In ihrer künstlerischen Praxis erstellt sie analoge sowie digitale Collagen, die sie in Ölmalerei oder Keramik-Arbeiten übersetzt. Bei dieser Übersetzungsarbeit legt sie viel Wert darauf, die Qualität der einzelnen Elemente beizubehalten — wie zB. die Struktur, Beschaffenheit der Oberfläche oder Höhenunterschiede. Die Einzelteile ihrer Collagen werden immer weiter fragmentiert. Durchleben diverse Prozesse, beziehen sich auf Voriges, verschmelzen miteinander oder schweben teils komplett identitätslos und entwurzelt im Raum. Diese Anhäufungen von Elementen sind als Analogie zu unserer eigenen Identität zu lesen. Sie verkörpern den Wunsch nach einer gefestigten und vollen Identität. Was letztlich jedoch eine Illusion bleibt, weil sich alles ständig neu formt und verändert.
Du hast gerade dein Studium abgeschlossen. Was kommt jetzt?
Der Abschluss eines Studiums bedeutet immer, einen Abschnitt im Leben zu beenden und einen neuen zu beginnen – das ist etwas das primär gedanklich passiert. Denn im Grunde werde ich gleich weiter arbeiten wie vorher. Nur das Etikett „Studentin“ wird wegfallen und das Umfeld wird sich ändern, weil ich mir nun Werkstätte und ein Atelier außerhalb der Universität suchen werde. Für mich bedeutet das Leben aber im allgemeinen Veränderung, die wird uns ständig begleiten. Ich werde also einfach mal schauen, wo es mich hintreibt. Außerdem stehen mir nun wieder alle Möglichkeiten offen. Ich würde sehr gerne reisen und mich für Residencies bewerben. Hoffentlich wird dies bald wieder möglich sein.
Identität. Was bedeutet Identität für dich?
Identität ist für mich etwas wandelhaftes, etwas das nicht fixiert ist, weil im Grunde nichts auf der Welt fix ist, alles verändert sich ständig. Natürlich gibt es für den Menschen bestimmte Parameter und moralische Werte anhand derer er eine gewisse Persona für sich konstruiert. Aber auch diese Parameter verändern sich. Wir leben in einer Gesellschaft, wo wir uns stetig gegenseitig beeinflussen und uns auch gemeinsam entwickeln. Manche Menschen konstruieren ihre eigene Identität durch Abgrenzung zu anderen. Das kann leider auch in Hass ausarten. Es wäre schön, wenn der Mensch endlich erkennen würde, dass wir alle prekär leben, weil wir alle endlich bzw. sterblich sind – egal ob reich oder arm, männlich oder weiblich, religiös oder atheistisch oder sonst irgendwelche von uns erstellte Kategorien.
Veronika Beringer – www.vibia.at