Gibt es Themen in deiner literarischen Arbeit, die immer wieder vorkommen? Was inspiriert dich?
Ich glaube, es sind nicht unbedingt Themen, sondern vielmehr ein Interesse an verschiedenen Konzepten, die aus der Philosophie stammen und wie sie in unseren Alltag passen. Ich finde es spannend, den Alltag so zu poetisieren und somit neue Narrative zu erforschen. Manche Aspekte inspirieren mich dabei besonders, zum Beispiel das Leben in der Stadt, das Flanieren, das impersönliche Du, Ironie, Poesie und Philosophie. Für meine letzten Bühnentexte habe ich auch sehr viele Metaphern aus der Natur verwendet und mit unserem Alltag verglichen. Da lasse ich mich dann gerne von einer Supernova, von fluoreszierenden Proteinen oder dem Flug der Vögel inspirieren.
Für meine letzten Bühnentexte habe ich auch sehr viele Metaphern aus der Natur verwendet und mit unserem Alltag verglichen.
War das Schreiben immer deine einzige Ausdrucksform? Wie kamst Du dazu?
Ich habe zunächst Gedichte als Teenager geschrieben und habe immer gerne gelesen, auch Sachen die ich nicht verstand (zum Beispiel als Kind Till Eulenspiegel in deutscher Sprache). Dann bin ich immer mehr zum Schreiben aus folgenden Gründen gekommen: ich habe immer von einer besseren Welt geträumt und versucht alles was aus meiner Sicht und sozialen Postion möglich ist, um meine Gedanken zum Ausdruck zu bringen. Dazu zählt mein Studium, das Doktorat und das viele Umziehen. Dabei habe ich immer noch den Eindruck, auf der Suche zu sein, nicht genau zu wissen, was ich mache und was die besten Entscheidungen sind.
Wie erarbeitest du dir einen Text? Wie sieht der Prozess aus?
Das hängt von der Art des Textes ab. Letztes Jahr habe ich festgestellt, dass ich immer viel Zeit brauche um einen Bühnentext zu schreiben. Lyrische Texte gehen mir leichter von der Hand, sie sind kürzer, einfacher und treten auf wie eine Tatsache. Für Bühnentexte brauche ich jedoch einfach viel Zeit, aber das ist ok. Ich habe eingesehen, dass ich die Zeit brauche und ich mich mit anderen Autor*innen nicht vergleichen sollte. Wenn ich schreibe, dann schreibe ich sehr schnell, aber bis ich dann etwas in dem Schnellgeschriebenen finde, was ich verwenden kann, kann es schon dauern.
Da wir gerade von Prozess sprechen – was ist Dir wichtiger: der Schreibprozess oder der fertige Text?
Der Prozess! Schreiben ist wie denken und wenn ein Text fertig ist, dann ist er nicht mehr „meins“. Durch das Schreiben werden in meinem Fall Gedanken festgehalten, die sonst keine Form hätten und verloren gingen.
Du schreibst auch dramatische Texte. Was ist das für ein Gefühl, wenn man den Text, der immer nur schwarz-weiß auf Papier vor einem lag, plötzlich lebendig wird und auf einer Bühne vorgetragen wird?
Ehrlich gesagt, hatte ich anfangs eine große Scheu davor, die Inszenierung zu sehen – tatsächlich habe ich ein paar Stücke somit gar nicht angeschaut. Mittlerweile hat sich das aber komplett geändert: den Text auf der Bühne zu hören und zu sehen, kann eine große Befreiung sein. Ich freue mich immer, wenn sich andere Menschen mit meinen Texten befassen und sich dazu Gedanken machen. Wenn ich also heute den Text auf der Bühne sehe und höre, dann habe ich mich von ihm befreit. Es ist dann vorbei, er ist nicht mehr „meins“. Und somit kann ich mich an neue Texte wagen, an andere Dinge denken.
Welche Schriftsteller*Innen zählen zu deinen Vorbildern und warum?
Das ist eine schwierige Frage, weil ich mich nicht für ein Buch oder eine*n Autor*in entscheiden kann. Die Liste ist lang, aber zu meinen Neuentdeckungen zählen: Mark Fischer, Lauren Elkien, Iris Wolff, Anna Gavalda, Ali Smith, Hera Lindsay Bird, Ariana Reines. Ich lese viel auch in rumänischer Sprache: Ionuț Chiva, Lavinia Braniste, Alina Nelega, Elena Vlădăreanu, Anastasia Gavrilovici.
Wenn Dir ein Buch partout nicht gefällt, liest du es dann stur bis zum Ende oder legst du es zur Seite?
Ich versuche es meistens bis zum Ende zu lesen, um zu verstehen, warum ich es so schlecht finde. Manchmal bin ich auch der Meinung, dass man mehr von schlecht geschriebenen Büchern lernen kann als von ausgezeichneten Büchern. Bücher, die man liebt, kann man schwer in Kritik üben – man kann sie nur lieben. Mittlerweile plane ich welche Bücher ich im Voraus lese, damit ich immer einen Grund habe, zu lesen. Auch habe ich mir nun ein kleines Archiv zu verschiedenen Themen zugelegt: da gibt es dann mehrere Texte zu dem Thema Flanieren, Städte, Pflanzen und das Denken der Pflanzen und so weiter.
Wie sehen deine Pläne für die Zukunft aus?
Einen gut bezahlten Teilzeitjob finden, damit ich genug Zeit und Rückhalt habe, um nur noch das zu schreiben, was ich will. Ohne Projektbeschreibungen, Entwürfe von Projekten, Bewerbungen, Zeit- und Veröffentlichungsdruck.
Mehr Infos zu Alexandra Pâzgus Arbeit unter:
www.wortstaetten.at/projects/alexandra-pazgu/
www.fabulamundi.eu/en/alexandra-pazgu/
Alexandra Pâzgu – www.instagram.com/maniacale