Seine Arbeitsweise beschreibt er selbst als sehr kontrolliert. Diese „Nüchternheit“, ein Überbleibsel seines Medizinstudiums, prägt seine künstlerische Praxis stark. So entstehen seine Werke meist aus intensiver Überlegung und Planung statt aus Experimenten. Obwohl ihm oft nahegelegt wurde, spontaner und intuitiver zu produzieren, gehört das Nachdenken für ihn einfach dazu. Er erklärt: „Wenn ich weiß, was ich zu tun habe, arbeite ich es ab, bis etwas dabei rauskommt – auch wenn es ewig dauert.“
Neben seiner präzisen und überlegten Arbeitsweise bildet die Schrift einen zentralen Aspekt in seinen Werken. Seine Abschlussarbeit an der Kunstakademie Nürnberg war hier der erste große Meilenstein, der das Ende seiner Beschäftigung mit der Malerei markierte. Er präsentierte eine Kollaboration mit einem Kunsthistoriker, der eine Kritik über seine typografische Arbeit verfasste. Diese Kritik übersetzte Ahnert wiederum in die gleiche Schriftform und erhob sie zur eigentlichen Arbeit.
Aktuell beschäftigt er sich mit dem lateinischen Schriftsystem, dessen Einfachheit ihn fasziniert. Während andere Schriftsysteme, wie die chinesische Schrift, bis zu 10.000 Zeichen umfassen, kommt unser Alphabet mit nur 26 aus. Fast alle dieser Zeichen lassen sich problemlos auf waagrechte und senkrechte Linien reduzieren. Dies nutzt Ahnert, um die Schrift mithilfe von Legosteinen in den dreidimensionalen Raum zu übersetzen. Die Einfachheit des Schriftsystems, das gewissermaßen auch nur aus einzelnen Bausteinen besteht, wird durch die Einfachheit der Legosteine noch weiter verstärkt. Aus dieser zweistufigen „nüchternen Vereinheitlichung“ baut Ahnert dann „Welten und Geschichten“ auf. Sein Stil ist dabei alles andere als gleichbleibend. Vielmehr liegt ihm das Arbeiten an unterschiedlichen Projekten: Selten wiederholt er etwas mehr als zwei- oder dreimal.
Hans Ahnert – www.hansahnert.com
Dieser Interview ist Teil der Sonderausgabe »PRIX«, die für die PARALLEL VIENNA 2024 produziert wurde. Link zur Sonderausgabe