Daran anschließend eröffnet sich ein Round Table mit zehn Protagonistinnen, die jede in Bezug auf Weiblichkeit und Schönheit ein eigenes Thema besetzt. Wie in vielen ihrer Werke zeigt Reisinger einen multi- perspektivischen Blick auf die Realität als Frau, die sexuelle Objektivierung des weiblichen Körpers und die Gewalt der Öffentlichkeit.
Im Kontext der Semmelweis Frauenklinik erhält Jovana Reisingers Werk, das über kritische Betrachtungen der Schönheitsindustrie hinaus ein vielschichtiges Bild von Weiblichkeit zeichnet, eine besondere Relevanz. In einem ehemaligen Operationssaal ist der Film „Beauty is Life“ innerhalb einer ortsspezifisch entwickelten Installation präsentiert. Die Geschichte des Raums, in dem Frauen über Jahrzehnte Kinder geboren haben sowie diverse medizinische und kosmetische Eingriffe an ihren Körpern vorgenommen wurden, bildet den Ausgangspunkt für die Präsentation des Films.
Die artifizielle Lichtsituation in dem hellrosa gefliesten Saal wird durch die farbintensiv changierenden Folien an den Fenstern erzeugt. Die nahezu sterile und künstliche Atmosphäre verweist auf das im Film zu sehende Setting eines Beauty-Salons. Über die 23-minütige Laufzeit können Besucherinnen auf weißen Behandlungsliegen und Arbeitshockern Platz nehmen. Die Gesamtinstallation greift Charakteristika der ursprünglichen Nutzung des Raumes auf und bereitet die Besucherinnen gleichzeitig auf ihr bevorstehendes „Treatment“ vor.
In der einzigartigen Verbindung aus ortsspezifischen und filmischen Inhalten, wird Reisingers Arbeit zu einem bedeutungsvollen Beitrag in Bezug auf aktuelle feministische Debatten, Gender- Fragen, Identitäts- und Körperpolitik. In direkter Linie und Weiterentwicklung der feministischen, österreichischen Film-Avantgarde seit den 1970er Jahren zeigt Reisinger eine komplexe Auseinandersetzung mit der Ökonomie des Körpers. Der Film „Beauty is Life“ wird erstmals in Wien dem österreichischen Publikum vorgestellt.
Und wann denkst Du, dass Du schön bist?
Die Präsentation findet mit großzügiger Unterstützung der Universität für angewandte Kunst Wien und der Mepix Handels KG statt.
Jovana Reisinger (*1989 in München, DE) ist Autorin, Regisseurin und bildende Künstlerin. Sie drehte diverse Kurzfilme, die in Ausstellungen und Festivals unter anderem in der Kunsthalle Osnabrück (2020–2021), Goethe Institut Paris (2020), yi: project space Beijing (2019), im KV – Verein für zeitgenössische Kunst Leipzig (2019), im Kunstverein München (2018) und bei den Kurzfilmtagen Oberhausen (2017, 2019, 2021), Kurzfilm Festival Hamburg (2021), Underdox Festival (2017, 2019, 2020), Woche der Kritik (2019) gezeigt wurden. Reisinger veröffentlichte bislang die zwei Romane „Still Halten” (2017) und „Spitzenreiterinnen“ (2021) und schreibt die Menstruations-Kolumne „Bleeding Love“ für Vogue Germany.
Aktuell zu sehen: Parallel Vienna 2021, Haus A, Raum A001
Jovana Reisinger – www.jovanareisinger.de