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Wien Kunst

Dispatches from a Troubled City

Die aus Kiew stammende und in Wien lebende Kuratorin Nika Kupyrova zieht in ihrer Ausstellung „Dispatches from a Troubled City“ Parallelen zwischen dem Roman „Perdido Street Station“ des britischen Autors China Miéville und Arbeiten lokaler Künstler:innen, die allesamt einen Aspekt des Lebens in Städten – sei es im heutigen Wien, oder in der fiktiven Stadt New Crobuzon – behandeln.
Ausstellungsansicht. Dispatches from a Troubled City
Ausstellungsansicht. Dispatches from a Troubled City

Jede Stadt, real oder fiktional, ist vielschichtig und widersprüchlich, ein stetiger Kampf um Geltung und Koexistenz. Indem sie Parallelen zieht zwischen dem täglichen Leben im zeitgenössischen Wien und China Miévilles Roman “Perdido Street Station”, der in der fiktionalen Stadt New Crobuzon spielt, wählt die Ausstellung eine experimentelle Form des Kuratierens, die sieben künstlerische Positionen jeweils assoziativ mit Passagen aus dem Buch paart.

Von den Gefahren des technologischen Fortschritts über die Konflikte innerhalb vielfältiger Populationen, bis hin zu Subkulturen und Zufluchtsorten für jene, die außerhalb der Gesellschaft stehen, untersucht jede der künstlerischen Positionen einen speziellen Lebensaspekt der beiden Städte. Durch Freiluftmärkte, Industriezonen, Treffpunkte der Kunstszene und Rotlichtviertel nimmt die Ausstellung die Betrachter:innen mit auf eine Stadtrundfahrt durch urbane Wunder.

Ausstellung: Dispatches from a Troubled City
Ausstellungszeitraum: Dezember 2022 – 26. März 2023

Teilnehmende Künstler:innen: Aaron Amar Bhamra, Daniela Grabosch, Mario Kiesenhofer, Gašper Kunšič, Ordained Hardware, Anna Paul, Ekaterina Shapiro-Obermair

Gasper Kunšič wird eine großformatige ortsspezifische Wandarbeit speziell für den Ausstellungsraum der MUSA Startgalerie schaffen. Inspiriert von der sozialistisch-realistischen Kunst im öffentlichen Raum, die oft in Wiener Gemeindebauten zu finden ist, enthält die Wandarbeit auch Elemente der Folklore und Popkultur.

Die Arbeiten von Anna Paul sind oft im öffentlichen Raum zu finden, wo sie unmittelbar an den Ritualen des täglichen Lebens teilnehmen. Die Ausstellung zeigt den Marktstand, den die Künstlerin für eine Reihe von Veranstaltungen auf dem Wiener Naschmarkt genutzt hat. Unterstützt von den speziell angefertigten Objekten an der Grenze zwischen Skulptur und Verpackung verkaufte sie Dinge des täglichen Bedarfs wie Brot, Nüsse und Obst.

Mario Kiesenhofers Photographien von Darkrooms in Schwulenclubs erinnern an dunkle Gassen und die verborgenen Spalten der Stadt, die geschichtlich gesehen die Zufluchtsorte jener sind, die außerhalb der Gesellschaft stehen.

Die Arbeiten von Aaron Amar Bhamra sind subtile Eingriffe, die die architektonischen Beziehungen zwischen den städtischen Innen- und Außenräumen hervorheben. In der Ausstellung ist sein Werk zweigeteilt, und wird jeweils im Foyer des Museums und im Ausstellungsraum selbst präsentiert. Erst wenn die Besucher beide Teile des Kunstwerks gesehen haben, wird seine Absicht deutlich.

Die Objekte von Ordained Hardware bewegen sich an der Grenze zwischen Accessoire und tragbarer Skulptur, sie sind eine Art urbane Tarnung und organische Körperverlängerung. In der Ausstellung repräsentieren sie die Idee hybrider Zonen: unsichtbare Grenzen, an denen Stadtteile, ihre unterschiedlichen Kulturen und Bewohner:innen ineinander übergehen.

Daniela Grabosch
Daniela Grabosch

Daniela Grabosch erforscht historische und fiktionale Narrative rund um Atomkraft zu einer Zeit, als diese vor dem Hintergrund militärischer Konflikte und der drohenden Umweltkatastrophe wieder einmal in den Medien auftaucht.

Die grafischen Werke von Ekaterina Shapiro-Obermair sind von der Moderne inspiriert: Durch markante kompositorische Elemente erforscht sie die Wechselbeziehungen zwischen Ideologie und Form.

Adresse und Kontakt:
Startgalerie NEU, Wien Museum MUSA
Felderstraße 6–8, 1010 Wien
www.wienmuseum.at


Nika Kupyrova (1985 in Kiew, Ukraine) ist Künstlerin und Kuratorin. Sie studierte Malerei am Edinburgh College of Art, Bildende Kunst an der Iceland University of the Arts und zuletzt Transdisziplinäre Kunst an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Kupyrova lebt und arbeitet seit 2009 in Wien. Ihre künstlerischen Arbeiten wurden unter anderem in den Karlin Studios FUTURA (Prag), WIELS Contemporary Art Center (Brüssel), EXILE Gallery (Wien), Mattress Factory Museum of Contemporary Art (Pittsburgh), Belvedere 21 (Wien), SODA Gallery (Bratislava), Kunstraum Niederösterreich (Wien) und Meetfactory Center for Contemporary Art (Prag) gezeigt. Zu ihren kuratorischen Projekten zählen Ausstellungen im Kunstverein Eisenstadt, Galerie Ferdinanda Baumanna (Prag), Galerie IG Bildende Kunst (Wien) und Akademie der darstellenden Künste in Prag. Nika Kupyrova ist Trägerin des Erste Bank MehrWERT Kunstpreises (2017) und des Österreichischen Staatsstipendiums für aufstrebende KünstlerInnen STARTStipendium (2019)

Startgalerie NEU, Wien Museum MUSA. Seit 1987 hatten junge in Wien arbeitende Kunstschaffende in der Startgalerie im MUSA die Möglichkeit, in Form einer Einzelausstellung an die Öffentlichkeit zu treten. 2022 wurde die Startgalerie, als Raum für Experimente innerhalb des Wien Museums, Bühne für junge Kurator:innen, die ihre Ideen in Zusammenarbeit mit lokalen Künstler:innen realisieren. Damit dient die Startgalerie sowohl als Anker für zeitgenössische Kunst als auch der Förderung neuer kuratorischer Positionen. Startgalerie NEU startete im Februar 2022 mit der Ausstellung „Gegen den Strich. Interventionen im öffentlichen Raum“, im Juli 2022 folgte „Nehmen Sie Platz! Die Parkbank als soziale Skulptur“ – beide Ausstellungen stammen von Curatorial Fellows des Wien Museums. Nun geht es weiter mit den Gewinner:innen des Open Calls vom September letzten Jahres. Zwanzig Konzepte wurden eingereicht, vier kuratorische Positionen wurden von einer Jury ausgewählt, die das Programm von Startgalerie NEU bis Ende 2024 bestreiten werden. Nika Kupyrova macht mit „Dispatches from a Troubled City. Die Stadt als Roman“ den Anfang.