Schaut man sich Deine Arbeiten an, fällt auf, dass Du häufig interdisziplinär arbeitest und nicht nur als Bühnenbildner tätig bist. Warum hast Du dich für das Studium der Bühnengestaltung entschieden und nicht beispielsweise Performance oder Bildhauerei studiert?
Ich würde nicht unbedingt sagen, dass ich interdisziplinär arbeite, vielmehr „multidisziplinär“, also einmal beispielsweise ein Bühnenbild entwerfe, dann wieder eine Performance entwickle oder in einer anderen Kunstgattung arbeite. Auch bin ich in dieses Metier so hineingerutscht – ich komme nicht unbedingt aus einer Künstlerfamilie und auch mein Freundeskreis daheim hat wenig mit Kunst am Hut. In Salzburg habe ich bei den Festspielen immer wieder mal Ferienjobs gemacht und so wuchs das Interesse für das Theater. Mich hat anfangs vor allem die Größe und der Aufwand, der dieser ganze Theaterapparat benötigt, beeindruckt. Ich habe zwar erst Politikwissenschaften studiert, die Vorstellung in diesem Beruf zu arbeiten hat jedoch großes Unbehagen bei mir ausgelöst. Mit dem Umzug nach Wien kamen dann auch einige Projekte in der dortigen freien Szene, worauf ich dann die Aufnahmeprüfung an der Angewandten gemacht habe und nach einem zweiten Anlauf auch genommen wurde.
Würdest Du dich selbst als Bühnenbildner bezeichnen?
Generell ja, das ist eine schwierige Frage. Man ist, was man macht. Das war auch eine der wichtigsten Lektionen, die ich während meines Studiums an der Angewandten gelernt habe: man kann sich als etwas bezeichnen, beispielsweise Bühnenbildner*in, aber das heißt noch lange nicht, dass man es ist. Die Arbeit in dem jeweiligen Metier, die Erfahrung, ist es schlussendlich die einen zur*m Künstler*in macht. Auch passiert es im Theater, aber auch im Kunstbetrieb, sehr schnell, dass man sich selbst zu sehr in eine Schublade steckt aus der man nicht mehr rauskommt. Das möchte ich eher vermeiden.
Die Arbeit in dem jeweiligen Metier, die Erfahrung, ist es schlussendlich die einen zur*m Künstler*in macht.
Was reizt Dich am Theater?
Anfänglich war ich beeindruckt von der Atmosphäre am Theater: „diesen Bretter, die die Welt bedeuten“, die Internationalität der Stars, vor allem bei den Festspielen in Salzburg. Es war mehr die Institution, die mich begeisterte, als der künstlerische Aspekt. Das Theater ist wie die Musik eine vergängliche Kunst, vor allem aus der Sicht eine*s*r Bühnenbildner*in: man steckt viel Arbeit in Modelle, Proben etc. und schlussendlich wird das Bühnenbild nach einer Spielzeit wieder verschrottet – das fasziniert mich ebenfalls. Auch finde ich, dass das Theater eine angenehme „Zeitlichkeit“ hat: mal arbeitet man solitär an einem Entwurf im Atelier, dann in den Proben wieder als Gruppe. Und man beschäftigt sich als Bühnenbildner*In mit so vielen Themen, Medien, Materialien, was toll ist. Es wird nie langweilig.
Mir ist aufgefallen, dass Du häufig Masken in Deiner Arbeit verwendest. Was hat es damit auf sich? Was fasziniert Dich an Masken? Warum und wie nutzt Du sie in Deiner künstlerischen Arbeit?
Als ich mein Studium an der Angewandten begann, wurde „Selfie“ zum Wort des Jahres gewählt. Die Maske als Medium hat mich fortan immer in meiner Arbeit begleitet. Ich recherchierte viel zu dem Thema: was ist ein Selbstporträt? Was ist eine Maske? Mit den ganzen Filtern auf Instagram und Make-up Tutorials auf Youtube habe ich mich ebenfalls lange Zeit beschäftigt sowie der Maske als kulturhistorisches Medium. Das Symbol für das Theater sind eine lachende und weinende Maske. Die Maske ist der Inbegriff des Theaters, egal ob im griechisch-antiken oder japanischen Theater. Sie ist ein spannendes Medium, was mich immer wieder inspiriert.
Wer sind Deine (künstlerischen) Vorbilder?
Die Bühnenbilder von Anna Viebrock oder Katrin Brack finde ich beispielsweise interessant, da sie in ihrem Stil klar der jeweiligen Bühnenbildnerin zugeordnet werden können. Die stilistische Konsequenz dieser beiden Bühnenbildnerinnen beeindruckt mich; aber zugleich würde es mich für meine eigene Praxis langweilen. Mir ist die Art wie Wilfried Minks arbeitete, viel zugänglicher, denn er hatte keinen durchgängigen Stil. Sein Stil passte sich dem Stück an, er dachte Bühnenbilder als Teil der Dramaturgie. Das versuche ich mir ebenfalls anzueignen: ich möchte keiner Formel folgen, sondern jedes Mal eine neue Strategie erarbeiten – für mich wäre es ansonsten auch zu langweilig.
Mir ist die Art wie Wilfried Minks arbeitete, viel zugänglicher, denn er hatte keinen durchgängigen Stil. Sein Stil passte sich dem Stück an, er dachte Bühnenbilder als Teil der Dramaturgie.
Wenn Du nicht Kunst machen würdest, was würdest Du stattdessen machen?
Bis ich etwa 14 Jahre alt war, wollte ich unbedingt Koch werden. Kochen ist eine große Leidenschaft von mir.
Wie sehen Deine Pläne für die Zukunft aus?
Ich habe gelernt, dass in diesem Metier Planen nicht viel Sinn macht. Ich wünsche mir weiterhin in verschiedenen Sparten arbeiten zu können und diese Vielfalt sowie Freiheit aufrecht erhalten zu können. Was ich aber richtig gerne mal machen würde, wäre die künstlerische Konzeption einer Konzertshow, einer Tour von einem großen Star, egal welcher Musikrichtung, zu übernehmen. Und dabei ein endloses Budget zur Verfügung gestellt zu bekommen.