Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Ein formal wichtiges Element meiner Bilder ist natürlich das Sonnenlicht. Aber das ist ja nur Oberfläche. Inhaltlich interessieren mich vor allem Kuriositäten, das Ungewöhnliche im Alltäglichen. Ich bin immer auf der Suche nach Dingen die herausstechen. Sei es, weil die Objekte so gar nicht in die Landschaft passen und dadurch eine Irritation bilden oder weil sie an sich eine seltsam abstrakte Qualität besitzen. Zudem arbeite ich oft seriell, das heißt Bildergruppen entstehen beim Durchforsten des Archivs. Ein wiederkehrendes Element meiner Arbeit sind zum Beispiel leere Plastikstühle oder von Menschen zurückgelassene Gegenstände, wie Schilder oder Sonnenschirme. Die Fotos bekommen dadurch so eine Melancholie. Die Objekte werden zu Zeugen der Menschen, von denen sie verlassen wurden. Eine Art Erinnerungsdokument.
Warum analog? Entwickelst du auch selbst?
Das hat sich für mich einfach ganz natürlich so entwickelt, das war nicht so geplant. Ich bin mit analogen Kameras aufgewachsen und habe schon immer damit fotografiert. Bis vor kurzem hatte ich tatsächlich auch gar keine professionelle Digitalkamera. Ich mag das Arbeiten mit physischen Materialien, dem Film, den Negativen; und die Farben kannst du so halt mit digitalen Filtern einfach nicht wiedergeben. Analog hat immer etwas nostalgisches, das mag ich. Außerdem lässt Filmmaterial Raum für Experimente und Zufälle. Selbst entwickelt habe ich tatsächlich bisher nur Schwarzweißfilme während meines Studiums. Das überlasse ich lieber den Leuten, die sich damit auskennen. Ich habe in Berlin ein tolles Fotolabor, das für mich die Entwicklung meiner Filme und die Scans der Negative übernimmt. Das nimmt mir sehr viel Arbeit ab, darüber bin ich sehr froh.
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Wer oder was beeinflusst dich am meisten?
Die Natur, andere Künstler und Künstlerinnen, Gegensätze und Gemeinsamkeiten, das Sonderbare, meine Neugierde zu entdecken, zu sammeln, und zu dokumentieren.
Wie gehst du mit den ständig wechselnden Hypes um?
Ich finde man sollte immer aufpassen an welche Trends man sich dranhängt und denen man vielleicht unüberlegt hinterherläuft. Ist es wirklich der eigene Geschmack und passt das zur eigenen Arbeit oder ist es gerade einfach nur hip? Vor ein paar Jahren gab es so einen Trend, dass viele ihre Fotos etwas überbelichtet haben, so dass die Bilder einen hellen, pastelligen Look bekommen haben. Momentan sehen wir ja eher das Gegenteil, viele Fotograf:innen setzen auf Fotos, die eigentlich etwas zu dunkel sind, dann noch ein Warmfilter drüber und fertig ist der moody Look von 2021. Ich sehe das eher skeptisch.
Was macht ein gutes Bild aus?
Da muss jeder seinen eigenen Weg finden. Für mich sind Komposition, Farbe und Licht sehr wichtig. Einige Leute meinen, je besser die Kamera, desto besser das Foto. Daran glaube ich nicht. Es lassen sich auch mit den billigsten Pinseln und den einfachsten Farben, die großartigsten Bilder malen. Ähnlich sehe ich das, was die Fotografie betrifft. Klar kannst du mit einer tollen Kamera vielleicht noch mehr Licht einfangen und die Auflösung wird super hoch. Aber im Endeffekt, wenn du nichts zu sagen hast, oder deine Motive belanglos sind, dann nützt dir auch das beste Equipment nichts.
Wie wichtig sind für dich Ausstellungen? Ist eine geplant?
Durch Corona ist momentan ja fast alles nur digital. Ich arbeite daher momentan eher an Magazinveröffentlichungen. Eventuell wird es nächstes Jahr eine Ausstellung geben, je nach dem wie sich die Dinge entwickeln. In der Zwischenzeit verkaufe ich Kalender, Postkarten und Prints mit meinen Arbeiten.
Dennis Eichmann – www.instagram.com/__dennis__dennis