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Linz Kunst

Georg Pinteritsch im Interview

Die Auseinandersetzung mit Leere ist ein zentrales Thema in der Arbeit von Georg Pinteritsch, etwa in der Installationsreihe „Tell your wife to eat my corpse and when she is done eating my corpse, you'll eat her!", ein fortlaufender Serienzyklus, bestehend aus kleinformatigen Grafiken, Malereien, Objekten und Videos.
georg pinteritsch
Georg Pinteritsch. Atelier Salzamt, Linz

Seine Arbeiten kombinieren die Ästhetik und Gesten mittelalterlicher Bildwelten mit streng geometrischen Linien. Sie erzählen von sonderbaren Ritualen und ungenannten Orten, die durch ein unsichtbares Netz aus Linien- und Formkonstruktionen zusammengehalten werden. Inhaltlich beschäftigt ihn das Spiel mit symbolträchtigen Motiven und existenzialistischen Fragestellungen unter Einbezugnahme von gesellschaftlichen wie technologischen Entwicklungen sowie der damit einhergehenden Veränderung von Wahrnehmungsformen.

O.T. tryptich_2019_Marker Tusche Buntstift Akryl auf Karton_162x64cm
O.T. tryptich, Marker Tusche Buntstift Akryl auf Karton, 162x64cm, 2019

Wie kamst du zur Kunst?
Ich erinnere mich daran, dass es in meiner Kindheit so eine Zeit gab, in der Zeichnen das Erste war, das ich nach dem Aufstehen gemacht habe. Oft bin ich aufgestanden, sofort in die Küche, habe mir einen Stift geholt, mich auf den Schoß meiner Mutter gesetzt und gezeichnet. Vielleicht als kindliche Form der Bewältigung oder Beschäftigungstherapie. Teilweise funktioniert mein Hirn wie ein Schwamm, der alles aufsaugen muss, vor allem neue Dinge. Das muss dann in irgendeiner Form aber auch wieder raus. Im Grunde ist das heute noch so. Durch das Kunststudium hat sich dieser Zugang etwas professionalisiert. 2008 kam ich in die Malerei-Klasse der Linzer Kunstuni. Ein Wunder, dass sie mich mit meinem damaligen Portfolio genommen haben. Hat mich glücklich gemacht. Woanders wollten sie mich nicht.

Wie kommst du an deine Themen ran? Führst du Skizzenbücher?
Ich habe Stapel an Skizzenbüchern. Der Inhalt muss aber nichts mit späteren Arbeitsvorhaben zu tun haben. Ich zeichne und notiere ständig alles Mögliche. Darin verstecken sich die Dinge, welche später als Ideen ausgeformt werden. Die Themenfindung selbst passiert aber meistens impulsartig. Natürlich habe ich Themen, die mich immer wieder beschäftigen. Vieles aus der mittelalterlichen Buchmalerei fasziniert mich z. B. die naiv anmutenden Lösungsansätze in Bezug auf die Wirklichkeit, ihre kompositorischen Experimente und insbesondere die Verschiebung von Sinn, Wert und Nutzen bestimmter Bildelemente im Vergleich zur Gegenwart. Wichtig ist mir nur, dass die Ideenfindung nicht zu journalistisch wird, im Hinblick auf übertriebene Recherche. Ich glaube da irgendwie stark an die Notwendigkeit des Unbewussten und will Dinge machen, die ich selbst nicht ganz verstehen kann oder niemals verstehen werde. Dieses Unverständnis könnte sich für den Betrachter: innen als etwas Wertvolles herausstellen. Wenn ich nicht verstehe und auch sie/er nicht verstehen, so kann man durch dieses Nichtverstehen eventuell gemeinsam etwas Neues entdecken.

Kannst du uns den Prozess ein wenig beschreiben?
Die gezeichnete Linie, welche Flächen und Formen voneinander trennt, ist mir selbst einer der wichtigsten Punkte. Sie bestimmt Position und Komposition, teilt die verschiedensten Flächen und ist ein fundamentaler Baustein meiner zeichnerischen und malerischen Arbeit. Mir ist es wichtig, dass dem Bild eine unsichtbare Ordnung innewohnt, welche alle Elemente ausrichtet. Sobald dieses Grundgerüst steht, geht es mir stark um den unbewusst schöpferischen Aspekt, welchen ich im Prozess des Zeichnens ständig suche. Dieser kann nicht erzwungen werden, aber mir hilft es dabei, meinen Fokus auf Details zu setzen. Darin verliere ich mich gerne in den Details, es hat etwas Meditatives. Die besten Bilder sind immer die, die natürlich wachsen können. Meistens bereiten sie einem im Prozess aber auch die größten Probleme. Viele meiner Arbeiten sind sehr klein und ich arbeite oft Monate an einem Bild. Ich bin mir nicht sicher, ob dieses Verfahren in unsere schnelllebige Zeit passt, aber vielleicht kann man diese Langsamkeit oder entschiedene Vertiefung auch als eine Form von Protest verstehen.

„horse of plow“. Was hat es damit auf sich?
Horse of plow, also Pferd des Pflugs, ein Pflugpferd oder Ackergaul oder Arbeitspferd. Schwere, große, behäbige Pferde, die langsam, lange und mühselige Arbeiten verrichten.

Deine größte Leidenschaft abseits der Kunst?
Musik

Du lebst ja in Linz. Wie würde deine Linz-Kampagne aussehen?
Ich glaube, ich würde Themen ansprechen, die rein gar nichts mit dieser Stadt zu tun haben. Ich würde Idealvorstellungen verkaufen, wie auf Postkarten.

Georg Pinteritsch
Georg Pinteritsch. Foto: Alessandra Carosi

Woran arbeitest du gerade?
Ich arbeite an einer neuen Serie. Die Bildwelten spielen sich in Gärten ab. Alles ist irgendwie schöner als bei den alten Arbeiten. Liebe und Garten. Vieles davon werde ich voraussichtlich im Mai 2022 in Wien im KLUCKYLAND zeigen.

Georg Pinteritsch – www.georgpinteritsch.com, www.instagram.com/horse.of.plow/