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Linz Kunst

Artists Faces von Marco Prenninger

Wie kann eine Künstler*innenpersönlichkeit auf ein Minimum reduziert und ohne die üblichen Attribute wie Pinsel oder Instrument dargestellt werden - sozusagen in einer gewissen Weise dekontextualisiert? Oder noch mehr zugespitzt: Wie nimmt man Hermann Nitsch wahr, wenn er völlig losgelöst von seinem gewohnten Umfeld und den Schüttbildern aus dem Orgien Mysterien Theater vor einem schwarzen Hintergrund auf seinen Kopf reduziert wird?

Für den Fotografen und Zeichner Marco Prenninger stand diese Frage am Beginn seiner künstlerischen Auseinandersetzung mit der Kamera für die Serie „Artists Faces“. Dieser Werkzyklus umfasst bereits mehr als 150 Doppelportraits von Künstler und Künstlerinnen, von denen 23 Arbeiten derzeit in der Galerie MAERZ in Linz gezeigt werden.

Ausstellungsbesucher Michael Kollmann und Maria Reitter
Ausstellungsbesucher Michael Kollmann und Maria Reitter

Begonnen hat alles 2011 mit Martyn Jacques von der britischen Band „The Tiger Lillies“. Um ihm einen neutralen Gesichtsausdruck zu entlocken und ihn von seiner Gewohnheit der komisch-grotesken Mimik abzulenken, bat er Martyn, die Augen zu schließen. In diesem Moment der Entspannung entstand „zufällig“ ein Foto mit geschlossenen Augen.

In seiner daraus entstandenen Serie „Artists Faces“ stellt Marco Prenninger zwei Portraits einer Persönlichkeit einmal mit offenen Augen und einmal mit geschlossenen Augen gegenüber, in dem er den Kopf vor einem schwarzen Hintergrund freistellt. Mit dieser Darstellungsform dekonstruiert er gewissermaßen das Bild, das in der öffentlichen Wahrnehmung steht und von dem beim Anblick bestimmte Assoziationen hervorgerufen werden. Prenninger zeigt die Person von einer sehr intimen Seite, die der Öffentlichkeit normalerweise verborgen bleibt.

Es entsteht ein Zustand des Wegdriftens, der einen Blick unter die Oberfläche in eine sehr private Atmosphäre gewährt und die Persönlichkeit des Menschen dahinter erahnen lässt.

Die Portraitfotografie erweitert sich durch die Bildverdoppelung und spiegelt bei der Betrachtung den Dualismus von Tag und Nacht, sowie Leben und Tod wider. Unser Leben besteht immer aus zwei Polen, die sich gegenseitig bedingen. Der Gegenpol lässt einen spüren, wie sich die andere Seite anfühlt. Der Schlaf dient als Moment der Ruhe und Entspannung, der zur Regeneration für den Körper unerlässlich ist und zu einer Reise ins Unterbewusste und zu den Träumen führt. Ein Portrait in dieser Situation ist ungewöhnlich und offenbart einen intimen Zustand der inneren Zurückgezogenheit. Der berühmte Magnum-Fotograf Erich Lessing ging sogar noch einen Schritt weiter und hat bei seinem Portrait die eigene Totenmaske vorausgesehen.

Die erste Aufnahme zeigt immer ein Dreiviertelportrait mit offenen Augen. Der bei allen Portraits leicht seitlich gerichtete Blick schafft eine Verbindung zueinander und ermöglicht durch die Reduktion auf die Schwarz-Weiß-Fotografie einen Vergleich untereinander. Wenn der wache Blick des kontrollierten Fotogesichts der Künstlerinnen verschwindet, entlockt er ihnen ein Bild, das sie selbst nicht steuern können und daher ungewohnt erscheint. Prenninger schafft mit dieser Serie außergewöhnliche Bilder von Künstlerinnenpersönlichkeiten, die so noch niemand gesehen hat.

Günter Brus
Günter Brus

Marco Prenninger konnte einige sehr wichtige nationale und internationale Persönlichkeiten für diese Serie gewinnen, unter anderem Anja Plaschg aka Soap&Skin, Jonathan Meese, Roberta Lima, Marc Ribot, Erni Mangold, Günter Brus, Daniel Richter, C.L.Attersee das Ehepaar Helene und Wolfgang Beltracchi, Deborah Sengl und Peter Weibel.

Die Kopfportraits aus der Serie „Artists Faces“ sind noch bis 28. Mai 2021 von Di – Fr, 15 bis 18 Uhr in der Galerie MAERZ in Linz im Rahmen der Ausstellung „Portraits“ zu sehen.

Adresse und Kontakt:
Galerie MAERZ
Eisenbahngasse 20, 4020 Linz
www.maerz.at