Die Arbeit möchte einen Ansatz für ein global verknüpfendes Verständnis von Ereignissen bieten und stellt die dritte und finale Präsentationsform des Werkzyklus ISOMETRY – CONGRUENCE – PERMUTATION dar.
Die im Rahmen einer Residence in Oaxaca, Mexiko entstandenen Zeichnungen wurden zunächst in einer schwebenden Installation im Museo de los Pintores Oaxaqueños in Oaxaca de Juárez präsentiert. Im Rahmen von Sotheby‘s Artist Quarterly in Wien war die zweite Stufe der Arbeit zu sehen, wobei die Ebenen zu größeren Formaten verbunden und durch gedruckte Notationen des Arbeitsprozesses auf der Rückseite erweitert wurden. In der finalen Etappe bilden die Panele nun auf der PARALLEL VIENNA einen Körper in Form eines Turms. Die Notationen befinden sich auf der Außenseite, die zeichnerischen Motive auf der Innenseite, wobei durch die Transparenz der Trägermaterialien eine visuelle Überlagerung beider Ebenen stattfindet, die je nach Lichtverhältnis und Perspektive variiert.
Die Installation zeigt somit eine sich immer weiter verknüpfende und aufeinander aufbauende Struktur auf, durch die ein dreidimensionaler Körper kreiert wird. Dieser Prozess spiegelt auch die inhaltliche Komponente einer netzwerkartigen Perzeption von Ereignissen wider, die im Laufe der Zeit ein sich vervollständigendes Bild ergeben. Andererseits wird damit die Vorgehensweise einer archäologischen Untersuchung aufgegriffen, in der aus überlieferten Fragmenten ein Mosaik zusammengefügt wird und auf diese Weise Informationen entschlüsselt werden können, die Hinweise über antike Zivilisationen geben und Referenzen zu unserer Gegenwart bilden.
Die Erforschung von Zusammenhängen erfordert eine multidisziplinäre Herangehensweise, in der sich Archäologie, Anthropologie, Mathematik und Kunst miteinander verweben. Das Projekt beleuchtet anhand der beiden Hochkulturen, wie ein transozeanischer und transtemporaler Austausch stattgefunden haben kann und verbindet ihre Zeichensprache mit Symbolen und Codes eines gegenwärtigen, künstlerischen Übersetzungsprozesses.
Der aus der Mathematik stammende Begriff „Permutation“ (lat. permutare – vertauschen) beschreibt in der Kombinatorik eine Anordnung von Objekten in einer bestimmten Reihenfolge und greift die dreiteilige Form der Arbeit auf, in der die Elemente nach neuen Prinzipien angeordnet und zusammengefasst werden.
Auf einer Metaebene betrachtet möchte die Arbeit aufzeigen, dass zeitlich und räumlich unterschiedliche Ereignisse stets miteinander verknüpft sind und sich in einer permanenten Wechselwirkung befinden. Dieser Ansatz ist für das Verständnis globaler sozialer, politischer und ökologischer Prozesse unserer Zeit besonders relevant.
Darja Shatalova – www.darjashatalova.com, www.instagram.com/darja.shatalova/
Darja Shatalova ist eine in Wien lebende multidisziplinär arbeitende Künstlerin. Geboren in Russland und aufgewachsen in Usbekistan und Deutschland, studierte sie Kunst und Mathematik auf Lehramt an der Universität zu Köln und Transmediale Kunst an der Universität für angewandte Kunst Wien. Das Mathematikstudium hat einen großen Einfluss auf ihre künstlerische Praxis, wobei sie sich spezifisch mit der Architektur von Ausstellungsorten beschäftigt, für die sie Raumkonzepte entwirft. In engem Zusammenhang mit den raumbezogenen Installationen stehen Langzeit- und Klangperformances, die eine weitere Möglichkeit der Übersetzung eines Kerngedankens darstellen. Die Grundlage aller Ausdrucksformen liegt dabei stets in der Aufzeichnung in Künstlerbüchern, die einen elementaren Bestandteil des Schaffensprozesses darstellen.
Inhaltlich bewegen sich die Arbeiten an der Schnittstelle von aktuellen, gesellschaftspolitischen Themen und persönlichen, tagebuchartigen Aufzeichnungen. Dabei bilden Datensammlungen die Grundlage für die räumlich-körperliche oder auditive Transformation. Insgesamt stellt die künstlerisch-wissenschaftliche Erforschung eine Suche nach Mustern und Prinzipien in der Vielzahl von Ereignissen dar, die durch den Prozess der Strukturierung und Abstraktion ermittelt werden sollen. Die vielschichtigen, verschlüsselten Ausdrucksweisen sollen dabei vom Betrachter nicht vollständig decodiert werden, sondern vielmehr Assoziationsräume eröffnen und Denkanstöße geben.
Darja Shatalova stellte in Österreich u.a. im Kunstraum Niederösterreich Wien, Taxispalais Kunsthalle Tirol Innsbruck, im Künstlerhaus, Bildraum 07 und Sotheby’s Wien aus und nahm mehrmals an der Messe Parallel Vienna teil. International zeigte sie ihre Arbeiten u.a. in Zürich, Berlin, Porto, Mexiko- Stadt, Barcelona, Aarhus und zuletzt in Oaxaca de Juárez. Ihre Werke und Künstlerbücher befinden sich u.a. in der Sammlung Wien Museum, der Artothek des Bundes, sowie in zahlreichen (inter-) nationalen Bibliotheken. Darja Shatalova erhielt mehrere Preise und Stipendien, u.a. 2019 das Startstipendium für Bildende Kunst des BMKOES, 2020 das Arbeitsstipendium des BMBWF, 2022 das On the Road Again – Stipendium des BMEIA und für 2025 das Free Away Artist-in-Residence Stipendium des BMKOES.