Neben dem Filmkörper oder auch der abgelaufenen, von Zeit gezeichneten Emulsion des Filmstreifens, spielen die Filmtechnik der Kamerafahrt und die Figur der Spirale die Hauptrollen in der Gestaltung der Arbeit vs (oder virtual spiral). Auf filmkünstlerische Art und Weise wird sich der Bewegung von Zeit selbst, der Dauer, dem Körperhaften von Zeit oder dem Zeitlichen von Körper angenähert. Gegenläufige Bewegungen, Distanz und Nähe oder auch Tiefe und Oberfläche führen hier einen ständigen Dialog. Die Spirale zieht sich durch den Film und dessen Reflexionen in der Ausstellung. Für den Effekt der Spiralbewegung hat die Künstlerin und Filmemacherin Lydia Nsiah eine Kamerafahrt- Apparatur erfunden, deren Bewegungen während des Filmens live steuerbar sind. In der Ausstellung reperformt virtual spiral immer wieder den Körper-Rhythmus der projizierten Filmarbeit.
Im Bild: Found Footage Aufnahmen von Datenzentren, den physischen Körpern unserer allgegenwärtigen und gleichzeitig ephemeren Data Cloud. Durch einen mehrteiligen Abfilmungsprozess überlagern sich die Medien Video und 16mm Film. Digitales, Analoges, Artefakte, (Film-)Schichten und Übersetzungen kulminieren. Der von der Künstlerin Hui Ye komponierte Sound stellt den hypnotischen, spiraligen Datenkörperbildern einen immersiven Klangraum gegenüber.
Neben virtual spiral zeigt Lydia Nsiah Auszüge ihrer mehrteiligen Arbeitsserie zum Vergessen: to forget und guts (2019) – das Kunstbuch zum Film mit demselben Titel und Laufschrift im Abspann-Format mit Zitaten aus Fiktionen von James Baldwin, Octavia E. Butler, Lydia Davis, Audre Lorde, Toni Morrison u.a.
Zur Künstlerin: Die Künstlerin, Filmemacherin und Autorin lebt und arbeitet in Wien, und unterwegs. Sie hat in Bildender Kunst an der Akademie der bildenden Künste Wien sowie in Film- und Medienwissenschaft an der Universität Wien diplomiert und u.a. in Berlin (Humboldt & Freie Universität Berlin), Montreal (McGill University) und Amsterdam (EYE Film) studiert. Sie beschäftigt sich mit Leerstellen, Zwischenräumen und Untergründen mittels Film, Fotografie, Text und Installation. Ihre Arbeiten verinnerlichen und transformieren gefundene und gedrehte, analoge und digitale Gedächtnisbilder wie -töne. Ihre Themen sind Vergessen und Erinnern, Virtualität, Fehler und Error, antikoloniale Praxis, Filmkunst und Gebrauch, und das Fotofilmische. Ihre Arbeiten werden international in Rahmen von Ausstellungen, Filmfestivals und Screenings gezeigt.
Ausstellung: Lydia Nsiah. Virtual spiral
Ausstellungsdauer: 6. Mai — 4. Juni 2021
Soft Opening: Donnerstag, 6. Mai von 15 – 19 Uhr
Private Einzelführungen: mit der Bildraum-Leitung nach Vereinbarung unter sira-zoe.schmid@bildrecht.at
Artist Talk: Freitag, 21. Mai 2020 um 19 Uhr Claudia Slanar im Gespräch mit Lydia Nsiah (max. 8 Personen & nur nach Voranmeldung)
Adresse und Kontakt:
Bildraum 1
Strauchgasse 2, 1010 Wien
www.bildrecht.at
Lydia Nsiah – www.lydiansiah.net