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N.D.C.M. Fröhlich

HAUS, HEU UND HUT
Ich treffe N.D.C.M. in seinem Atelier in Mariahilf, das sich in einem denkmalgeschützten Haus aus dem Jahr 1790 befindet. Um zur richtigen Stiege zu gelangen, muss ich durch einen gepflegten Pawlatschenhof gehen und dann in den obersten 3 Stock, wo früher die Dienerschaft hauste. Zu meiner Erleichterung stelle ich fest, dass es einen Aufzug gibt.

Im Atelier angekommen, werde ich von dem stets elegant gekleideten jungen Mann in seinen Dreißigern empfangen, diesmal jedoch ohne dem Fedora Hut – der Filzhut mit breiter Krempe ist aus der Garderobe des Künstlers kaum mehr wegzudenken.

Während der Führung durch die Atelierräumlichkeiten, erzählt mir N.D.C.M., dass die Decken auch heute noch mit Stroh isoliert sind. Dieses kostengünstige und umweltfreundliche Baumaterial sorgt nicht nur für ein angenehmes Raumklima, sondern besitzt auch ausgezeichnete Schall- und Wärmedämmeigenschaften. Man kann staunen, wie klug die Baumeister schon damals waren! Passend zur Epochenwende ist auch die Präsentation der Collagen im Atelier – sie folgt dem strengen Prinzip der Petersburger Hängung.

DIE ANKUNFT DER TIERE
Der Sinn und Zweck von N.D.C.M.‘s Collagen ist es, den Betrachter aus dem Alltag zu entführen und ihn auf eine Reise in eine Welt voller Freude und Fantasie mitzunehmen. Ein wiederkehrendes Symbol ist eine offene Tür, ein Portal bzw. ein Bogen, durch den man in die Phantasiewelt des Künstlers eintaucht und wie ein Astronaut das Weltall erkundet. Hier muss die Kunst keinen Sinn ergeben. Sie ist nicht politisch, aber dennoch zeitgemäß.

Die Collagen von N.D.C.M. erzählen eine schlüssige Geschichte: Sie stellen ein Paralleluniversum dar, in dem keine Menschen mehr existieren, sondern ausschließlich Tiere die Welt bevölkern. In den frühen Arbeiten sind gelegentlich noch Menschen anzutreffen. Sie stehen zum Beispiel auf Dächern von Hochhäusern und beobachten wie Scharen von Flamingos in New York einfliegen oder Büffel Herden den Pariser Fluss, die Seine, überqueren.

Eine frühe Serie widmet sich hybriden Tier-Mensch Formen und macht auf die emotionale Intelligenz und die durchaus menschlichen Eigenschaften der Tiere aufmerksam. Auf einem Bild ist beispielsweise eine stylisch gekleidete, smarte Ente im weißen Anzug zu sehen, während eine weitere Collage zwei elegante Leoparden Damen in Chanel-Kostümen zeigt. Nach und nach verschwinden aber die menschlichen Züge vollständig. Die Tiere werden ausschließlich in ihrer natürlichen Erscheinungsform dargestellt.

PHOTOGRAPHIE UND PHOTOSHOP
N.D.C.M. verwendet für seine Collagen alte Sepia Aufnahmen aus dem 19. Jahrhundert, den Anfängen der Fotografie. Zu dieser Zeit konnten sich nur die reichsten Bürger oder Kriegsoffiziere eine Fotokamera leisten. Diese Luxusobjekte wurden oft auf Reisen mitgenommen, beziehungsweise auf Expeditionen in eroberte Gebiete wie Ägypten, Vietnam oder China.

Der Künstler fordert Scans der Glasplattennegative von staatlichen Sammlungen bzw. Museen an und überprüft sie anschließend auf mögliche “Schönheitsfehler”. Es werden etwaige Risse korrigiert, Staub entfernt oder Belichtungsfehler mit Hilfe von Photoshop ausgebessert. Es entsteht ein perfektes Foto, das es in der Form so nie gegeben hat. In weiterer Folge werden die handkolorierten Tierfiguren eingesetzt. Es soll deutlich erkennbar sein, dass ein Eingriff von außen stattgefunden hat, deshalb haben die Tiere bewusst keinen Schatten, um den Effekt der Loslösung zu verstärken. Sie wirken wie herausgerissen aus ihrem ursprünglichen Kontext, stechen hervor und irritieren den Betrachter.

Es erfordert eine fast obsessive Hingabe, um abertausende Elemente, die man für Collagen benötigt, akribisch genau auszuschneiden. Diese Präzisionsarbeit ähnelt der eines Chirurgen. Der Künstler hat für diesen wichtigen Arbeitsschritt sogar eine Skalpell Sammlung angelegt. Anfangs hat sich N.D.C.M. diese mühsame Arbeit nur selbst angetan. Stundenlang saß er alleine in seinem Atelier und schnipselte Papageie, Pinguine, Wasserspeier und Fialen aus. Nachdem er sich als Künstler etablierte, konnte er sich endlich eine Assistentin leisten. Sie schneidet das säurefreie Doppelklebeband zu, welches unter die Foto-Belichtungen angebracht wird und millimetergenau passen muss.

N.D.C.M. Fröhlich

Der Künstler fertigt Unikatserien an. In der Regel gilt: je größer das Kunstwerk, desto kleiner die Auflage. Eine Edition zeigt zwar dasselbe Motiv, jedes Bild ist jedoch minimal abgeändert, handgemacht und handvergoldet, was es zu einem Unikat macht. Jene Produktionstaktik verleiht dem Kunstwerk eine exklusive Aura, gleichzeitig bewahrt es den Künstler vor eintöniger Fließbandarbeit.

LEBENDIGE SCHATTEN
N.D.C.M. widmet sich der Collage Kunst mittlerweile seit über 12 Jahren aber erst in den letzten zwei Jahren hat er seine Bildsprache gefunden. Schon vor langer Zeit hat er die Suche nach dem Beispiellosen in der Kunst aufgegeben. Umso mehr ist er erstaunt und glücklich darüber, dass es ihm gelungen ist eine Technik zu finden, die es in der Form noch nicht gab! Was seine Kunstwerke auszeichnet ist unter anderem der 3D Effekt. Diese Tiefenwirkung entsteht durch mehrere Ebenen im Bild und folgt dem Theaterbühnen Prinzip. Bereits Dali hat die Vielschichtigkeit in seinen Bildern erforscht indem er mit Ölfarben auf Glasscheiben malte und sie hintereinander reihte.

Was seine Kunstwerke auszeichnet ist unter anderem der 3D Effekt. 

Es gibt verschiedene Möglichkeiten wie man den 3D Effekt nutzen kann – als Vordergrund, als Hintergrund oder als Mittelteil. Man blickt entweder hinein durch eine Öffnung oder man entdeckt die Ebenen die im Vordergrund schweben. In einer Collage fliegen beispielsweise mehrere Flamingos über einer schwebenden Insel. Die exotischen Vögel wurden zwischen zwei im Vordergrund liegende Glasplatten platziert und räumlich vorversetzt. Die Insel befindet sich eine Ebene weiter hinten, während die Himmel Landschaft den Hintergrund bildet. Ein willkommener Nebeneffekt der Ebenen ist der echte Schatten, der durch den Abstand und die richtige Beleuchtung entsteht. Bei Sonneneinstrahlung wandert der Schatten je nach Tageszeit mit und erweckt das Bild zum Leben.

MILCH UND TEMPELGOLD
Und dann ist da noch das echte Blattgold bzw. -silber. N.D.C.M. setzt die Edelmetalle entsprechend ihrer Eigenschaften ein, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Zum Beispiel hat Blattsilber die Eigenschaft, mit der Zeit zu oxidieren und dunkel zu werden. In den Collagen wird daher der Nachthimmel oder der Mond versilbert, da die sukzessive Verdunkelung hier sogar erwünscht ist. Die Arbeit mit Blattsilber erfordert ein außergewöhnliches Fingerspitzengefühl und Erfahrung – es bröselt leicht, und haftet an allem, wo es hinfällt. Kurz gesagt es verzeiht keine Fehler und wird vom Künstler nur sparsam eingesetzt. Im Gegensatz dazu ist Blattgold ein dankbareres Material, das den Collagen einen unvergleichlichen Glanz verleiht und sogar einen Segen mit sich bringt, denn N.D.C.M. verwendet thailändisches Tempelgold, das sonst zur Vergoldung der Buddha Statuen genutzt wird!

Große Flächen wie Wasser oder Himmel werden von N.D.C.M. mit einer Mischung aus Blattgold und Goldstaub vergoldet. Es entsteht ein asymmetrisches Schachbrettmuster, bei dem die Abstände zwischen den Blättern mit Staub gefüllt werden. Dies führt dazu, dass das Licht unterschiedlich gebrochen wird. Gustav Klimt hat eine ähnliche Vergoldungstechnik angewendet, mit dem Unterschied, dass er die Blattgoldstücke geradlinig anordnete.

Und so wird es gemacht: Zuerst wird die Anlegemilch, eine Art spezieller Kleber, auf die gewünschte Fläche aufgetragen. Es entsteht eine plastikähnliche Schicht, die eine Zugkraft entwickelt. Dann wird das Blattgold draufgelegt oder der Goldstaub darüber gestreut und in die Anlegemilch eingedrückt. Fertig.

Leichter gesagt als getan. Jede Anlegemilch hat ihre Eigenheiten. Das Timing und die Menge sind entscheidend. Je nach Jahreszeit trocknet die Milch unterschiedlich schnell. Wenn die Schicht zu feucht ist, verklumpt das Gold, und wenn sie zu trocken ist, haftet der Staub nicht und das Kunstwerk ist ruiniert. Wenn man den Dreh erst einmal heraushat, ist der Effekt dermaßen befriedigend, dass es die Mühe wert ist.

FAMILIE: FLUCH ODER SEGEN?
Die Kunst prägte den Alltag der ganzen Familie. Der zweite Ehemann der Oma mütterlicherseits, Wahl-Opa von N.D.C.M., ist der anerkannte österreichischer Maler Rudolf Polanszky. Der Großvater väterlicherseits wiederum war der berühmte Bildhauer und Zeichner Josef Pillhofer, dem das Leopoldmuseum 2021 eine umfassende Retrospektive widmete. Die Großtante des Künstlers, Gertie Fröhlich, trug hingegen zur Gründung der Wiener Galerie Nächst St. Stephan bei, die von dem Domprediger Otto Mauer geleitet wurde. Ein Künstler zu sein, war für N.D.C.M. daher ein ganz normaler, anerkannter Beruf.

Viele Menschen, die N.D.C.M. auf Kunstmessen treffen, kennen oft einige der oben erwähnten Künstler*innen in seiner Familie. Automatisch wird angenommen, dass N.D.C.M.’s künstlerischer Werdegang einfach war und er von Tag eins seiner Karriere auf den Schultern seiner namhaften Künstlerverwandten getragen wurde. In Wirklichkeit war jedoch das Gegenteil der Fall.

Die Eltern von N.D.C.M. haben einen anderen Zugang zur Kunst. Als einzige von mehreren Geschwistern haben sie sich bewusst gegen die Kunst entschieden. Beide haben sichere, konkrete Jobs, die nichts mit Kunst zu tun haben und wünschten sich dasselbe auch für ihren Sohn.

WIRTSCHAFTLICHKEIT DER KUNST
Wenn man nicht weiß was man studieren soll, studiert man Wirtschaft. Zumindest war es im Fall von N.D.C.M. so. Er war immer schon gut mit Zahlen und hatte Spaß am Rechnen. BWL an der Wirtschaftsuniversität in Wien zu studieren erschien ihm deshalb vernünftig, besonders da er keine finanzielle Unterstützung für seine künstlerische Karriere seitens der Familie erwarten konnte.

N.D.C.M. war immer schon von grafisch ansprechenden Fotos und der Mode fasziniert. Die Tante des Künstlers, bei der er in seiner Jugend oft Zeit verbrachte, hatte viele alte Vogue-Magazine und Harper’s Bazaar aus den 60er und 70er Jahren. Seine ersten Collagen Versuche unternahm N.D.C.M. mit Motiven aus diesen Zeitschriften. Es dauerte nicht lange, und er wurde besessen von der Erschaffung eigener Bildwelten. Eine seiner ersten Collagen trägt den Titel “Release” und zeigt eine Frau, die sich aus dem Fenster lehnt. Das Bild der Frau stammt von einem abgerissenen Straßenplakat, das den Film “The Future” ankündigte. Um die Frau herum sind hunderte Briefmarken aus der Sammlung des Künstlers angeordnet, die ausschließlich zu ihr blickende Männerköpfe zeigen.

N.D.C.M. Fröhlich

Anfangs waren es die engsten Freunde des Künstlers, die an ihn glaubten und ihn ermutigten, seinen künstlerischen Weg zu verfolgen. Er hingegen war zurückhaltend, denn die Angst vor Kritik schreckte ihn ab. Die Freunde ließen zum Glück nicht locker. Gemeinsam füllten sie Förderanträge aus, erstellten eine Webseite und schufen eine Social-Media-Präsenz für den Künstler. Die Belohnung für die Bemühungen kam mit einer Zusage für eine staatliche Förderung, die N.D.C.M. seine allererste Ausstellung ermöglichte. Kurz darauf folgten weitere Kooperationen u.a. mit Coca-Cola und der Hypo NOE Bank.

Es mag wie ein Zufall erscheinen, aber Zufall ist relativ. N.D.C.M. war überzeugt, dass er den Weg eines Künstlers gehen wollte und das hat den “energetischen Stein” ins Rollen gebracht. Er hat zur richtigen Zeit die richtigen Menschen kennengelernt, die ihm die passenden Türen geöffnet haben. Die künstlerischen Erfolge und neue Möglichkeiten sich zu entfalten haben dazu geführt, dass N.D.C.M. begann, sein Studium hintenanzustellen. Als Resultat hat sein Vater aufgehört, ihm Alimente zu überweisen. Es war eine sehr stressige Zeit sowohl finanziell als auch familiär, die den Künstler nur noch mehr motivierte weiter zu machen.

OBSESSION UND STILLSTAND
N.D.C.M. beschreibt sich selbst als obsessiv in allem, was er angeht. Er taucht zu 100% in seine Tätigkeit ein, verliert das Zeitgefühl und geht vollkommen darin auf. Um nicht in ein Burnout zu geraten, muss er jedoch die intensiven, oft wochenlangen Arbeitsphasen mit ebenso langen Phasen des Nichtstuns kompensieren. Er findet eine Balance in der Extreme.

N.D.C.M. Fröhlich

Ein Künstler muss ein Oeuvre schaffen, das einen Wiedererkennungswert hat. Er trägt seinen Sammlern gegenüber eine Verantwortung. Menschen, die N.D.C.M.s Collagen kaufen, vertrauen darauf, dass er kontinuierlich arbeitet und nicht aufgibt. Solange er seiner Kunst und dem Kunstschaffen treu bleibt, werden auch sie ihm treu bleiben. Mit der Zeit hat er gelernt, bewusst Aufträge abzulehnen, die nicht zu seiner Bildsprache passen.

N.D.C.M. ist fest davon überzeugt, dass man als Künstler keinen Plan B haben darf, denn sonst ist man nicht gezwungen Kunst zu machen. So ist sein derzeitiger Plan A die Teilnahme an der Art Basel.

N.D.C.M. Fröhlich – www.ndcm.at, www.instagram.com/ndcm_art, www.facebook.com/collageartistndcm

Les Nouveaux Riches presents: At Hauptstraße 84 in Seeboden am Millstätter See, the association curates throughout the year an ongoing display of artworks from national and international artists.

Silvia Rosi’s pictures and moving videos, a mix of neutral Emilia-native paysages, studio reproductions, inspired by family pictures personified by the artist herself, and archive work.

Caroline Wong is a Malaysian-Chinese artist who grew up in London. A late bloomer, she began her training as an artist at 30, pursuing a diploma in portraiture at the Art Academy, London.

Following his exhibition in LA, he continues his exploration of the prosthetics of power in a new series of works and site-specific installations created for the Lisson Gallery New York space.

Nach der Einladung zu einer Einzelausstellung durch Herbert Liaunig wurde das Skulpturendepot für einen intensiven Moment zum Brennpunkt von Meina Schellanders Schaffen der letzten vierzig Jahre.

Janinka Kell (b. 1996) is an interdisciplinary Czech artist based in Vienna. Their work focuses on art as an experience in the form of installations, sculptures, expanded paintings, and other media.

Maureen Gubia, an artist delving into multimedia forms and conjuring worlds where sprite-like beings interact with her equatorial delirium, invents her language while soundtracking large-scale canvases.

LNR is pleased to announce the open call for the Kunst-Schaukästen in Seeboden am Millstätter See. The ‚Kunst-Schaukasten‘ (The Art Vitrine) is a curated presentation format by Les Nouveaux Riches.

Mit einem vielfältigen Kulturprogramm ist es gelungen, das Museum Liaunig über die Jahre als lebendigen Ort der Begegnung und des kulturellen Dialoges in Südkärnten zu positionieren.

Technology and art have not been separate since antiquity but have often been used as synonyms in certain contexts. They simultaneously mark the productive character of our being in the world.

The exhibition embarks on a journey through the depths of struggles and societal expectations, echoing the timeless allure of childhood fables while delving into the complexities of adulthood.

Arturo Prins is a Spanish-Argentinian nomadic painter and filmmaker, who has established studios in various corners of the world, including the Himalayas, Thailand, New York, the Philippines.

Flavia Mazzanti’s work explores artistic-philosophical concepts on post-anthropocentrism, body, and identity with the interest in providing alternative perspectives on ourselves and our environment.

Reihaneh’s residency at Moosey in Norwich, this past February paved for her solo show titled „8“ at the Moosey Gallery. Besides sharing her experiences from it, she gave us a glimpse into her work dynamics.

Ira Torres was born in Zaragoza. She started her degree in Fine Arts at the Faculty of Teruel, continued her studies in Madrid, and graduated from the University of Salamanca.

In the autumn following, a student in the TransArts class at the University of Applied Arts in Vienna, the artist Kata Oelschlägel, opened the doors of her solo exhibition ‚3%‘ at Gallery Hollerei.

Tsibi Geva is one of Israel’s most prominent and influential artists. Born in 1951 in Kibbutz Ein Shemer, Israel, Geva lives and works in Tel Aviv. His works are included in major public.

Thomas shares insights into his processes, the significance of space in his practice, and the fusion of creativity between his art & cooking, as well as his transformative experiences in European cities.