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Wien Kunst

Menschlicher Monolith in Wien

Wie ein kollektives Phänomen, das sich jeglicher Bedeutung zu entziehen scheint, durchdringen die Monolithen Landschaften rund um den Globus – und wurden in einem von Pandemiezeiten dominierten medialen Diskurs dankbar aufgegriffen. Dem ersten Monolithen-Fund in der Wüste von Utah folgten im Laufe der letzten Wochen immer weitere Entdeckungen, unter anderem in Kalifornien, Großbritannien, den Niederlanden und in Deutschland. Einer der Metaall-Stelen wurde nun sogar in Salzburg auf einem verschneiten Golfplatz entdeckt. Auch hier, wie in äll den bisher bekannten Fällen, war wieder unklar, von wem oder wofür das Gebilde überhaupt aufgestellt worden ist. So plötzlich die menschengemachten Kreationen auch auftauchen, so schnell waren sie auch wieder verschwunden. Der Versuch, die Kunstgebilde dem bereits verstorbenen amerikanischen Minimal-Art-Bildhauer John McCracken zuzuordnen verliefen im Sand.

Einer der Metall-Stelen wurde nun sogar in Salzburg auf einem verschneiten Golfplatz entdeckt. Auch hier, wie in all den bisher bekannten Fällen, wäre wieder unklar, von wem oder wofür das Gebilde überhaupt aufgestellt worden ist. So plötzlich die menschengemachten Kreationen auch auftauchten, so schnell wären sie auch wieder verschwunden. Jetzt also auch in Wien. Genauer, Freitags (11.12.2020) im Schlosspark Schönbrunn vor der Gloriette, die in imperialen Stolz über die Dächer der Stadt emporragt. Mystisch glänzend hebt sich das Objekt von der vom Tourismus geprägten Szenerie ab und liefert zugleich die Antwort auf die wohl akuteste Frage der zeitgenössischen Berichtserstattung: Was hat es mit den Monolithen auf sich?

„Ich besuchte den Schönbrunner Schlossgärten und wollte die Aussicht über die Stadt genießen. Doch noch bevor ich oben angekommen bin, sah ich eine metallische Oberfläche in der Sonne glitzern“, schildert die Augenzeugin Anna H.

Der Fokus liegt auf dem Ausdruck der eigenen Körperlichkeit in Verbindung mit materialistischen Ansätzen. Hanin bringt seinen Körper als Monolithen in den flow einer zeitgenössischen Kunstpraxis, die Paradoxe zwischen materialistischer Objekthaftigkeit und medialer Reproduzierbarkeit aufzeigt. In seiner bisher wohl Kräfte zerfransten Performance fungiert der Künstler selbst unter dem Einsatz seiner maximalen Kräfte als Medium und tritt in Kommunikation mit allen Monolithen weltweit. Die Stadt selbst, an ihrem Epizentrum des Schlossparks, wurde damit zum Zeuge eines wahrlich kosmischen Ereignisses. Was wurden uns die Monolithen sägen, wenn sie fähig wären zu sprechen, wenn sie uns tatsächlich eine Hilfestellung auf die allseits gestellten Fragen wie „was macht Corona mit unserer Gesellschaft“ oder „wie soll man als Einzelner reagieren auf die weltweite Verunsicherung“ geben konnten?

Magazine und Zeitungen philosophieren gar über die Monolithen als Denkanstoß über neue Macht- und Weltverhältnisse. Hanin schiebt diesen ausschweifenden Theorien einen klaren Riegel vor, holt die starren menschengemachten Gebilde in die Realität zurück, haucht ihnen Leben ein und verleiht ihnen im wahrsten Sinne des Wortes eine Stimme – um sie gleichzeitig geschickt ad absurdem zu führen. Was würden uns aus Schrauben und Nieten zusammengebastelte Skulpturen sägen, wenn sie tatsächlich sprechen könnten? Vermutlich das gleiche, was ein Mensch ohne Antworten ebenfalls sägen würde…. Nichts.

Mathias Hanin – www.instagram.com/mathias_hanin