Was inspiriert dich?
Die Menschen um mich herum mit all ihren Eigenheiten, die Freigeist offenbaren. Es sind oft die einzelnen verworrenen zwischenmenschlichen Ebenen die ich feiere und abzubilden versuche.
Analoger Alltagssex. Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Sex liegt für mich in so vielen unbewussten Bewegungen und Gesten. Mit all seinen Facetten, Gesichtern, Ausprägungen und Geschlechtern. In all das bin ich verliebt und erkenne viel Schönheit darin, die festgehalten gehört. Und meine fast ausschließlich analoge fotografische Arbeit unterstreicht für mich die alltägliche Unverfälschtheit der Körper und Momente, die keine Nachbearbeitung braucht. So bleibt Falte Falte und Speck eben Speck. Und diese Wortkombination „analoger Alltagssex“ drückt für mich die Konventionsbrüche durch Nacktheit aber auch den Spaß daran in unseren kleinen komischen Leben perfekt aus.
Was braucht man für ein gutes Foto?
Intuition und in meinem Fall eine verlässliche Kamera, die genau das aufnimmt, was ich in diesem Moment sehe bzw. inszeniert habe und festhalten möchte.
Wo kommen dir die besten Ideen?
Im Kino, an der Bar, kurz vorm Einschlafen oder doch immer wieder am Klo.
Welche Bedeutung hat die Fotografie für die Gesellschaft?
Sie ist ein Zeitdokument auf der einen Seite, wo die Ideen von Generationen festgeschrieben werden und später gelesen werden. Und sie ist auf der anderen Seite ein Ausdrucksmittel der Jetztzeit als Mutmacher für die Gestaltung der Zukunft. So und so, in kaum einem anderen Medium ist die Stopptaste an sich das Medium. Ein Foto hält etwas still, wo alles weiter rennt. Es entspringt als quasi filmisches Still des Lebens und verspricht immer Inne zu halten und nicht weiterzulaufen. Das mag ich wahrscheinlich daran am meisten. Auch dass man in der Fotografie Details herausstreichen kann, die sonst im Verborgenen bleiben und sonst keine Achtung bekommen würden.
Wie würdest du den Prozess hinter der Kamera beschreiben?
Ich liebe es, Dingen ihren Lauf zu lassen und nur zu beobachten. Manchmal inszeniere ich ein wenig oder leite an, damit ich einen Moment oder ein Gefühl noch mehr zum Ausdruck bringen kann. Oft mündet es darin, dass ich mehr Nacktheit vor die Kamera bekomme. Meine Anleitung wird eigentlich immer gerne von den Protagonist*innen angenommen indem sie beginnen, leichtfüßig damit zu spielen. Herrlich! Ich liebe diese Momente! Und ich bin immer wahnsinnig dankbar für ihr Vertrauen.
Hast du immer eine Kamera dabei?
Ja, tatsächlich fast immer. Ich merke grad sehr schmerzlich, dass analoge Fotografie, angefangen bei den Filmen über die Entwicklung wahnsinnig teuer geworden ist, was meine Arbeit deutlich erschwert. Aber dann muss wohl meine digitale Kamera in Zukunft mehr schwitzen.
Woran arbeitest du gerade?
Ich würde gerne aus meiner Serie „Because the night“ ein Foto Buch gießen. Außerdem arbeite ich an zwei filmischen Dokus und überhaupt: Es gibt immer was zu tun.
Isabella Simon – www.isabellasimon.info, www.instagram.com/bellavonzitrone/