Im Mittelpunkt ihrer Arbeiten stehen häufig die Lebensbedingungen und Wünsche der Chines*innen aus einfachen Verhältnissen – es sind Probleme aus der Perspektive von Bürgerrechtsaktivist*innen, die sie mit einfachen und kraftvollen figurativen Methoden zum Ausdruck bringt. Derzeit lebt und arbeitet sie in Peking.
Woher kommen deine Einflüsse, deine Inspiration?
Von meinem Großvater, Huang Kun. Er wurde 1907 geboren und hat den Widerstandskrieg gegen Japan, den Warlord-Konflikt, überstanden, und kehrte nach Hause zurück, um eine Schule für Mädchen zu gründen (damit auch Mädchen die Möglichkeit hatten, eine Schule zu besuchen). Er hat die Kulturrevolution erlebt, die Rehabilitierung sowie die Reform und Öffnung. Als ich vier Jahre alt war, hat er mir die Grundlagen der chinesischen Malerei beigebracht. 1998 ist er verstorben. Mein Großvater hatte ein hervorragendes Gedächtnis und hat eine große Anzahl von Tuschearbeiten hinterlassen. Er hat Außergewöhnliches erlebt und wurde Zeuge der gesamten Entwicklung des letzten Jahrhunderts. Auch von den Vertretern der Landschaftsmalerei der Song-Dynastie wurde ich inspiriert, wie Dong Yuan, Li Cheng, Fan Kuan und Guo Xi. Später lernte ich auch viel über die westlichen Künstler*innen, deren Kunstwerke und Geschichten, mich auch tief beeindruckt haben.
Mit welchen Themen beschäftigst du dich? Wie äußert sich deine Arbeit zu gesellschaftlichen Themen?
Meine Kunstwerke sind oft ein Mittel, um auf das Leben zu reagieren oder zu rebellieren. Die zeitgenössische Kunst ist nicht mehr nur rein ästhetisch, sondern tief verwurzelt in der Beziehung zwischen Individuum und Gesellschaft, Politik und Kultur. Die Frage wie wir leben, fühlen und denken wird zu einem instinktiven Lebens- und Überlebensbedürfnis. Meine Arbeit ist eng mit der Gesellschaft verbunden.
Welche Kernaussagen willst du vermitteln?
Ich möchte die Veränderungen, die in China stattgefunden haben, festhalten, reflektieren und aufzeigen. Andererseits möchte ich mich in der heutigen Zeit, die im Vergleich zur Vergangenheit immer noch globalisiert und informiert ist, ehrlich mit mir selbst auseinandersetzen und mich den Verwirrungen, Widersprüchen und Konflikten stellen, die in dieser spezifischen historischen Periode auftreten. Durch diese Offenheit werden wir mehr Möglichkeiten schaffen, Einzigartigkeit künstlerisch auszudrücken.
Wann arbeitest du am liebsten? Hast du eine Routine?
Von Montag bis Freitag, damit ich an den Wochenenden meiner Tochter Gesellschaft leisten kann. Persönlicher Freiraum und ein geregeltes Leben sind mir wichtig. In meiner Freizeit lese ich viel – Bücher über Kunsttheorie, Soziologie, Philosophie und Theologie helfen mir kritisch zu denken.
Im September 2022 ist deine Einzelausstellung in der whiteBOX in München. Was wirst du dort zeigen?
Diese Ausstellung zeigt einen Querschnitt durch wichtige großformatige Bilder der letzten 15 Jahre. Alle Werke die die BMCA seit rund 10 Jahren gesammelt hat, seit dem ersten Besuch bei mir in Peking 2015. Die Ausstellung gibt einen Überblick über repräsentative Porzellanobjekte, von denen viele noch nicht ausgestellt wurden.
Link zur Sonderausgabe „GAUDIUM“ PARALLEL VIENNA 2022
Ausstellung: Huang Min “Journeys back to Europe” kuratiert von Alexandra Grimmer
Huang Min – www.bmca-art.com/huang-min-黄睌
Blue Mountain Contemporary Art (BMCA) is a collection of contemporary Chinese art based in Vienna. Since its foundation in 2013, the BMCA defines itself as part of China’s dynamic art scene, maintains close contact with its artists and focuses on works that critically engage with their time and surroundings. The aim is not to witness passing trends but to acquire and cultivate unique works with a long-term impact. Since the BMCA Collection moved its headquarters from Beijing to Vienna, its focus has been on making its works visible in international projects. The continuous presence of current Chinese contemporary art in an international context is as important as “Capturing the Moment in China”, which has been BMCA’s credo since the beginning. BMCA works on its mission to shift the perception of China’s emerging artists as strong international positions, and no longer as Chinese phenomena, as defined in the years of China’s first generation of contemporary artists. Numerous exhibition projects at various venues in China, Israel and Vienna preceded over the past nine years and form the basis of the BMCA Collection, which also sees itself as a project platform. In addition to exhibitions, artist residencies and collaborations between Chinese and European artists, the realisation of exhibition catalogues and artists’ books is a further focus. With this multi-layered approach to contemporary Chinese art, the BMCA Collection aims to raise awareness of artistic positions and strengthen their perception both in Europe and in China.