Verbunden durch das gemeinsame Studium an der HfBK Dresden bei Prof. Ralf Kerbach (Fachklasse für Malerei und bildnerisches Gestalten / Bildforschung) und ihren engen Austausch untereinander haben acht Meisterschüler:innen die Ausstellung CLIFFHANGER eigenständig initiiert. Gezeigt werden Malerei, Plastik, Objekte und Installationen der Künstler:innen kurz vor ihrem Schritt in die künstlerische Freiberuflichkeit – in die Ungewissheit.
Ausstellung: Cliffhanger Epilog:Anfang. Kuratiert von Denise Ritter und Felina Wießmann
Dauer der Ausstellung: 13. Oktober bis 26. November 2023,
Künstler:innen: Robert Czolkoß, Lena Dobner, Ana Pireva, Christopher Putbrese, Aren Shahnazaryan, Felina Wießmann, Tillmann Ziola, Shengjie Zong
Robert Czolkoß: Die Bedeutung von Kunst manifestiert sich im ständigen Fragen und formuliert in der Regel keine allgemeingültigen Antworten. Kunst kann neben der ästhetischen Erfahrung z. B. etwas aufzeigen, etwas vermitteln oder das Bewusstsein erweitern. Die Nominaldefinition von Kunst ist in einer ständigen Entwicklung. Ich versuche das permanente Reproduzieren meiner Arbeitsweise formal und auch inhaltlich zu vermeiden, denn für mich ist nicht ausschließlich das Ergebnis eines Werkes entscheidend, sondern auch der Prozess, der zum abschließenden Werk führt. Die Konfrontation mit dem Unbekannten, z. B. in Form von neuen Inhalten oder auch neuen Materialien und die Auseinandersetzung zwischen mir, meiner Arbeit und dem:der Betrachter: in ist für mich essenziell. Ich möchte keine fertigen Produkte in die Welt setzen, sondern Ideen (Prototypen) für mich und den:die Betrachter:in. Ich möchte mittels meiner künstlerischen Arbeit Diskurse öffnen.
Lena Dobner: Getrieben durch den inneren Tachismus übertrage ich die Begebenheiten, die mir im Leben am wichtigsten sind, auf die Leinwand. In der wohl ältesten Bildsprache, die in unserer Menschheit existiert, der Malerei, versuche ich durch die traditionellen Genres in meiner eigenen Sprache Bilder entstehen zu lassen. Ich möchte hierzu ein paar Worte Rilkes zitieren (aus seinem Tagebuch in Florenz). Diese Sätze begleiten mich seitdem, ich Kunst mache: „Dass die Kunst in ihren Höhen nicht national sein kann, macht: Jeder Künstler wird eigentlich in der Fremde geboren, er hat nirgends eine Heimat außer bei sich.“ h. Und seine Werke, welche die Sprache dieses Landes verkünden, sind seine eigentlichst. „Erlebnisse und Geschichten, Bekanntschaften und Beziehungen finden sich in explosiven Szenen in ihren Bildern wieder. er.
Ana Pireva. Ein zentraler Aspekt von Pirevas künstlerischem Ausdruck ist ihr Fokus auf die Malerei auf Papier. Sie erforscht introspektive Themen durch den Einsatz archaischer Bilder, Objekte und Motive und schafft so eine visuelle Landschaft, in der sie über sich selbst und ihre Erfahrungen reflektieren kann. Abstrakte, folkloristisch inspirierte Kompositionen, Materialität und fließende kalligraphische Pinselführung sind Schlüsselelemente in Pirevas Werken. Darüber hinaus erforscht sie ihre Bildsprache weiter in den Medien des Steindrucks und Papierschöpfens und investiert intensiv in die Herstellung ihrer eigenen Materialien, darunter Tinte, Aquarell und Papier. „Nebelhafte Flächen verlaufen ineinander. Durch Farbkontraste und Pinselspuren treten Formen hervor, welche oft erst auf den zweiten Blick als Gegenstände und Körper erkennbar werden.
Christopher Putbrese: Meine Kunst ist wie Feuer, sie frisst Holz, sie ist Wasser, gibt Fischen einen Lebensraum. Erdig im Geschmack und ohne Luft macht sie nicht satt. „Freude, Überraschung, Angst, Wut, Ekel, Trauer, Verachtung. Christopher Putbrese widmet sich den Momenten und Gefühlen des Alltags. Seine Arbeit beginnt meist dort, wo andere verschämt zur Seite schauen.
Aren Shahnazaryans Gemälde zeichnen sich durch energische Pinselführung, einen kühnen Ansatz zur Bildgestaltung, sowie durch Form und Farbe in einer intensiven visuellen Sprache aus. Er schreibt den visuellen Elementen seiner Werke keine feste Bedeutung zu, sondern versucht, in jedem Stück eine Atmosphäre zu schaffen, welche seine persönlichen Erfahrungen und Empfindungen reflektiert. Er ist dem kreativen Prozess zutiefst gewidmet und arbeitet intensiv an jedem Gemälde, bis es einen einzigartigen und unverwechselbaren.
Felina Wießmann: In meiner Arbeit stelle ich die Malerei auf die Probe. Durch ihre eigene Sensibilität und bildnerische Kraft lote ich den Zwischenschritt zur Medialisierung, neuen Lesarten und schneller Tranformierbarkeit in der Kunst aus. Der Fokus hierbei liegt auf der Wiederholung und Auflösung der Figur im Raum. Abstrakte Gefühlswelten und Gedanken werden verdichtet. Der einsame und stille Prozess des Malens ist in vielerlei Hinsicht unterstützend: analytisch, selbstvergessen und gleichzeitig selbst befragend. Währenddessen befinde ich mich immer auf der Suche nach einer abstrakten Wahrhaftigkeit, welche mich im Innersten bewegt. „Die Farben verlaufen auf der Leinwand und verleihen den Bildern den Eindruck einer Momentaufnahme. Wie in einer Fotografie werden kurze Einblicke in Situationen gewährt. Durch den geschmeidigen Pinselstrich und die tropfende Farbe entsteht eine Dynamik und Bewegtheit im Bild, welche glaubhaft macht, dass sich das Gesehene.
Tillmann Ziola. Zu wachsen für den Zuwachs. Immer mehr konsumieren, um noch mehr zu sein. Passiv konsumieren. Der Mensch muss den Mund nur öffnen, die Umgebung ist gefüllt mit Konsum. Sobald der Mensch dieses tut, sich öffnet, entwickelt sich ein kaum aufzuhaltender Sog in ihn hinein. Das Angebot an Konsum, das in ihn hinein strömt, ist Nahrung, die niemals satt macht. Und der Mensch füllt und füllt sich, bis er, um sein Verlangen zu stillen, den Mund nicht mehr schließen wollen wird. Ist es eine, traditionell gesehen, mütterliche Geste oder doch eher ein Aufzwingen. Konsumieren um des Konsumierens willen, entfernt sich vom Zweck. Die beiden Figuren in Fütterungszeit sehen stark aus, können aber eigentlich nur noch sitzen. Zwei Haufen, die immer größer werden und damit immer immobiler. Die passive Figur nimmt es stillschweigend hin, hat sich zurückentwickelt und wird, wie im unmündigen Alter, gefüttert. Der Mund, der ihr mal zur Aussprache gedient hat, ist zur Einbahnstraße geworden.
Shengjie Zong: In meiner Arbeit geht es um eine Art räumliche Konstruktion, die es ermöglicht, dass Bilder oder Bilder von Stadtlandschaften gleichzeitig in verschiedenen Medien koexistieren oder sich verbinden. Es ist ein Weg, etwas Unsichtbares durch die Methode der Modelle zu reproduzieren, wenn gewöhnliche Bilder ihre Wirkung verlieren. Oder das Gefühl des Quasi-Sichtbaren, das ich empfinde, wenn ich Städte, Netze, Stadtlandschaften betrachte. „In seiner künstlerischen Praxis bezieht sich Shengjie Zong auf Jean Baudrillards philosophische Theorie von „Simulacra und Simulation“. Er beschäftigt sich dabei mit verschiedenen Ebenen der Abstraktion von Symbolen und Fragen nach der Realität, in der wir leben und wodurch diese zustande kommt.
Adresse und Kontakt:
Künstlerhaus Dortmund
Sunderweg 1, 44147 Dortmund
www.kh-do.de
Das Künstlerhaus Dortmund wird seit 1983 von Künstler:innen als Atelierhaus und Ausstellungsort für zeitgenössische und experimentelle Kunst in Selbstorganisation geführt. Das Künstlerhaus ist Spielstätte für Werke aller Kunstrichtungen – Malerei, Bildhauerei und Grafik ebenso wie Fotografie, Film, Video, Rauminstallationen und Neue Medien. Dieses Spektrum spiegelt sich sowohl in den Arbeitsfeldern der Mitglieder als auch in den Ausstellungen wider, die von den Mitgliedern als Gruppenausstellungen mit externen Künstler:innen organisiert werden. Regelmäßig wird das Künstlerhaus von internationalen Gästen für Residencys und ortsbezogene Neuproduktionen genutzt.