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Wien Kunst

H13 Gewinnerin Sara Lanner

Die Künstlerin Sara Lanner ist die diesjährige Gewinnerin des H13 Niederoesterreich Preis für Performance. Mit ihrem Projekt MINE konnte sie die vierköpfige Jury rund um Katharina Brandl überzeugen. Die Performance und die feierliche H13-Preisverleihung finden am Mi, 01.09.2021 im Kunstraum Niederoesterreich statt. Die begleitende Ausstellung wird von Do, 02.09.2021 – Sa, 11.09.2021 zu sehen sein.
Sara Lanner © Elsa Okazaki
Sara Lanner © Elsa Okazaki

Der H13 Niederoesterreich Preis für Performance wird 2021 zum bereits 15. Mal vom Kunstraum Niederoesterreich vergeben. Ziel ist es, die Vielfalt der performativen Arbeiten von jungen Künstler:innen in den Fokus zu rücken und dem interessierten Publikum zugänglich zu machen. Die Dotierung des Kunstpreises wurde letztes Jahr erstmalig auf € 5.000 erhöht. Der H13 ist der einzige in Österreich verliehene Preis für Performance-Kunst als Medium der bildenden Kunst.

MINE ist ein Performanceprojekt zwischen Choreografie und bildender Kunst, das vom Bergbau und dessen globalen gesellschaftspolitischen Zusammenhängen handelt. „Bergbau“ wird dabei im konkreten und im übertragenen Sinn verstanden. Zentral in der Arbeit ist der Begriff des „mining“, der einerseits als Prozess zur Gewinnung von Rohstoffen, andererseits als Momentum zur Entstehung von Gedanken und Erinnerungen beleuchtet wird. MINE ist sowohl Ausstellung als auch Performance, Choreografie als auch soziologische Studie, die dem Publikum den Kreislauf heutiger Extraktionsprozesse vergegenwärtigt und die westliche Gesellschaft als Endverbraucherin einer fortschrittlich gemeinten Kultur hinterfragt. Das Projekt erzählt von ökologischer Verschwendung, Umwälzung und Aneignung und thematisiert die gewaltvolle Veränderung der Erdoberfläche durch den Menschen für den Gewinn von Rohstoffen. Die Praxis des „mining“ wird so zu einem Knotenpunkt der Arbeit, an dem unterschiedliche gesellschaftliche Stränge zusammenlaufen: Wertschöpfung, Moral und Macht.

Sara Lanner, Foto: Elsa Okazaki
Sara Lanner, Foto: Elsa Okazaki

Jurystatement: Sara Lanners Projekt MINE befasst sich mit grundlegenden Fragen unserer Beziehung zur Welt: Mining, auf Deutsch am ehesten mit Bergbau übersetzbar, begegnet uns in der alltagssprachlichen Verwendung vielerorts. Beim Data-Mining werden Informationen gewonnen, Kryptowährungen müssen „gemined“ werden und nicht zuletzt in unserem Verhältnis zu unserer organischen und anorganischen Umwelt, bauen wir ab, schürfen oder extrahieren Rohstoffe. Inwiefern handelt es sich bei diesen Abbauprozessen um Einbahnstraßen, um reine Extraktionen mit drastischen Auswirkungen auf unsere Umwelt? Kann Mining auch von Körper zu Körper stattfinden, in einem wechselseitigen Austausch?

Sara Lanners Performance, die am 01.09.2021 im Kunstraum Niederoesterreich erstmals gezeigt wird, eignet sich die – für unsere Gegenwart höchst relevanten – Bedeutungswelten des Bergbaus sowohl metaphorisch als auch durch konkrete Materialstudien an. Sara Lanners Hintergrund liegt an den Schnittstellen zwischen darstellender und bildender Kunst; ihre Praxis zeichnet sich durch ein hohes choreographisches Verständnis, aber auch durch eine ausgesprochene Sensibilität für die Zeigekonventionen der bildenden Kunst aus, was sie für den Gewinn des H13 Niederoesterreich Preis für Performance prädestiniert.

Guess What. China. 2018, Foto: PRINZpod
Guess What. China. 2018, Foto: PRINZpod

Die Künstlerin: Sara Lanner ist Choreografin, Tänzerin und bildende Künstlerin. Ihre Performances finden in Ausstellungsräumen, auf Bühnen sowie an interdisziplinären und öffentlichen Orten statt. Sie ist daran interessiert, performative und choreografische Zugänge zu verbinden und dadurch die bildende Kunst und den zeitgenössischen Tanz gleichermaßen zu erweitern. 2020 erhielt sie den Ö1-Publikumspreis im Rahmen der Ö1-Talentebörse im Leopold Museum Wien, wo sie auch ihre prämierte Performance Mother Tongue präsentierte. Die Performance Volume (mit Jasmin Hoffer und Liv Schellander, 2019) sowie die Solo-Performance Guess What (2018) wurden u.a. am Imagetanz Festival im brut Wien gezeigt. 2021 wirkte Sara Lanner an Fanni Futterknechts Performanceprojekt Power to the Unspoken_Echoes of Resistance mit, das im Rahmen der Jubiläumsreihe Sweet Sixteen des Kunstraum Niederoesterreich gestaltet wurde.

Mother Tongue. Ö1 Talentebörse, Leopold Museum, 2020 Foto: Valeria Lanner
Mother Tongue. Ö1 Talentebörse, Leopold Museum, 2020 Foto: Valeria Lanner

Sara Lanner studierte Zeitgenössischen Tanz und Tanzpädagogik an der Anton Bruckner Privatuniversität Linz und Bildende Kunst und Performative Kunst an der Akademie der bildenden Künste Wien. Neben ihrer Arbeit als Performancekünstlerin unterrichtet sie und hält Workshops in Zeitgenössischem Tanz, Partnering, Modern Dance, Choreografie und Komposition. Von 2015-2018 war sie außerdem als Tutorin an der Medizinischen Universität Wien im Rahmen einer interdisziplinären Lehrveranstaltung zu Anamnesegesprächen mit Patient:innen tätig. Derzeit absolviert sie das Studium der Kunst- und Kulturwissenschaften an der Akademie der bildenden Künste Wien.

Sara Lanner *1991 in Hallein (AT), lebt und arbeitet in Wien (AT).

Jury: Madeleine Amsler (Kuratorin, Dozentin & Koordinatorin des Performancepreis Schweiz), Katharina Brandl (Künstlerische Leitung Kunstraum Niederoesterreich), Kira Kirsch (Künstlerische Leitung & Geschäftsführung brut Wien) und Petra Poelzl (Künstlerische Leitung & Geschäftsführung Kunstpavillon & Neue Galerie, Innsbruck).

Pressegespräch: DI, 31.08.2021, 10:00 Uhr
Performance und Preisverleihung: MI, 01.09.2021, 19:00 Uhr
Ausstellung: DO, 02.09.2021 – 11.09.2021