In ihren Arbeiten beschäftigt sich Katharina Stadler spielerisch mit Themen wie Hierarchie und Alltag, Ästhetik und Realität, Poesie und Prosa.
Du studierst an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Thomas Scheibitz. Wie würdest du ihn als Professor beschreiben?
Kurz nachdem Prof. Andreas Gursky seine Professur in Düsseldorf niederlegte, wurde Prof. Thomas Scheibitz an die Akademie berufen. Als dann die Zusammenstellung der neuen Klasse erfolgte, habe ich mich dort beworben. Der Umgang innerhalb der Klasse und mit dem Professor ist extrem respektvoll und konstruktiv, was ich sehr schätze. Für mich ist der Austausch mit Prof. Thomas Scheibitz spannend, weil die Themen Abstraktion und Realität für uns gleichermaßen, aber mit ganz unterschiedlicher Bedeutung, eine Rolle spielen.
In welchem Zustand stehst du wenn du ein Werk beginnst?
Bevor ich ein neues Bild male habe ich meistens eine ungefähre Vorstellung davon im Kopf. Im Vordergrund steht dabei entweder ein Farbraum, eine einzelne Form oder auch eine ganze Serie, wobei die Arbeiten dann miteinander kommunizieren und sich ergänzen, sogar narrativ werden. Teilweise gibt es auch konkrete Zeichnungen, die ich dann noch weiter ausführen möchte. Das besonders Reizvolle am Malen ist für mich zum Beispiel, dass meine Bilder sich recht eigenständig entwickeln und nur noch teilweise der vorausgehenden Vorstellung entsprechen.
Das besonders Reizvolle am Malen ist für mich zum Beispiel, dass meine Bilder sich recht eigenständig entwickeln und nur noch teilweise der vorausgehenden Vorstellung entsprechen.
Wie würdest du deine Bildwelt beschreiben?
Meine Bildwelt lässt sich einerseits durch die äußere Erscheinung der Malerei erklären, aber ich persönlich sehe da hauptsächlich meine Fantasie und mein analytisches Naturell, was sich in meinen Arbeiten zeigt. Ich nutze den Arbeitsprozess auch dazu, das Selbst zu hinterfragen, mit den ganzen komplexen Strukturen die damit einhergehen. Ich interessiere mich für psychologische Phänomene aber auch für Philosophie, die sich mit diesen Dingen beschäftigen. Relationsverhältnisse zwischen Menschen sind genauso relevant wie verrückte oder unheimliche Träume, oder ganz banale Alltagssituationen.
Kannst du uns etwas über deine Werkreihe „Fathom“ erzählen?
Die Werkreihe mit dem Titel „Fathom“ zeigt gefundenes, verfremdetes Bildmaterial von Social Media Plattformen in Kombination mit Materialien wie Pappkarton, recyceltem Lammfell und Eyeliner. Schwerpunkt dieser Recherche stellt die Körper- und Gesichtsbemalung sowie die sonstige kosmetische Verschönerung des menschlichen Körpers im 21. Jahrhundert dar. To fathom something out bedeutet soviel wie etwas zu ergründen, und das passte ganz gut zu der Technik, die ich hier bei den Fotos verwendet habe. Die Druckertinte löse ich mit Pinsel und Wasser wieder, um einen malerischen Diskurs zu eröffnen. Das Foto mutiert zum Aquarell.
Künstler wollen immer mehr. Wie kommst du zur Ruhe?
Das gilt vermutlich nicht nur für Künstler sondern für die Menschen generell. Obwohl ich mich als bodenständig bezeichnen würde, kann ich nicht bestreiten, dass dieser unstillbare Durst auch ein effektiver Antrieb ist. Zur Ruhe komme ich beispielsweise wenn ich lese oder zeichne. Manchmal setze ich mich in den Zug Richtung Ruhrgebiet, wo ich ursprünglich herkomme und fahre zu meinen Eltern. Da die Beiden Bibliothekare sind gibt es eine recht große Auswahl an Büchern und ich kann in Ruhe blättern und mich neu inspirieren lassen. Aktuell lese ich „Die toten Seelen“ von Gogol.
Was hast du 2020 vor?
Derzeit bereite ich mich auf meinen Abschluss an der Akademie vor, das heißt viel Malen. Ansonsten würde ich gerne Reisen und ein geeignetes Atelier finden.