HARDCORE! Wofür steht das Wort für dich?
Hardcore Punk war Teil meiner Jugend, Hardcore Techno wurde Teil meines erwachsenen Lebens und ich bin Hardcore unzufrieden mit der derzeitigen politischen Lage weltweit.
Ich habe deinen Auftritt im Vestibül beim Impulstanz miterlebt. Die Konzepte im Vestibül finde ich immer besonders faszinierend, da der intime Raum eine direkte Verbindung zum Publikum schafft. Wie hast du die Stimmung dort empfunden?
Ich habe mich bei dieser Show besonders wohl gefühlt, da ich zwei sehr gut befreundete Tänzer:innen an meiner Seite hatte. Ich habe mich beim Performen so frei gefühlt, dass ich bei einem alten und von mir selbst produzierten Cover-Song namens „Rette Mich“ (eine Cover-Version des 2005 Tokio Hotel Hits „Rette Mich“) angefangen habe, Harmonien zu singen und zu freestylen, was ich eigentlich so nie mache. Ich fand das Publikum auch super ready, die Leute konnten sich, glaube ich, gut auf die Energie meiner Show einlassen und gaben mir viel zurück.
Welche Gefühle möchtest du zum Ausdruck bringen?
An sich möchte ich jedes Gefühl am Gefühlsspektrum ausdrücken. Euphorie, Trauer, Liebe, Lust, Ekel, Glück, Wut, Zusammengehörigkeit, das Gefühl von Einsamkeit, aber vor allem die Akzeptanz all dieser Gefühle und Gemütszustände. Die Akzeptanz, dass wir alle das gesamte Spektrum von Alldem in uns tragen.
Wie wichtig ist die Interaktion mit dem Publikum?
Sehr wichtig! Aber ich weiß, dass es dazu gehört, auch mal ein schwieriges Publikum zu haben. Aber es gibt nichts, was mehr awkward ist, als sich vor einem gelangweilten, sitzenden Publikum abzuperformen. Es mag klischeehaft klingen, aber tatsächlich ist es ein gegenseitiger Energieaustausch. Wenn nur von meiner Seite Energie fließt, aber nichts vom Publikum zurückkommt, fühlt es sich wirklich einseitig an.
Wie entstehen deine Songs?
Ich bin eine sehr schnelle Schreiberin. Ich habe mit klassischen Gedichten angefangen, über Kurzgeschichten – wobei mir das weniger leicht fiel – bis hin zu Ghostwriting für andere Künstler:innen. Ich habe meistens einen Satz im Kopf zu einem Thema, das mich beschäftigt oder amüsiert (oder früher beim Ghostwriting vorgegeben wurde), und darauf baut sich dann der Rest des Songs auf. Ich fange meistens bei den Strophen an und entscheide am Ende, was der Chorus sein wird.
Könntest du das am Beispiel von „Brazilcore“ erläutern?
Ja! Ich hatte Monate, bevor ich „Brazilcore“ geschrieben habe, einen Artikel zu einem „neuen Modetrend“ gelesen, der denselben Namen trug und von einem französischen Model weltweit über TikTok popularisiert wurde. Ich fand das alles als Person mit brasilianischen Wurzeln so grotesk, dass ich mich entschied, einen Song darüber zu schreiben.
Jeder will also die gelbgrünen Tops mit dem „BRAZIL“-Schriftzug und die dazu passenden Gummi-Flip-Flops „Havaianas“ tragen? Die Uniform der Mädels und Jungs, die in Brasilien in den Favelas aufwachsen und nicht das Privileg erfahren, dafür als Modetrendsetter zu gelten? Ok: „Ich weiß, dass du Brazilcore willst“, also „Eu sei que tu quer Brazilcore“, war der erste Satz, der mir dazu einfiel, und ist in diesem Fall auch der Satz, der zum Chorus wurde.
Vollende den Satz: Nach dem Konzert…
… muss ich unbedingt kurz mal an einem ruhigen Ort durchatmen und mir den Schweiß oder das Kunstblut wegwischen, haha.
Was sind aktuell deine Projekte?
Eine neue EP, ein paar spannende Kollaborationen und offizielles Enesi M. Merch.
Hast du auch Zeit, den Sommer ein wenig zu genießen?
Es geht, haha.
Wie verbringst du ihn?
Ich arbeite 88 % meiner Zeit an meiner Live-Performance, meiner Musik oder in einem Lohnjob, um mir meine Musik und alles drum und dran als Independent Artist leisten zu können. Aber wenn ich mal frei habe, esse ich gern ein Eis oder gehe mit Kopfhörern durch die Stadt spazieren. Ich liebe es auch an Sommernächten, den Vollmond zu genießen.
Welche Pläne hast du für das Jahr 2024?
Ich möchte mich besser um meine Haut kümmern und regelmäßig ins Fitnessstudio gehen.
Wo kann man dich live sehen?
Beim Popfest in Wien am 27. Juli, beim Sziget in Budapest am 07. August, und beim Waves in Wien am 05. September.
Enesi M. – www.instagram.com/enesi_m._/, www.youtube.com/@EnesiM
