Wien Kunst

Interview. Sich selbst beobachten

Die künstlerische Laufbahn von Mafalda Figueiredo hat sie in den vergangenen Jahren durch verschiedene Städte und Kontexte geführt. Ursprünglich aus Portugal stammend, hat sie in Berlin und London gelebt und wohnt und arbeitet nun seit August in Wien. 

In Berlin, wo sie fünf Jahre verbrachte, bewegten sich ihre Arbeiten mehr und mehr weg von der Abstraktion – ein Prozess, der schon in Portugal begonnen hat. Ihre Gemälde in Berlin tendierten daher meist zur Figuration. London brachte andere Herausforderungen und Prozesse mit sich. Sie erlebte dort hohen Wettbewerbsdruck, eine Dichte an „unglaublichen“ Künstler:innen und verfeinerte ihre Maltechnik – ihr fehlte die Zeit, „einfach zu sein: herumzuschauen, die Luft zu riechen, einen Weg zu gehen“ – ein Zustand, der für ihren Denk- und Arbeitsprozess essenziell ist. 

Mafalda Figueiredo. Foto: Daniel Lichterwaldt

Zentral in ihrer Kunst sind die Themen Selbstanalyse und Identität. Sie vergleicht ihre Kunst mit einer „Suche nach Identität.“ Ihre Erfahrungen durchdringen ihre Gemälde, die so zu einem tiefen Ausdruck ihres persönlichen Weges werden. Diese introspektive und selbstreflexive Praxis hat die Künstlerin auch weggeführt von ausschweifenden Überlegungen über die Rolle der Betrachter:innen. Stattdessen fokussiert sie sich auf das, was in ihr selbst passiert, und hofft, dass ihre Bilder auch andere dazu einladen und ermutigen, dasselbe zu tun.

Obwohl es für sie von großer Bedeutung ist, mehr als nur Künstlerin zu sein, denkt sie nicht, dass sich Kunst und Leben vollständig voneinander trennen lassen: „Ich bin im Atelier und male, aber das bedeutet nicht, dass ich dort nicht an das Leben außerhalb des Ateliers denke – ganz im Gegenteil: Dort verarbeite ich das Leben.“ Dann verlässt sie das Atelier, lebt und erlebt, danach beginnt der Prozess im Atelier wieder von vorne – ein endloser Kreislauf. Manchmal hat das Leben Priorität, manchmal die Kunst, aber nie schließt das eine das andere aus.

Mafalda Figueiredo – www.mafaldafigueiredo.com


Dieser Interview ist Teil der Sonderausgabe »PRIX«, die für die PARALLEL VIENNA 2024 produziert wurde. Link zur Sonderausgabe