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Konversation wird gerade wieder chic. Es ist Zeit. Konversation ist der Vorabend zum Gespräch. Wir hören zu vielen Monologisierenden auf der Welt zu, geben ihnen recht oder sagen nichts. Selber zu denken und die Gedanken in Richtung eines Gegenübers zu formulieren, ist schwierig. Das selbstoptimierte Abgrenzen der letzten Jahre verhindert oft sogar ein oberflächliches Gespräch oder eben eine Konversation. Wer fragt was und wen? Wer traut sich, darauf zu sagen, was die Gedanken im Innern zusammenbrauen? Welcher Kessel kocht die Suppe und was gehört mitgekocht? In einem Gespräch kann immer eine weitere Beigabe im Kessel landen. Was passiert dann? Und wie fragen wir, damit die Antwort zum Aushalten ist? Aller Austausch scheint gefährlicher zu sein, als mit tötenden Waffen aufeinander loszugehen. Das Gefährlichste, das bei der Anwendung von The Conversation Book passieren kann, ist dass man sich plötzlich ein anderes Leben vorstellt während man der eigenen Stimme zuhört, wie sie was formuliert.

Noch gefährlicher wäre vielleicht, dass man die Umstände, in welchen man lebt, zu ändern beginnt oder dass man sich selbst verändert.

Lesen Sie also die Packungsbeilage von The Conversation Book! Es geht um Fragen und Antworten, zusammen oder getrennt, das Anzapfen der Vorstellungskraft und schließlich um Visionen. Die Fragen können an den eigenen Grundfesten rütteln. Stellenweise ruft The Conversation Book nach einem verzweifelten Gedankenspiel und manche werden danach vielleicht lost wieder in der Welt, die Realität genannt wird, ankommen. Das ist das, was passieren kann, wenn man ehrlich in sich eindringt und schaut, was da schwelt und schwillt. Fragen haben eben immer auch eine obszöne Seite.

Dmitry Paranyushkin and Diego Agulló
The Conversation Book

Questions to Open the Portal to Parallel Lives
Circadian Books
10 Euro


Über Sibylle Ciarloni. Sibylle Ciarloni beschäftigt sich mit langfristigem, praxisbezogenem spekulativem Denken. Sie interessiert sich für Transformationsübungen, insbesondere für Flucht und/oder Anpassungsbewegungen. Sie arbeitet mit verschiedenen Medien und Forschungstechniken in ihrem Atelier an der italienischen Adriaküste. Dort ist sie Mitbegründerin eines Kulturvereins, der sich für einen grenzenlosen Austausch von Praxiswissen mit Künstlerinnen, Schriftstellerinnen und Forscher*innen einsetzt. Ihre Werkzeuge sind Zuhören, Lesen, Beobachten, Sprache, Extrapolation und Wiederholung. Zurzeit entwickelt sie eine Residenzplattform, die auf dialogischen Kunstpraktiken basiert. www.sibylleciarloni.com

Auf ihrem Desktop liegen tausend Sachen. An die Wände in ihrem Studio klebt sie Gedanken, Skizzen und Bilder. Im Dezember vor ein paar Jahren reist sie von der Adriaküste nach Wien.