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Wien Kunst

Ausstellung. SUR REALITÉ

Die Gruppenausstellung thematisiert Diskurse rund um Gleichstellung sowie Sichtbarkeit von Künstler:innen und verbindet momentane Strömungen sowie inhaltliche Schwerpunkte in der zeitgenössischen Wiener Kunstszene. Die beteiligten Künstler:innen eignen sich auf ihre, experimentelle Weise malerische Elemente an, um das Malerische in neuem Gewand und mit anderen Sujets erstrahlen zu lassen.
experimentelle Weise malerische Elemente an
Ausstellungsansicht. SUR REALITÉ

 Es geht um ein Vorstoßen zu neuen Umgangsweisen mit dem Pinsel – oder auch ohne – und das Aufarbeiten einer Verschüttung von Potenzial: weiblicher Malerei (peinture feminine). Im folgenden Interview spreche ich mit Anita und Paula, den Kuratorinnen und Organisatorinnen, über ihre Arbeit und die Bedeutung der Ausstellung.

Wie gehts dir heute? Was hast du bereits gemacht?
PM: Danke der Nachfrage, mir geht es sehr gut! Ich bin gerade in vielen spannenden Projekten involviert, was mir Kraft und Energie gibt. Mein Name ist Paula Marschalek, ich bin Kunsthistorikerin, Kulturmanagerin und führe die international agierende Kommunikationsagentur Marschalek Art Management (www.marschalek.art) mit Sitz in Wien seit Ende 2020. Damit bin ich sehr breit aufgestellt und unterstütze Projekte, Vereine, Unternehmen und Kunstschaffende in Kommunikation, PR, Social Media, Texten, Projektmanagement usw. Zu erfolgreichen Projekten zählt z.B. Raising Hands am Schwarzenbergplatz (von Julia Bugram), The Gym (produziert von Partner in Crime), das HOCHsommer Festival in der Region Südostteiermark, Südburgenland, Slowenien und die Ausstellung “Reflections of Shock” im Kunstverein Kärnten. Das ist aber nur ein kleiner Auszug der letzten Jahre.

AS: Danke, alles gut. Ich habe die letzten Tage damit verbracht Nichts zu machen, was tatsächlich eine große Herausforderung für mich darstellt. Nach einem langen Arbeitsprozess wollte ich bzw. musste ich meinem System mal ein bisschen Ruhe gönnen. Letzte Woche Freitag hatte ich meine erste Solo Show im Salon von Elektrohalle Rhomberg in Salzburg und habe demnach die letzten Monate damit verbracht im Atelier neue Arbeiten zu produzieren, was sehr schön ist, wenn man sich ganz und gar darauf einlassen kann und in sein eigenes Universum versinkt. Es dauert dann immer wieder ein paar Tage nach vollendeter Arbeit zurück in diese „Realität“ zu kommen.

Was bedeutet SUR REALITÉ für euch? PM: Für mich verbindet die Künstlerinnen der Ausstellung SUR REALITÉ das Phantasievolle, teilweise surrealistische Momente und das Eintreten in einen anderen Kosmos beim Betrachten ihrer Kunst. Das drückt der gewählte Titel für mich aus. Übersetzt heißt der Ausstellungstitel “Über die Realität” und holt die Betrachtenden recht schnell auf den Boden der Tatsachen zurück.

AS: Mit dem Titel SUR REALITÉ war es mir wichtig eben dieses jene Universum zu benennen indem man sich als Künstler/in begibt wenn man in intensive Arbeitsprozesse eintritt und sich einige Zeit nur in seinem eigenen Mikrokosmos bewegt. Jede Künstlerin betritt dabei ihr ganz individuelles Terrain und schafft dadurch neue Realitäten, die für den Betrachter über die künstlerischen Arbeiten zugänglich werden.

Welche Gemeinsamkeiten seht ihr zwischen den verschiedenen Künstler:innen in der Ausstellung?
Trotz der vielfältigen künstlerischen Praxen, der verwendeten Medien und der unterschiedlichen Herangehensweisen, gibt es deutlich erkennbare Gemeinsamkeiten. Sei es die Formensprache, die gewählten Farben oder die Sujets. Die gezeigten Arbeiten gehen in Dialog miteinander und verstärken die Aussage in einer ganz besonderen Art und Weise. In vielen Werken der ausgewählten Künstlerinnen ist ein mystisches Momentum spürbar. So ist der Kreis ein Symbol, das immer wieder auftaucht, etwa bei Anita Schmid, Elisa Alberti, Käthe Schönle und auch Sofia Cruz Rocha. Ein weiteres Sujet, das ins Auge fällt, ist der Strang oder Strom, den man als Energiestrom deuten könnte und der sich in Lavinia Lanners feinen Schwarz-Weiß Zeichnungen findet genauso wie bei Arang Chois phantasievollen Malereien. Das Gemeinsame zu betonen wird hier auf eine subtile, aber doch umfassende Art vollzogen.

Wie können wir als Gesellschaft dazu beitragen, die Gleichberechtigung auf dem Kunstmarkt und in der Kunstindustrie zu fördern?
PM: Indem wir zusammenarbeiten, Kunst von Kolleginnen fördern, Arbeiten von Künstlerinnen empfehlen oder kaufen. Es hat sich ja in den letzten Jahrzehnten einiges getan, dennoch sollte man aktiv seinen Beitrag leisten. Ich persönlich arbeite intensiv mit Frauennetzwerken in der Kunst und Kultur (IntAkt, SALOON, VBKÖ) zusammen und versuche mit der Kraft des Kollektiven einen Unterschied zu machen. Natürlich gilt es auch immer wieder aufzuklären und sich nachhaltig zu verbinden.

AS: Indem wir uns als Künstlerinnen vermehrt zusammenschließen, gemeinsam ausstellen, uns unterstützen in Arbeitsprozessen, das Individuelle, aber auch gemeinsame Potential unseres künstlerischen Schaffens sehen, betonen und somit potenzieren.

Ausstellungsansicht. SUR REALITÉ
Ausstellungsansicht. SUR REALITÉ

Welche Rolle spielt die Ausstellung SUR REALITÉ in Bezug auf die Sichtbarkeit und Gleichberechtigung von Künstler:innen?
Im Rahmen der Ausstellung wird ausschließlich Kunst von Frauen* gezeigt. Das soll zum Einen die Sichtbarkeit von weiblicher Kunst erhöhen und ein Zeichen gegen die noch immer männlich dominierte Kunstszene setzen. Zum anderen hat sich die Präsentation SUR REALITÉ zum Ziel gesetzt, eine Plattform zu formen, sich zu verbünden, Synergien zu schaffen und gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Denn, wenn wir uns zusammenschließen und gemeinsam arbeiten, können wir noch viel mehr erreichen. Gemeinsam sind wir noch stärker und sichtbarer!

Euer Fazit zur Ausstellung: Es muss mehr solcher Ausstellungen geben! Auch Galerien und Institutionen sollten das Potential weiblicher Positionen vermehrt betonen und auch hervorheben.

Marschalek Art Management – www.marschalek.art
Anita Schmid – www.anitaschmid.at