Die Dioramen scheinen aus der Ferne eher wie abstrakte Objekte als detailgetreu inszenierte Räume. Erst durch nahes Herantreten an die Kuben, durch ein gezieltes Hineinschauen offenbaren sich die Welten im Inneren, die jedoch stets körperlich unzugänglich bleiben. Ein ähnlicher Moment wohnt auch Oppls größer dimensionierten Arbeiten inne: So wirft auch das fragmentiert nachgebaute Filmstudio »Black Maria« Fragen nach dem Innen und Außen auf, nach Intimität und Distanz.
Deine Werke sind leer von Menschen, leer von persönlichen Gegenständen oder anderen derartigen Dingen. Was ist der Grund dafür?
Ich interessiere mich für Zwischenräume, nicht unbedingt für persönliche Räume. Ich will von Räumen erzählen, die von vielen Menschen temporär benutzt und nach deren Nutzung verlassen werden. Das ist ein Moment, der mich sehr interessiert – wie man vielleicht in einem Raum, der leer ist von persönlichen Gegenständen (der Ausstellungsraum ist ja im Grunde auch so ein Ort) doch ganz persönliche Erfahrungen machen kann.
Deine Arbeiten reichen von raumgreifenden Installationen und auf Screens übertragenen Videoarbeiten zu kleinen Dioramen, deren Inhalt sich Betrachtenden nur aus enger Nähe erschließt. In »Hidden Rooms« kombinierst du all diese Elemente – wie kam es dazu?
Bei der Realisierung von »Hidden Rooms« kam vieles zusammen. Zum einen sind die gezeigten Dioramen über fast fünf Jahre hinweg entstanden und die Ausstellung im Kunstraum Dornbirn war für mich der Anlass, alles unter ein Dach zu bringen. Der Ausstellungsraum ist irrsinnig groß, was die Frage aufwarf, wie ich den am besten mit meinen Arbeiten bespielen könnte. So kam ich auf die Idee, das in Form einer Mikro/ Makro-Welt zu realisieren – wo man vom Großen ins Kleine gehen kann und umgekehrt. Das alte Filmstudio Black Maria spukte mir schon länger im Kopf herum und mit der Ausstellung »Hidden Rooms« war der richtige Moment gekommen, um das umzusetzen.
Bleiben wir noch mal kurz bei der Ausstellung, die ja auch von einer Soundinstallation begleitet wird – wie hat sich die Kooperation mit Andreas Kurz gestaltet?
Ich kenne Andreas Kurz schon sehr lange – eine Zeit lang haben wir auch gemeinsam Musik gemacht und sind auf Tour gegangen. Daher weiß ich ziemlich genau, was er macht, und vertraue ihm quasi blind. Und umgekehrt weiß er auch, was ich mache. So gab es eigentlich nicht viel Redebedarf. Natürlich hat er die Pläne gekannt, wir haben uns getroffen und über den Prozess gesprochen. Er war also schon sehr involviert, hat aber auch bei der Ausstellung alles zum ersten Mal gesehen. Dadurch, dass wir uns so lang kennen, hat das dann einfach problemlos funktioniert.
Wie würdest du Nähe definieren in Bezug auf deine Arbeit?
Ich glaube, ich habe die Tendenz, Sachen zu verstecken. Ich weiß nicht, woher das kommt, aber ich hatte das immer schon. Ich will sie einerseits zeigen, aber gleichzeitig will ich sie verstecken – ich glaube, das ist eine Ambivalenz in meiner Arbeit. Bei manchen der Dioramen reicht es nicht, ihnen einfach nur nahe zu kommen, man muss sogar warten, bis sich das Auge an die Lichtverhältnisse anpasst, weil sie schwarz in schwarz gehalten sind. Außerdem finde ich es spannend, Nähe zu erzeugen und so eine intime Erfahrung mit einem Kunstwerk zu ermöglichen – wenn man näherkommen muss, genauer schauen muss und sich dadurch vielleicht auch des eigenen Blickes bewusster wird.
Bernd Oppl – www.berndoppl.net
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