Wie bist du zum Tanz gekommen?
Meine Eltern erzählen mir immer, wie ich als 4-Jährige im Italienurlaub war, sobald ich Livemusik gehört habe, auf und davon war und meinen Weg auf die Tanzfläche machte. Und die dann notfalls auch komplett alleine zu meiner Bühne gemacht habe. Nachdem ich mir gewünscht hatte, zum Ballett gehen zu dürfen, und der Wunsch nach einem Jahr noch immer so groß war, durfte ich mit 5 Jahren in meine erste Tanzstunde. Und seitdem habe ich einfach nicht mehr aufgehört zu tanzen.
Welche Lernprozesse durchläuft man?
Der größte Lernprozess für mich: Perfektionismus auf der Seite zu lassen, seine individuelle Stimme zu finden und schlechte Tage versuchen, mit Humor zu nehmen. Um tatsächlich als Vollzeittänzerin zu arbeiten, muss man den Prozess genießen, sonst gibt man irgendwann auf. Es gibt so viele Talente, am Ende des Tages geht es darum, ob man den Biss hat, in schlechten Zeiten durchzuhalten und die Leidenschaft nicht zu verlieren. So schön der Job ist, und ich möchte keine Sekunde etwas anderes tun, muss man auch Opfer bringen. Ich sehe meine Familie nicht sehr oft und bin am anderen Ende der Welt. Stabile Beziehungen, sowohl in Freundschaft als auch in Liebe, sind keine leichte Sache. Ich bin meistens die, die bei wichtigen Ereignissen bei Familie und Freunden nicht da ist. Ich habe gelernt, jede Seite vielleicht nicht unbedingt zu lieben, aber mit positivem Gefühl zu akzeptieren. Man kann einfach nicht alles haben, und ich habe mich für meinen Traum, auf der Bühne zu stehen, entschieden.
Wann fühlst du dich frei?
Bei Konzerten im Freien umgeben von guten Freunden und absolut im Hier und Jetzt sein.
Welchen Stellenwert hat der Ausdruckstanz in der Gesellschaft?
Das ist keine leichte Frage, da ich so tief in der Performance-Szene bin, dass ich manchmal das Gefühl habe, dass die ganze Welt sowieso Bescheid weiß. Verlasse ich die Blase, in der ich mich manchmal treiben lasse, muss ich meinen Job schon erklären. Den Begriff „Contemporary Dancer“ gibt es bei uns eher seltener und das, was ich mache, noch weniger. Meine Familie und enge Freunde kennen sich zum Glück aus.
Was hat sich in den letzten zehn Jahren geändert – bezogen auf Social Media?
Social Media hat an Bedeutung gewonnen und ist ein wichtiger Bestandteil meines Self-Marketings geworden. Bei Auditions muss man oft sein Instagram-Profil angeben, Kunden schreiben einen über Facebook an etc. Ich bin tatsächlich schon oft nur über meine Social-Media-Profile gebucht worden. Deshalb ist es wichtig, dass man sich um seinen Feed kümmert und ihn mit guten Fotos und Videos up to date hält. Ich habe zwar eine Website, aber Instagram ist mein Portfolio Nr. 1.
Mit welchem Wiener Künstler würdest du gerne zusammenarbeiten?
Ich würde extrem gerne mit Bilderbuch zusammenarbeiten. Ich bin ein großer Fan ihrer Musik und bin bei den großen Konzerten dabei. Als Zuschauer. Die Jungs sind so verrückt und authentisch. Ich wäre gerne bei einem Ihrer kreativen Prozesse dabei und würde gerne wissen, was in den Köpfen von Maurice und Co. so vor sich geht.
Was sind deine nächsten Ziele?
Nach Las Vegas ziehen Anfang nächsten Jahres. Dafür steht schon alles in den Startlöchern. Ich bin bei einer der weltweit größten Agenturen (go2talent) unter Vertrag, werde am Millennum Dance Complex in Las Vegas unterrichten und mit Alex Little bei großen amerikanischen Dance-Conventions coachen. Ein Ziel, das noch nicht ganz fix ist, aber mein großer Traum: für Cirque du Soleil zu arbeiten. Das kommt dann hoffentlich auch in den nächsten Jahren.
Julia Katharina Wutte – www.instagram.com/_juliakatharinaw/