Selbstflucht ist ein populäres Thema und wird auch in meiner Arbeit automatisch zum Motiv. Was mich interessiert, ist die Konfrontation, die Spiegelung, die Vorstellung. Und wenn, diese Prozesse fruchten, vielleicht sogar der Kontakt.
Meine Interessen zielen auf eine erneuerbare Prozesshaftigkeit, die begreift, dass diese Welt, bis zu ihrem Ende, nie anhalten wird und somit, nie als vollendet angesehen werden kann. Was das betrifft, gefällt mir das englische Wort Formation. Sich selbst in Form zu bringen, ist ein künstlerischer Prozess, der viel mit Entscheidungen, Wissen und Kraft zu tun hat. Jeder von uns braucht das. Die Kunst, die Kultur, die Prozesse der Kultivierung.
Die Formatierung von Individualitäten folgt in jedem Jahrhundert natürlich definierbaren Mustern. Meiner Meinung nach, sollte man geradezu deswegen von Kultur sprechen. Das Selbst als Wunschproduktionsmaschine? Ich lasse Fragen gern offen. Es ist toll, wenn man von sich selbst, oder von seiner Kunst behaupten kann, dass sie Antworten gibt. Aktuell, konzentriere ich mich jedoch lieber auf Fragen. Wenn mich Leute fragen „bist du das?“, „bin ich das?“, „lieben die sich?“, „hat er sie verlassen?“, „fühlt er da gerade den Weltschmerz?“, „ist das die Kolonialgeschichte?“ – Dann bin ich schon zufrieden. Wer sich diese Fragen stellt und sie ernst genug meint, wird sich auch Antworten finden können. Und genau das finde ich relevant und eben nicht nur mich betreffend, sondern Auch mich betreffend, so wie es uns Alle betrifft.
Antworten, geben Grada Kilomba, Abembe, Hegel, Nietzsche, Rosenkranz, Arendt, Ibn Sina, Jung, Freud, Kirkegaard, Malcom X, Chuck D. Antworten, geben Mütter, Väter, Großeltern, Lehrer, Politiker, Geistige, … Antworten beziehen sich meist auf einen konkreten Kontext und ebenso beziehen sie auch dort ihre Gültigkeit. Ich finde, man sollte sich gegenseitig anregen. Immer wieder aufs Neue. Entwicklung ist ein reziproker Prozess. Wer an Wahrhaftigkeit interessiert ist, sollte Wahrnehmen lernen.
Mich persönlich zieht diese Wechselbeziehung zwischen Frage und Antwort zur Malerei, zur Skulptur, zur Installation, zur Performance, zur Musik. Und ich ergebe mich täglich. Ich gebe mich diesen Disziplinen hin. Widme Ihnen meine Zeit, weil ich glaube, dass unsere Intuition etwas wert ist. Wahrnehmen lernen. Ja. Lernen lernen. Ja. Wahrnehmen, Lernen und dann _ Um dann _ ! – Offene Frage
Wenn wir aus gewissen Träumen erwachen, stellen wir uns manchmal Fragen, die uns nicht mehr loslassen wollen. Diese Träume interessieren mich am meisten. Unser Unterbewusstsein will unserem Bewusstsein etwas mitteilen, dass wir insgeheim wissen, aber im Wachzustand noch nicht ausreichend begriffen haben. Die individuelle Kontextualisierung ist die Eigenarbeit, die wir leisten können, wenn wir diesen Wink mit dem Zaunpfahl ernst nehmen möchten. Der Traum an sich, ist in meinen Augen schon Kunst. Ein Traum kommt nie aus dem Nichts. Und wenn doch, dann hat man sich dieses Nichts, als Asche des Phoenix vorzustellen.
Will man Träume verstehen, so muss man sie, dokumentieren, festhalten, darüber sprechen, wie Freud oder Delleuze. Nur muss man meiner Ansicht eben, immer weitergehen. Die bisher unaufhörliche Erdrotation ernst nehmen und weiterdenken. Ist es nicht fantastisch, dass man Träume visualisieren kann, ihnen Leben schenken? Frage. Das mache ich. Und es beglückt mich, wenn andere das auch tun.
Freta Ngo (22) ist Maler, Visual Artists, Musiker und lebt in Wien. Einige seiner Arbeiten findet man in der Burggasse21.
Freta Ngo – www.instagram.com/freta.ngo/