Auch wenn die Bildwerke formal als Ebenen zu lesen sind, können sie als Entgrenzung zum Raum hin begriffen und verstanden werden, da sich die klar abgeschlossenen Formen stets in konstruktive Spannung zur Bildfläche der Leinwand setzen. In manchen Gemälden befreien und lösen sich einzelne Elemente wie Bauteile aus einem Gefüge, lockern sich aus der Symmetrie und scheinen einander als Körper innerhalb der Malfläche von dieser lösen zu wollen. In anderen bewahren die Formen eine ihnen auferlegte Ordnung und scheinen trotz allem widerständig aus den rechten Winkeln der Leinwand heraus, die Farbfläche behutsam aus der quadratischen Ebene drängen zu wollen. Und in wieder anderen eröffnen sie ihrerseits einen neuen Malgrund, um Räume ungebundener Vorstellungen zu bedingen, indem sie die Farben bis aufs Äußere an den Rand der Leinwand verbannen. Zunächst vermeintlich akkurate und strenge Kompositionen klarer geometrischer Körper neigen sich so zu poetischen Erzählungen einer Emanzipation der Malerei gegenüber dem Raum.
Die Erzählungen, die Christian Hutzinger (*1966) mit den Betrachter:innen teilt, sind ruhig, sind zurückhaltend — in Anbetracht des Ausstellungstitels möchte man von langsam reden. Dort, wo Farbe und Form sich treffen und radikal gegenüberstehen, deuten sich widersprüchlicher Weise Begegnungen weicher Symbiosen und nur zart kompetitiver Wechselspiele an, denn: So klar die einzelnen Körper und Ebenen von einander getrennt zu sein scheinen, sie stehen dennoch nicht in Konkurrenz zueinander. Viel eher zeigen sich versöhnliche Felder, die in friedlicher und humorvoller Interaktion mit dem sie umgebenen Raum zu nicht weniger als eigenständigen Orten werden. Durch die kontinuierlich emaillehafte Geschlossenheit der Oberfläche und ohne einen sichtbaren Duktus leugnet Christian Hutzinger zunächst jeden noch so performativen Vorgang innerhalb des Malprozesses. Die formale Gestaltungsweise der Leinwand enthebt die Malerei so anfänglich ihrer zeitlichen Dimension und konstruiert sie weit jenseits von Werden und Vergehen. In diesem malerisch zeitlichen Vakuum liegt es daraufhin an den Kompositionen der einzelnen Motive, Bewegung und damit Abfolge, weiter Zeit durch Relation zu anderen Motiven zu initiieren.
Ausstellungsansicht. Christian Hutzinger. Slow 3 Ausstellungsansicht. Christian Hutzinger. Slow 3
Langsam erarbeiten sich die Bilder so ausgehend von Präzision und vorgeblicher Eindeutigkeit ihren Weg aus der Ebene in den Raum und von dort weiter in die Wahrnehmung der Betrachtenden — Alsdann die Formen zu freien Darbietungen wandelbarer Spekulationen werden, um Räume nicht allein physisch, sondern auch imaginär eröffnen zu können.
Ausstellung: Christian Hutzinger. Slow 3
Dauer der Ausstellung: 5.02.2022 – 19.März 2022
Adresse und Kontakt:
Elektrohalle Rhomberg
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