zeitgenössischen Ausstellungspraxis.
Francis Zeischegg, Home Zone. Foto: Jannis Uffrecht
Francis Zeischegg, Home Zone. Foto: Jannis Uffrecht

Seit 2019 hat die Kuratorin Katharina Wendler (geb. in Hamburg, lebt und arbeitet in Berlin und Weimar) die künstlerische Leitung des nova space inne. Sie studierte Angewandte Kulturwissenschaften und Psychologie (B.A.) an der Leuphana Universität Lüneburg sowie Kunst- und Bildgeschichte (M.A.) an der Humboldt Universität zu Berlin und der University of Iceland, Reykjavik. Nach Assistenzstellen in der Konrad Fischer Galerie, Berlin, der i8 Gallery, Reykjavik, und dem Contemporary Arts Museum Tampa, Florida, war sie Co-Direktorin der Galerie Daniel Marzona, Berlin, und leitete den Ausstellungsraum SAFN Berlin (2014-2017) sowie das Studio von Karin Sander (2016-2018). Anfang 2018 initiierte sie die dialogbasierte Ausstellungsreihe in conversation with und wurde Teil des kuratorischen Kollektivs FLURR in 2019. Derzeit ist sie als Kuratorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät für Kunst und Gestaltung der Bauhaus-Universität Weimar für das Ausstellungsprogramm der Universitätsgalerie verantwortlich. Als freie Kuratorin und Autorin hat sie zahlreiche Ausstellungen und Publikationen mit aufstrebenden wie etablierten Künstler*innen und Institutionen realisiert.

Kannst du uns etwas über den Hintergrund und die Gründung des nova space erzählen? Wie ist der nova space entstanden?
Katharina Wendler: nova space wurde im Frühjahr 2019 von mir in Zusammenarbeit mit Studierenden verschiedener Fakultäten der Bauhaus-Universität Weimar gegründet und verbindet seither die akademische Lehre mit praktischen Projekten, die von künstlerischer, kuratorischer und gestalterischer Praxis über Ausstellungsmanagement bis hin zu Architektur und Kommunikation reichen – alles im Kontext eines lokal wie global ausgerichteten Kunstfeldes.

Porträt Katharina-Wendler. Foto: Dominique Wollniok
Katharina-Wendler. Foto: Dominique Wollniok

Hintergrund der Gründung war meine Lehrtätigkeit in kuratorischer Theorie und Praxis, für die es in Weimar allerdings 2018, als ich begonnen habe, kaum Anwendungsfelder gab (sprich: keinen adäquaten Ausstellungsraum, in dem man eine professionelle Ausstellungspraxis hätte erproben können). So habe ich kurzerhand die Gründung eines Ausstellungsraums zum Seminarinhalt gemacht.

nova nahm also als kleiner Projektraum in den Diplomand*innenateliers des Studiengangs Freien Kunst seinen Ausgangspunkt und hat sich seither stetig professionalisiert. 2022 waren wir für ein Jahr im Kunsthaus Erfurt zu Gast, dieses Jahr bespielen wir in Kooperation mit der Klassik Stiftung das Schiller-Museum in Weimar. So haben wir uns von 80qm auf 350qm vorgearbeitet und hoffen sehr, eines Tages einen eigenen Raum oder auch gerne ein eigenes Haus zur Verfügung zu haben, damit die Ausstellungstätigkeit dauerhaft gewährleistet ist.

nova space verfolgt das Ziel, die künstlerische und gestalterische Arbeit der Studierenden der Bauhaus-Universität zu professionalisieren und in die Öffentlichkeit zu tragen. Darüber hinaus werden die Aktivitäten der Universitätsgalerie in Wechselwirkung zur Kulturlandschaft außerhalb der Hochschule gesetzt und die Studierenden mit Akteuren des professionellen Kunstfelds in Zusammenarbeit gebracht und vernetzt.

Wie groß das Team des Nova Space? Kannst du uns die Mitglieder:innen vorstellen?
KW: Aus dem Stab der Lehrenden kümmere ich mich um die kuratorische sowie künstlerische Leitung und mein Kollege Adrian Palko, Künstlerischer Mitarbeiter an der Professur für Visuelle Kommunikation, um die Grafik. Momentan haben wir als feste Teammitglieder vier studentische Mitarbeitende, von denen zwei aus dem Studiengang Freie Kunst (Till Röttjer und Rio Usui), einer aus der Visuellen Kommunikation (Marc Wöhner) und eine Studierende aus den Kulturwissenschaften von der Uni Leipzig kommt (Laura Heimberg). Rio und Laura machen die kuratorische Assistenz, Till die technische Assistenz. Marc ist unser Spezialist fürs Grafikdesign. Abgesehen von diesem Kernteam haben wir eine Reihe an Studierenden, die im Rahmen einer Lehrveranstaltung zu Museums- und Ausstellungsmanagement dieses Sommersemester als Springer:innen mitarbeiten: Margarida Bolsa, Brooks Butler, Berta Colomer und Moritz Eggert.

Installationsansicht, Utopia in Crisis. Foto: Jannis Uffrecht
Installationsansicht, Utopia in Crisis. Foto: Jannis Uffrecht

Wie wählt ihr die studentischen Projekte aus, die im nova space präsentiert werden?
KW: Wir besprechen im kuratorischen Team, welche Positionen und Arbeiten für die thematischen Fragestellungen, die wir uns für die jeweiligen Ausstellungen überlegt haben, passend sind. Hierzu schauen wir uns aufmerksam in den Ateliers und Arbeitsräumen um. Auch die Rundgänge am Semesterende sind in dieser Hinsicht sehr interessant. Wenn wir eine Arbeit oder ein Projekt gut und spannend und thematisch passend finden, spielt es für uns erstmal keine Rolle, in welchem Fach jemand studiert oder in welchem Semester sie oder er ist.

Aus kuratorischer Perspektive interessiert mich in erster Linie, wie eine Arbeit, die ich inhaltlich interessant finde, in den Raum kommt, d.h. wie sie „sich zeigt“, wie sie präsentiert wird. Wenn das stimmig ist und die Arbeit dann auch noch zu anderen Positionen in Bezug gesetzt werden kann, sprechen wir die Studierenden direkt an, ob sie Lust haben, im nova space dabei zu sein.

Wir zeigen aber tatsächlich nicht nur Arbeiten von Studierenden der Bauhaus-Universität, sondern gern auch von Studierenden anderer (Kunst)Hochschulen, auch von Alumni und Lehrenden und natürlich auch von externen Künstler:innen.

Ioannis Oriwol, Power House Episode01. Foto: Jannis Uffrecht
Ioannis Oriwol, Power House Episode 01. Foto: Jannis Uffrecht

Wie wichtig ist der Dialog zwischen studentischen Projekten und etablierten Positionen für den nova space?
KW: Sehr wichtig, ich würde sogar sagen, das wichtigste Merkmal. Dies hat im Wesentlichen zwei Gründe: Zum einen halte ich es für einen unglaublichen Mehrwert, wenn Studierende bereits im Studium mit professionell arbeitenden Personen aus dem internationalen Kunstfeld in Kontakt, bestenfalls sogar in Zusammenarbeit, kommen. Wenn man gemeinsam ausstellt, entsteht automatisch ein Dialog, man lernt sich kennen und im Idealfall lernt man auch voneinander. Der zweite Punkt bezieht sich auf unseren Standort in Weimar/Thüringen, wo es eindeutig an einer Präsenz internationaler zeitgenössischer Kunst mangelt, z.B. in Form von Institutionen, Galerien, Museen usw. Der nova space hat also auch den Auftrag, diese klaffende Lücke ein Stück weit zu füllen, in dem wir renommierte Positionen einladen, in Weimar auszustellen.

Sind zukünftige Kooperationen mit internationalen Künstler:innen oder Universitäten auch in Erwägung gezogen?
KW: Ja unbedingt. Wir haben in der Vergangenheit schon mit einer Reihe anderer Universitäten und Kunsthochschulen im In- und Ausland kooperiert und wollen dies, nach einer coronabedingten Pause, auf jeden Fall wieder aufgreifen. 2019-21 haben wir beispielsweise mit dem Camberwell College in London zusammengearbeitet und Verknüpfungen nach Wien und Reykjavik aufgebaut. Ebenso ist es uns ein wichtiges Anliegen, weiterhin internationale Künstler:innen, Gestalter:innen, Architekt:innen usw. nach Weimar einzuladen, sei es im Rahmen von Ausstellungen, Artist Talks, von Vorträgen oder Kooperationsprojekten. Dies funktioniert schon wunderbar und macht unglaublich viel Freude!

Samira Gebhardt, Champagne Supernova. Foto: Jannis Uffrecht
Samira Gebhardt, Champagne Supernova. Foto: Jannis Uffrecht

Wie hat sich der nova space weiterentwickelt und welche zukünftigen Pläne habt ihr für die Galerie?
KW: Unsere Wachstumskurve ist steil und hat sich dieses Jahr mit unserem Gastauftritt im Schiller-Museum und der damit einhergehenden Kooperation mit der Klassik Stiftung Weimar weiter professionalisiert. Die visuelle und inhaltliche Identität des nova space hat sich von einem Feldversuch zu einer etablierten Marke entwickelt, worauf ich durchaus stolz bin. Dieses Niveau versuchen wir jetzt erstmal zu halten und zu verstetigen. Damit das langfristig gelingen kann, brauchen wir über Kurz oder Lang einen festen Ort, an dem die Unigalerie dauerhaft bestehen kann. Trotzdem soll nova space auch immer ein Ort des Experimentierens bleiben, der durch die Leute geprägt wird, die ihn (mit)gestalten. Wir befinden uns immer noch an einer Uni, d.h. es kommen fortwährend neue Ideen, Vorschläge, Visionen hinzu. Es bleibt also dynamisch und darin liegt meines Erachtens auch der Reiz dieses Formats.

nova space – www.nova-space.org