Wie ist der Nerma Linsberger Preis zustande gekommen?
Durch meine vielschichtige Tätigkeit als Architektin bin ich mit den Machern der UNBLOCK Art Fair in Berlin in Kontakt gekommen und war von dem Konzept von Anfang an ganz begeistert. Die vielen unterschiedlichen Künstler:innen, die an diesem Ort Ihre Ateliers haben, sind für mich sofort zu einer Inspiration geworden – und diese Muse wollte ich dann eben fördern. Wissen Sie, der kulturelle Austausch ist keine Einbahnstraße – er verläuft in beide Richtungen.
Sie führen ein eigenes Architekturbüro in Wien. Hat der Kunstpreis auch eine architektonische Konnotation?
Bei mir hat vieles eine architektonische Konnotation und – auf der einen oder anderen Gedankenebene – sicherlich auch dieser Preis. Es ist aber durchaus der Fall, dass es mir bei dem Preis in erster Linie darum geht, Talente zu finden, die mich überraschen. Auf die ich in der täglichen Ästhetik meiner Arbeit vielleicht gar nicht stoßen wurde. Der Preis fördert so auch mich – in meiner Entdeckerkraft.
War dieser Preis ausschließlich an junge Künstler*innen gerichtet?
Nein. Das Konzept der Messe sprach mich eben deswegen an, weil kein Barrieren unterstützt werden, die man sonst vor allem im Bereich Markt trifft wenn es um Kunst geht. Ageism ist da ein ernstes Problem. Bei dem Preis geht es ausschließlich um Talent und Schaffenskraft – egal in welcher Generation dies geschieht.
Der Nerma Linsberger Art Award ist der erste Kunstpreis, dessen Trophäe als NFT vergeben wird. Wie darf man sich das vorstellen?
Der Vorschlag kam von den beiden Kuratoren der UNBLOCK, Jan Gustav Fiedler und Denis Leo Hegic und ich fand die Idee ganz reizend. Jede Auszeichnung ist letztendlich etwas fiktives und die Wertigkeit, die wir einem Preis zusprechen ergibt sich immer aus dem gesellschaftlichen Kontext, nie aus dem physischen Wert der Trophäe. Für mich geschieht das Suchen und Entdecken neuer Talente stets in Zwischenräumen – und genau dort findet sich auch diese Trophäe. Ein realer Preis, virtuell artikuliert.
Was hat den Ausschlag gegeben für Marie-Charlotte Nouza als Preisträgerin?
Marie-Charlotte begeistert mit ihrer Art, alltägliche Situationen in ihren Leinwänden darzustellen. Beim Betrachten ihrer Arbeiten habe ich stets das Gefühl tatsächlich in Berlin zu sein, die Bilder spiegeln exakt genau das wider, was ich an dieser Stadt seit vielen Jahren liebe. Nouzas Werke sind unkonventionell, pointiert und dieser Künstlerin steht eine glänzende Karriere bevor.
Die UNBLOCK Art Fair findet an einem architektonisch durchaus ungewöhnlichen Ort statt. Wie haben Sie diesen, als Architektin, empfunden?
Der Ort ist tatsächlich irre. Die Messe befindet sich mitten im ehemaligen Stasi-Sperrgebiet in Ostberlin, das jahrzehntelang nicht einmal auf der Stadtkarte verzeichnet war. Dieser Nicht-Ort hat sich nun in einen sehr präsenten Ort von Kreativität pulsierend, verwandelt. Mein Eindruck ist, das es dort, egal ob im historischen Kontext oder im Jetzt, stets um Freiheit geht. Und schließlich ist das auch das Wesen der Architektur.
UNBLOCK | fair art fair Berlin – www.unblock.berlin
Nerma Linsberger – www.nermalinsberger.com