Woran arbeitest du gerade?
Ich habe mich dieses Jahr vermehrt einem Archivprojekt gewidmet aus dem zwei Siebdruckserien entstanden sind an denen ich nach wie vor arbeite. Ich fotografiere aufgegebene Alltagsgegenstände und “entsorgte” Möbelstücke, die ich auf der Straße finde. Manchmal sind es einzelne Sessel und ein anderes Mal ist es ein ganzes Arrangement von Gegenständen aus einem anonymen Haushalt. Fast immer ist es offensichtlich warum diese Objekte ausgemustert werden: ein gebrochenes Tischbein, ein zu groß geratenes Brandloch am Sitz oder ein unidentifizierbarer Fleck am Teppich, der das Muster doch zu sehr stört. Jeder kennt die Kratzer und Kerben seiner Einrichtungsgegenstände, die durch deren Verwendung entstehen. Das Mobiliar nimmt unsere Erinnerungen auf und sein Wesen verändert sich. Es bildet eine Art Kulisse für das Leben, das du mit ihnen verbringst. Zumindest bis zu dem Moment, in dem du es als nicht mehr zufriedenstellend, zu klein oder zu verbraucht verstehst. Mithilfe von Siebdrucken auf Stoff, Papier und in Form von skulpturalen Objekten widme ich mich dem Wesen unserer Wohnlandschaft.
Ich denke durch das Aufgeben und das Abstellen der Objekte in den öffentlichen Raum entsteht eine Entfremdung des Gegenstandes, der den eingeknickten Sessel vom Objekt zum Subjekt werden lässt. All diese Eigenheiten lassen die Gegenstände zu Protagonisten in ihrer eigenen Geschichte werden.
Welche Bedeutung hat Material für dich?
Ich komme aus der Druckgrafik und arbeite hauptsächlich mit Papier. Oft fängt es bei der Skizze an und verselbstständigt sich dann von der Zeichnung aus weiter. Viele meiner Projekte bestehen aus mehreren Werken, die sich im selben konzeptuellen Rahmen befinden. Ich schätze diese Kombination, da jedes Medium seine Stärken hat und ich so spielerischer mit meiner Arbeit umgehen kann. Ich bevorzuge zwar drucktechnische Umsetzungen, dennoch stellt jedes Bild oder Installation seinen eigenen Anspruch an das Material. Es beeinflusst natürlich die künstlerische Arbeit, vor allem in der Kombination mit Druckgrafik erweitert es für mich seine Substanz und Lesbarkeit. Es ist wie ein Werkzeug, dessen Handhabung für jede weitere Grafik wieder aufs Neue ausgewählt werden muss.
Was macht Kunst für dich aus?
Meine Erwartung an gute Kunst ist, dass sie mir unabhängig meines Geschmackes von einer Welt erzählen kann, die über das Werk hinausreicht. Ich denke es ist sinnvoll sich diese Frage immer wieder zu stellen, um zu sehen wie sehr sich die eigene Perspektive verändert. Kunst ist keine absolute Erkenntnis oder etwas derartiges.
Warum taggst du deine Posts auf Instagram oft mit #funandsafety?
#funandsafety ist der Anspruch, der mit den gefundenen Alltagsgegenständen einhergeht. Es ist die Grundvoraussetzung, die alle unsere Einrichtungsgegenstände erfüllen müssen, damit wir sie als gut, schön, günstig, hochwertig oder genau richtig empfinden.
Eine Art Utopie des perfekten Fauteuils. #funandsafety ist der Moment, wenn du dich an einem Sessel stößt und dem Sessel die Schuld dafür gibst.
Was ist ein fixer Bestandteil deines Alltags?
Meine Mokkakanne, die ich immer zu fest zuschraube. Sowohl zu Hause als auch im Atelier.
Was planst du für das nächste Jahr?
Aufgrund der Pandemie wurden einige Sachen dieses Jahr abgesagt bzw. bis auf weiteres verschoben. Ich möchte auf jeden Fall meine neuen Arbeiten präsentieren – wann und wo das allerdings stattfinden wird, ist noch ungewiss. Ansonsten weiterarbeiten natürlich.