2007 stellte bereits Secundino Hernández das erste Mal in der Galerie Krinzinger aus, damals wurde er im Rahmen von Artist in Residence nach Wien eingeladen und präsentierte seine Gemälde in den Räumen der Krinzinger Projekte. Im Unterschied zu den rezenten abstrakten Arbeiten waren die damaligen Bilder stark figurativ geprägt, jedoch nicht im klassischen Sinne als Porträts oder realitätsbezogene menschliche Darstellungen, sondern figurative Kürzel wie Hände, Füße und Köpfe wuchsen aus informellen malerischen Flächen heraus. Groteske Anomalien entstanden, Persiflagen der surrealistischen Ecriture Automatique, karikierende Cadavre Exquis. Um 2010 löste sich das figurativ-abstrakt hybride System auf zugunsten eines mehr abstrakt kalligrafisch gestisch freien Zirkulierens und Schwebens auf dem Bildgrund, bei der sich Zeichnung und Malerei miteinander verbanden: grafische Kürzel, Kritzel mit Farbpatzern und Pinselstrichen. Sie allesamt ergaben ein quirlig dynamisches Flottieren im Bildraum. Manchmal wurden noch figurative Rudimente, comicartige Reste abgelagert. Fettglänzend schwarze Spuren wirken wie mit dem Filzstift gezeichnet, sie sitzen regelrecht auf der Oberfläche des Bildes, während die fein gezogenen Linien, Farbflecken und Pinselstriche in den Bildraum drängen. Die Ansammlung der zahlreichen Spuren und Formenkomplexe ähneln einer chosmischen Explosion im galaktischen Raum, die Malerei ist von der Gravitation entbunden, kennt keinen landschaftlichen Horizont mehr. Ausnahme ist ein größerer Werkblock von 2012/13, indem der Künstler noch strenge horizontale Farbstreifen eingezogen und somit den Bildern eine landschaftliche Dimension verliehen hat. Eines dieser kosmisch-dynamischen Bildraumkompositionen wurde in der Ausstellung Abstract Painting Now! in der Kunsthalle Krems 2017 präsentiert. Die Schau skizzierte einen Überblick der aktuellen internationalen Situation der ungegenständlichen Malerei. Das großangelegte Spektrum reichte von minimalistisch konstruktiven, über ornamentale bis hin zu gestisch prozessualen Positionen. Zeitlich umfasste die Ausstellung die 1970er-Jahre mit Gerhard Richter und Sigmar Polke begonnen bis hin zur aktuellen Generation mit Katharina Grosse und eben Secundino Hernández. Im Jahr zuvor traf ich erstmals auf ein Gemälde des spanischen Künstlers. Auf der Vienna Contemporary 2016 zeigte die Galerie Krinzinger ein opak-graues Bild mit informellen Spuren.
In der Folge tauchte ich in Secundino Hernández malerischen Kosmos ein, der ein schillerndes Kaleidoskop der abstrakten Praxis darstellt. Grafisch-malerisch, pastos-reduziert, räumlich-flächig, hell-dunkel, Haut und Knochen, Destruktion und Konstruktion, Zufall und Planung, emotional sinnlich und kühlminimalistisch.
Secundino Hernández (geb. 1975, Madrid) absolvierte das Studium der Malerei der Universidad Complutense in Madrid. In den letzten Jahren waren seine Werke in zahlreichen Einzelausstellungen in führenden Galerien Europas zu sehen sowie in namhaften Museen und Kunstinstitutionen. Einzelausstellungen u.a.: Meadows Museum at Southern, Methodist University in Dallas, Texas (2020), Taidehalli Helsinki (2018), CAC – Centro de Arte Contemporáneo de Málaga, (2018), YUZ Museum, Shanghai (2015), The Miettinen Collection, Maison Louis Carré, Bazoches-sur-Guyonne (2014), Rubell Family Collection / Contemporary Arts Foundation, Miami (2013); Gruppenausstellungen u.a. Mirat, Madrid, (2019); Taguchi Art Collection, Takasaki (2017), Kunsthalle Krems (2017), Royal Academy of the Arts, London (2017), Museo de Arte Contemporáneo Español, Valladolid (2013); Künstlerhaus Bethanien, Berlin (2012), Art Center Los Angeles, Los Angeles (2011), Roger Raveel Museum, Machelen (2010); Mittlerweile befinden sich seine Werke in mehreren bedeutenden institutionellen und privaten Sammlungen, darunter im Museo Patio Herreriano, Valladolid, in der Helga de Alvear-Stiftung, in der Rubell Family Collection, Miami im Kunstdepot Göschenen und in der Art Gallery of Ontario. Auszeichnungen u.a.: Generación 2007 de Caja Madrid (Erster Preis) Generación 2004 de Caja Madrid; Premio Joven 2003, Fundación General der Universidad Complutense de Madrid; Generación 2002 de Caja Madrid (Anerkennungspreis); Einzelausstellungen in der Galerie Krinzinger: 2015 Today, 2014 Four Season: Between Winter and Spring und 2010 Indigenismo. Einzelausstellung in Krinzinger Projekte: 2007 Secundino Hernández (Artist in Residence)
Ausstellungsdauer:
20. Mai – 27. Juni 2020
Öffnungszeiten:
Di – Fr 12 – 18 Uhr, Sa 11 – 16 Uhr und
gegen Voranmeldung unter: Tel +43 1 513 30 06 -11
Adresse und Kontakt:
Galerie Krinzinger
Seilerstätte 16, 1010 Wien
www.galerie-krinzinger.at