Im Mai trifft das Publikum im Supergau auf die Arbeiten von über 30 KünstlerInnen. Alle setzen sich mit der Frage auseinander, ob ländliche Regionen außergewöhnliche Orte zeitgenössischer Kunst sein können. Hier im Supergau arbeiten Gemeinden, Bewohner*innen und Künstler*innen zusammen und schaffen Räume, in denen alle Betrachter*innen und niemand Expert*In sein muss.
Supergau Landkarte – Zur Orientierung Eine neue Landschaft braucht nicht nur neue Ansichtskarten, sondern auch eine neue Landkarte. Sie hilft bei der Orientierung durch den Supergau. Darauf findet sich viel Wissenswertes über das Festival, die künstlerischen Arbeiten und programmatisches. Auf Anfrage schicken wir ein gedrucktes Exemplar mit der Post zu.
Die KünstlerInnen und Ihre Arbeiten. Trotz all der Weitläufigkeit des Festivals haben sich räumliche Zusammenhänge ergeben, die ein dichtes Erleben von mehreren Arbeiten ermöglichen. Rund um den Wolfgangsee sind gleich fünf Projekte täglich zu erleben: der Audiowalk „Sirrende Mücken im surrenden Licht“ von Flora Schausberger, der uns in einer Tour durch Strobl leitet und die Fiktion von Realität manchmal nur schwer unterscheiden lässt. Neue Perspektiven bietet auch die Arbeit „Belvedere Flachgau“ von Fabian Ritzi und Maria Kanzler auf dem Dach der Eni Tankstelle in Strobl. Ob weiter mit Bus oder Schiff – gleich in der Nähe ist „Straining Field“ von Alice von Alten zu besuchen, die sich mit der Wahrnehmung von und dem Umgang mit Natur beschäftigt.
Gegenüber an der Badestellte von Lueg findet sich ein ganzer Parcours von Videoarbeiten. „Techno Scapes“ ist jederzeit mit dem eigenen Smartphone zu erleben oder während des Festivals in begleiteten Touren mit den KünstlerInnen des Golden Pixel Collective. Wer dann am Abend noch zum Sundowner am See verweilen möchte, kann mit Beginn der Dämmerung die wunderbar poetische Arbeit „Metarmorphosis“ von Miriam Hamann sehen. Sie verweist auf die Tiefe des Wolfgangsees und macht einen Raum auf, der dem Auge verborgen bleibt. Die Busfahrten selber werden mit Wolfgang Obermair und Peter Fritzenwallner und ihrem Projekt „Bustopia“ zum Erlebnis, wenn man zur rechten Zeit am rechten Ort ist. Bushaltestellen werden auch zu temporären Orten der Kunstvermittlung und der Forschung: ob als Fahrrad-Erzähl-Werkstatt im Projekt Zukunft mit Zukunft, (eine Kooperation mit dem Forschungsprojekt „Räume kultureller Demokratie“, Wissenschaft & Kunst), oder auch zu Konzertorten und Treffpunkten für Wanderungen. Rund um die Trumer Seen findet sich dann eine weitere Verdichtung künstlerischer Projekte. Schwer zu ertragen im doppelten Sinne ist die Arbeit „Zaunbewegung“ von Angelika Wischermann, die in mühseligen kleinen Schritten ihren Weg entlang des Obertrumer Sees mit fünf Bauzaunelementen finden muss, Hilfe ist nicht erwünscht. Nur das Feierabendbier teilt sie gern mit ihren Zaungästen. Auf der gegenüberliegenden Seite des Sees, beim Teufelsgraben, besuchen wir „St.Peter“ – eine immersive theatrale Performance des Wiener Kollektivs Nesterval – Herr Finnland und Frau Löfberg. Ob das Stück in der Gemeinde Seeham als begehbare Dreharbeiten für eine adaptierte Filmversion oder als tatsächlicher Theaterbesuch zu erleben sein wird, entscheidet Corona.
Eine gewisse Leichtigkeit steckt wohl in der Arbeit von Moritz Matschke und Anna Pech, die mit mit ihrer Heißluftballon-Skulptur „Das Gelbe vom Gau“ die Sonne nach Belieben aufgehen lassen können. Sie irritieren mit dieser Arbeit und laden zugleich zu Austausch und Performances im wabernden Gebilde.
Wer außer Busfahren lieber zu Fuß gehen mag, den lädt das Festival zur Wanderung durchs Ursprunger Moor und zur theatralen Auseinandersetzung mit Anna Adensamers „Heilige Scheiße“, konkreter: dem Kreislauf vom Essen zum Scheißen zum Essen. Von hier in wenigen Gehminuten entfernt, erreicht man „Tribunal“ von Clemens Mairhofer, der eine kontemplative Sound- und Rauminstallation beim E-Spannwerk Elixhausen entwickelt hat, die zum Verweilen lädt.
Ein weitere Soundforscher und Komponist ist Stefano D´Alessio, der mit seiner Arbeit „Here, Somewhere Else“ an zwei ungewöhnlichen Orten zu sehen ist. Sowohl auf dem Dorfplatz in Elixhausen als auch im historischen Strandbad Mattsee, vier Mal kurz nach Sonnenuntergang. In Mattsee treffen wir außerdem auf eine neue Arbeit der Gruppe 19. In einer Prozession werden sie „die Eisheiligen“ zu Grabe tragen.
Apropos Sonnenuntergang: dessen musikalische Einleitung wird an sechs Tagen von Georg Nussbaumers „Gaugeläut“ übernommen: drei tonnenschwere Kirchenglocken und 3 Kranfahrzeuge durchkreuzen als gleichschenkliges Dreieck den nördlichen Supergau und laden die BesucherInnen ein, jeweils die Hörmittelpunkte zu erforschen.
Und zwischendurch trifft man sich immer wieder am Superort in Hof. Die Arbeiten von Clemens Bauder und Constructlab (Alexander Römer) bewegen sich zwischen Architektur, Urbanismus, bildender Kunst und Design. Der „Superort“ ist eine Strohbauhütte und eine temporäre begehbare Strohballenskulptur, die während des Festivals in Workshops partizipativ verändert und gestaltet wird und bespielt wird.
Wer sich tatsächlich auf den Weg macht um allen Stationen der „Erdmigration“ nachzuspüren, die Lukas Gwechenberger und Anna Stadler in Handarbeit „umgesetzt“ haben, sollte sich am letzten Festivalsamstag mit einer ordentlichen Portion Explosion bei der „Almwiesensymphonie“ belohnen – dazu gibt es dann auch noch eine Performance der Wiener Sängerin und Erfinderin Lissie Rettenwander, die als eine von vielen weiteren „Partygästen“ das Festival bereichert und von Anna Lerchbaumer und Andreas Zißler auf das Zwölferhorn geladen wurde.
Supergau für zeitgenössische Kunst
14. – 24. Mai 2021
1000 Quadratkilometer, 18 Projekte, 1 Festival
Flachgau, Land Salzburg, Österreich
Alle Informationen weiteren findet man auf www.supergau.org