Karen Irmer sieht sich selbst als Zen-Meisterin des digitalen Zeitalters, indem sie neue Technologien nutzt, um sich ihren Sujets auf meditative Weise zu nähern. Sie verwischt die Grenzen zwischen Fotografie und Videokunst und transformiert schon durch die Wahl des Blickwinkels ihre Aufnahmen in neue, andersartige und extrem atmosphärische Welten. Auf der Suche nach Bild- und Filmmaterial begibt sich die Künstlerin oftmals in karge oder raue Gegenden oder Landschaften die vom Element Wasser eine starke Prägung erhalten haben. Ihre sorgfältige, langsame, meditative Annäherung an die Natur zeigt sich schon in der Anreise – Irmer fährt stets mit Bahn und Schiff, vermeidet die schnelle und umweltbelastende Fortbewegung per Flugzeug. Karen Irmers Entdeckung der Langsamkeit geht auf eine schwere Asthma-Erkrankung in ihrer Jugend zurück. Müde und abgeschlagen beobachtete sie die kleinsten Veränderungen in ihrer Umwelt. Dieses Potenzial des Unscheinbaren schöpft sie in ihrer künstlerischen Arbeit aus.
Die Erkundung unbekannten Terrains und das damit einhergehende Erspüren der dortigen Atmosphäre ist Grundlage Irmers Arbeit. Deshalb steht am Anfang jeder Arbeit eine intensive Auseinandersetzung mit der Umgebung an. Diese ergründet die Künstlerin wandernd, zuweilen still an einem Ort verharrend. Die langsame Art des Seins im Raum ermöglicht ihr intensiv wahrzunehmen und feinste Veränderungen der Stimmung aufzuspüren. Die Umgebung rund um den Wörthersee und die nahegelegenen Gebirge bieten diese Möglichkeit der Naturversenkung in hohem Maße an.
Um eine tiefe und reine Sinneserfahrung zu ermöglichen, ist meine Arbeit radikal auf wenige subtile Reize beschränkt, auf die sich der Empfänger in einem geschlossenen Erlebnisraum konzentrieren kann, erklärt die Künstlerin ihren Ansatz.
Demzufolge beginnt Karen Irmer ihren Aufenthalt in Klagenfurt mit ausgedehnten Wanderungen in die angrenzenden Landschaften. Sie ist auf der Suche nach stillen und geeigneten Orten für die Erstellung von Film- und Fotoaufnahmen. Dabei nutzt sie auch eine 360-Grad-Kamera, die einen Rundblick in hoher Auflösung und in Zeitlupe aufzeichnen kann.
Die aus Deutschland stammende Künstlerin reagiert damit mit Ihrer Arbeit auf eine reizüberflutete Welt, die viele Menschen überfordert und zu ständiger Reaktion herausfordert. „Alles wird immer schneller und lauter, so dass eine sensible Wahrnehmung der Welt immer schwieriger wird.“
Die so erstellte Sammlung wird im Atelier im Europahaus gesichtet und zusammengestellt. In enger Zusammenarbeit mit der Stadtgalerie Klagenfurt wird für das Living Studio eine neue künstlerische Arbeit entstehen, die die Grenzen von Bewegt- und Standbild, von zweidimensionalem zu dreidimensionalen Raum auslotet.
Karen Irmer – www.karen-irmer.de