Vornehmlich introvertiert im Alltag, nutzt sie die interpretationsbedürftige Sprache der Fotografie als angemessenes Medium, um ihre idiosynkratische Auffassung der Welt und auch ihr Gefühlsleben, zuweilen verklausuliert, zu vermitteln. Nach Abschluss des Masterstudiums in Mathematik und Philosophie arbeitet sie nun an ihrer Dissertation in Mathematik. Ihrem Ruf als Enfant terrible der Modeszene nachkommend, verbürgt sich RMS\error unverhohlen der Antithese „Ich bin das Hässliche im Schönen und der Unsinn im Sinn“. Damit unterläuft sie einerseits das anrührige Schöne und andererseits die konsolidierten, stilistischen Normen.
Kunst und Mathematik – Wie passt das zusammen?
Die Mathematik ist bekanntlich der hohe Turm der reinen Vernunft. Es wird aber oft geflissentlich übersehen, dass die Mathematik auch der hohe Turm der reinen Schönheit ist. Bereits G.H. Hardy proklamierte: „Die Werke eines Mathematikers müssen schön sein wie die des Malers oder Dichters; die Ideen müssen harmonieren wie die Farben oder Worte. Schönheit ist die erste Prüfung: es gibt keinen Platz in der Welt für hässliche Mathematik.“ Das Mass an Schönheit in der Mathematik ist zum Beispiel ein Indiz dafür, ob eine Gleichung oder ein Beweis richtig sein kann. Hässliche Formeln deuten darauf hin, dass etwas nicht stimmen kann (oder das endgültige, vereinfachte Resultat noch nicht vorliegt).
Ästhetik und ansehnliche Proportionen sind also inhärenter Bestandteil der Mathematik, die ihrerseits ästhetiktheoretische, epistemische als auch ontologische Aspekte aufweist.
Was inspiriert dich?
Leider habe ich ein verlässliches Quell der Inspiration noch nicht entdeckt. Vielmehr kulminiert sich im Laufe der Zeit ein bestimmtes Gefühl, das ich dann gerne nach außen vermitteln möchte – man könnte dies als Sublimation verstehen. Ich versuche mir dann jeweils vorzustellen, wie ich das Gefühlte adäquat zum Ausdruck bringen könnte. Und welche Bildsprache die gewünschte Reaktion evoziert. Die Inspiration kommt also gleichsam von innen.
Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Ich vermähle gerne vermeintlich antagonistische (Stil-)Elemente, Subkulturen und Themenbereiche. Damit lassen sich Konventionen aufkündigen und es entsteht der nötige Raum, um über meine visuell kommunizierte Absicht zu räsonieren.
Was empfindest du als die größte Herausforderung?
Da gibt es wohl zwei Hürden, die jedes Mal neu zu nehmen sind: Einerseits möchte ich vermeiden, missverstanden zu werden. Eine gewisse Provokation ist bewusst Programm, aber dennoch ist es kein Aufruf zum Gezänk. Manchmal führt dies zu einer Gratwanderung zwischen freiem Ausdruck und erwünschter Konformität.
Andererseits sind es die organisatorischen Stolpersteine, insbesondere wenn ich mit einem kreativen Team zusammenarbeite. Da zerschellen die hochtrabenden Ansprüche und Vorstellungen schnell am Boden der Realität.
Was müssen unsere Leser unbedingt über dich wissen?
Das Wissen um die allgegenwärtige Sinnlosigkeit und absolute Vergänglichkeit unserer Existenz vereitelt oft meinen kreativen und intellektuellen Impetus. Ich kämpfe täglich gegen den alles vereinnahmenden Nihilismus an.
Woran arbeitest du gerade? Welche Pläne hast du für 2022?
Aufgrund der Pandemie sind die größeren Projekte außer Sichtweite geraten. Ich habe mich auf dilettantische Soloprojekte beschränkt. Ich plane also, die verstaubten Projekte wieder auszugraben und endlich wieder mit einem kreativen Team zu kollaborieren. Ich muss mich aber erst langsam wieder aufwärmen.
Kommst du mal nach Wien?
Ich war bereits öfters in Wien und würde sehr gerne wiederkommen. Allerdings nur sehr ungern im Winter – da ist es mir schlichtweg zu kalt.
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